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Wie Gänseblümchen, Löwenzahn oder Sonnenblume gehört der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) zur Familie der Korbblütler. Anders als seine insektenbestäubten Verwandten kann Beifuß heftige allergische Beschwerden auslösen. Schon geringe Mengen - fünf Pollen pro Kubikmeter in der Luft - des Blütenstaubs können bei sensibilisierten Allergikern heftige Reaktionen wie Niesen, Augenjucken, Atemnot oder sogar Asthma auslösen.
Der Pollenflug des Korbblütlers unterliegt kaum Schwankungen. "Die Saison verläuft jedes Jahr wie ein Uhrwerk. Sie startet Anfang Juli und Mitte August gibt es einen ersten Peak", weiß Markus Berger, Leiter des Österreichischen Polleninformationsdienstes. Die Klimaerwärmung habe keinen Einfluss auf Startdatum und Belastungsgipfel, weil die Pflanze nicht auf Temperatur, sondern auf Lichtwellenlänge reagiert, die sich nicht verändert.
Sehr wohl aber hat der Klimawandel Auswirkungen auf die Dauer der Saison. "Inzwischen geht der Pollenflug bis weit in den Oktober hinein mit einem zweiten Belastungsgipfel Mitte September", so Berger. Relevante Belastungen wird es daher bis Ende September geben.
Der Einjährige Beifuß (Artemisia annua) ist - wie sein heimischer Verwandter Artemisia vulgaris - ein Mitglied der Korbblütler-Familie. In der traditionellen chinesischen Medizin wird er seit Jahrhunderten als Heilpflanze geschätzt. Doch seine Ausbreitung in Europa hat eine weniger heilsame Seite. "Das allergene Potenzial des Einjährigen Beifuß ist sehr hoch", warnt Berger. Er verursache im Osten und Südosten Österreichs einen zweiten Pollenbelastungs-Gipfel, "der mittlerweile stärker ausfällt als jener der heimischen Art. Es sieht ganz danach aus, als würde Artemisia annua den Gemeinen Beifuß zunehmend verdrängen".
Vor allem im Osten Österreichs stellt der Neophyt ein wachsendes Problem dar. Die Blütezeit des Einjährigen Beifuß fällt dazu mit hohen Ozonwerten zusammen. "Das Reizgas kann allergische Beschwerden noch verstärken", weiß Berger. Ob Artemisia annua tatsächlich stärkere Symptome auslöst als der Gemeine Beifuß und welche Rolle das Ozon dabei spielt, wird derzeit untersucht.
Um Menschen mit Pollenallergie zu unterstützen, hat der Österreichische Polleninformationsdienst die digitale Assistentin "Pollee" entwickelt. Der KI-gestützte Chatbot ist rund um die Uhr erreichbar und liefert schnelle, personalisierte sowie kostenlose Informationen - basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Daten des Polleninformationsdienstes. "Pollee greift ausschließlich auf geprüfte Quellen zurück. Dadurch sind die Antworten korrekt und qualitätsgesichert", betont Berger. Die KI lerne kontinuierlich dazu, indem sie die anonymisierten Daten der Nutzerinnen und Nutzer mit den gemessenen Pollenkonzentrationen abgleicht und so ihre Vorhersagemodelle verbessert.
"Mit Pollee beginnt ein neues Kapitel in der Polleninformation. Wir erfahren dadurch erstmals in Echtzeit, was Allergiker wirklich beschäftigt - und wie wir sie noch besser unterstützen können", zeigte sich Berger am Wochenende überzeugt.
( S E R V I C E - Der Österreichische Polleninformationsdienst (ÖPID) ist ein Zusammenschluss der lokalen Polleninformationsdienste und zählt aktuell 25 Messstellen ("Pollenfallen") im ganzen Land. In den kommenden zwei Jahren ist der ÖPID in mehrere EU-Projekte mit einem Volumen von fast zwei Millionen Euro eingebunden. Alle Angebote beruhen auf den Erkenntnissen wissenschaftlicher Arbeit und sind kostenlos für die österreichische Bevölkerung zugänglich. Die Dienstleistungen sind unter www.polleninformation.at abrufbar. Aktuelle Meldungen gibt es zusätzlich per E-Mail-Newsletter, via Facebook, Telegram, Signal, Instagram und als kostenlose Pollen+ App)
ARCHIV - Eine Beifuß- Ambrosia-Pflanze (Ambrosia artemisiifolia), aufgenommen im brandenburgischen Cottbus (Archivfoto vom 11.09.2007). Das Allergien auslösende Unkraut Ambrosia breitet sich nach Angaben der Berliner Charite rasend schnell in Deutschland aus. Das Gewächs sei deshalb auf dem neuen Pollenflugkalender für Deutschland aufgeführt, teilt das Allergie-Centrum der Charite am Dienstag (19.02.2008) in Berlin mit. Foto: Patrick Pleul dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++