Matinee im RadioKulturhaus Wien würdigte das literarische Gesamtwerk der Autorin – Jury betont sprachliche Kraft und gesellschaftliche Relevanz
Mit einer festlichen Matinee im Wiener RadioKulturhaus wurde am Sonntag, 5. Oktober 2025, der Christine Lavant Preis zum zehnten Mal verliehen. Die Auszeichnung ging an die deutsche Schriftstellerin Ulrike Draesner, die von der Jury für ihr umfangreiches literarisches Werk und ihre thematische wie sprachliche Vielschichtigkeit gewürdigt wurde.
Rund 200 Gäste verfolgten das vielfältige Programm, das literarische Beiträge mit musikalischen Elementen verband. Schauspielerin Sophie von Kessel interpretierte Texte Draesners, begleitet von den Musiker:innen Edgar Unterkirchner, Hannah Senfter und Tonč Feinig, die mit ihrer Musik eine atmosphärische Brücke zur Literatur schlugen.
Jury würdigt Werk mit großer Gegenwartsrelevanz
In seiner Laudatio hob Andreas Unterweger, Mitglied des Literarischen Beirats der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft, die besondere Bedeutung von Draesners Schreiben hervor. Die Autorin überzeuge mit ihrem Gesamtwerk, das sich durch eine hohe sprachliche Präzision, thematische Tiefe und gesellschaftliche Relevanz auszeichne.
Draesners Werke thematisieren zentrale Fragen der Gegenwart – Erinnerung, Flucht, Vertreibung, Körperlichkeit und Identität – und tun dies aus dezidiert weiblicher Perspektive. Ihre Bücher seien fordernd, aber nicht überfordernd, belehrend, aber nie belehrend, so die Jury. In ihrer Sprache spiegle sich eine poetische Kraft, die weit über das rein Literarische hinausreiche.
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Literarisches Lebenswerk mit vielen Facetten
Ulrike Draesner, geboren in München, ist eine der vielseitigsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Sie verfasst Lyrik, Prosa und Essays und ist auch als Übersetzerin tätig. Neben literarischen Einzelwerken wie Schwitters, Die Verwandelten oder penelopes sch( )iff. arbeitet sie häufig an intermedialen Projekten, die Literatur mit Bildender Kunst, Musik oder Performance verbinden.
Draesner ist vielfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Eichendorff-Literaturpreis, dem Usedomer Literaturpreis und dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds. Sie lehrt seit 2018 als Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.
Literaturszene würdig vertreten
Zur Preisverleihung kamen zahlreiche Vertreter:innen aus Kunst, Kultur und Literatur, darunter Valentin Oman, Yevgeniy Breyger (Preisträger 2023), Kathrin Schmidt, sowie Robert Huez vom Literaturhaus Wien. Auch Gertrud Aichem-Degreif, Kulturattachée der Deutschen Botschaft, war unter den Gästen. Veranstaltet wurde die Preisverleihung von der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft, deren Protektor Hans Schmid anwesend war.