Ulf Drabek, Eveline Brandstätter, Karlheinz Kornhäusl und Gerhard-Stark
©Laura SchaffelhoferDie KAGes hat bei ihrer Pflegemanagementtagung in Graz Wege aufgezeigt, wie die Gesundheitsversorgung langfristig gesichert werden kann. Neben einer Neuberechnung des Personalbedarfs steht auch ein Pilotprojekt mit der TU Graz im Fokus.
Zwischen knappen Ressourcen, rechtlichen Anpassungen und technologischen Entwicklungen stand bei der diesjährigen Pflegemanagementtagung der KAGes im Steiermarkhof in Graz die Frage im Mittelpunkt, wie die Pflege der Zukunft gestaltet werden kann.
Rund 200 Führungskräfte aus dem Pflegebereich diskutierten unter dem Motto „Aktuelle Herausforderungen in der Pflege – Personalbedarf neu denken“ über Strategien, um die Versorgung langfristig zu sichern.
Pflegepersonal als strategischer Schlüssel
Rund 9.500 Personen sind derzeit in der Pflege der KAGes beschäftigt – darunter etwa 6.000 diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger:innen, 400 Pflegefachassistent:innen und 3.100 Pflegeassistent:innen. Sie bilden die größte Berufsgruppe innerhalb der KAGes. Obwohl aktuell eine Vollbesetzung vorliegt, zeigt die demografische Entwicklung einen steigenden Bedarf an Pflegepersonal. Laut einer Prognose der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) müssen österreichweit bis 2030 rund 51.100 Pflege- und Betreuungskräfte neu oder nachbesetzt werden.
Um den Bedarf künftig zu decken, müssten allein in der Steiermark etwa sieben Prozent der Maturant:innen ein Pflegestudium absolvieren. Parallel dazu verändern sich auch die rechtlichen Rahmenbedingungen: Die Novellen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes (GuKG) seit 2016 haben die Kompetenzen von Pflegefachassistenz und diplomierten Pflegekräften erweitert. Gleichzeitig basiert die derzeitige Personalbedarfsberechnung noch auf einem Modell aus dem Jahr 2006 – trotz einer Evaluierung 2013, deren Ergebnisse heute als überholt gelten.
Pilotprojekt mit TU Graz
Vor diesem Hintergrund startete die KAGes ein Pilotprojekt in Kooperation mit der Technischen Universität Graz. Ziel ist es, mithilfe routinemäßig dokumentierter Leistungsdaten Prozesse einer Modellstation am LKH Südweststeiermark, Standort Deutschlandsberg, zu analysieren. Daraus sollen Prognosen und Optimierungspotenziale für den künftigen Pflegebedarf abgeleitet werden.
Im Zentrum steht ein ressourcen- und kompetenzorientierter Ansatz: Die Zusammensetzung der Pflegeberufe soll künftig stärker an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden. So unterscheiden sich etwa die Bedürfnisse auf einer Bettenstation deutlich von jenen in einer Tagesklinik oder Ambulanz. Der Personaleinsatz soll dadurch flexibler und bedarfsgerechter gestaltet werden.


Auf dem Podium: Othmar Grabner, Eveline Brandstätter, Harald Tockner, Michael Halmich und Thomas Bredenfeldt
Fokus auf Entlassungsmanagement
Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war das Entlassungsmanagement. Durch die Bildung von sieben großen Krankenhausverbünden mit neuen Versorgungseinheiten wie Tages- und Wochenkliniken gewinnt die standortübergreifende Zusammenarbeit an Bedeutung.
Expert:innen für Entlassungsmanagement sind zunehmend über mehrere Standorte hinweg tätig, um Wissen zu bündeln und Versorgungsketten zu optimieren – von der stationären Aufnahme bis zur Nachsorge zu Hause. Eine enge Abstimmung mit Hauskrankenpflege, Pflegeheimen, Pflegedrehscheiben und Hausärzt:innen soll Versorgungslücken verhindern. Idealerweise beginnt das Entlassungsmanagement bereits bei der Aufnahme, um Patient:innen und Angehörige frühzeitig auf die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt vorzubereiten.
Stimmen zur Tagung
Landesrat Karlheinz Kornhäusl betonte die zentrale Rolle der Pflege im Gesundheitssystem: „Die Pflege ist das Rückgrat unseres Gesundheitssystems – und sie steht infolge gesellschaftlicher und demografischer Entwicklungen vor tiefgreifenden Veränderungen. Besonders das Entlassungsmanagement ist ein Schlüssel für eine nahtlose Versorgung.“
Die KAGes-Vorstände Gerhard Stark und Ulf Drabek verwiesen auf die enge Verzahnung von Pflege und Medizin: „Pflege und Medizin gehören untrennbar zusammen. Die Pflege ist nicht nur unterstützend, sondern prägend für die Qualität der Gesundheitsversorgung.“
Für Eveline Brandstätter, Direktorin für Pflege der KAGes, liegt der Fokus auf zukunftsfähigen Strukturen: „Veränderungen bedeuten auch Chancen. Mit Projekten wie der Personalbedarfsberechnung 2.0 und der Optimierung des Entlassungsmanagements schaffen wir Grundlagen für eine langfristig gesicherte Gesundheitsversorgung in der Steiermark.“