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Alkohol und Schlaganfall: Exzessives Trinken begünstigt Hirnblutungen

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©Vinicius "amnx" Amano

Starker Alkoholkonsum von drei oder mehr Drinks täglich steht mit früheren und schwereren Hirnblutungen in Verbindung. Experten raten zu Blutdruckkontrolle, Bewegung und weniger Salz.

Es gehört für viele zum Alltag, am Abend ein Glas Wein oder beim Sport ein Bier zu trinken. Doch ab wann wird aus Gewohnheit ein Risiko für das Gehirn? Eine neue Studie in der Fachzeitschrift Neurology zeigt: Regelmäßiger hoher Alkoholkonsum von drei oder mehr Getränken am Tag steht in Verbindung mit schwereren Hirnblutungen und früher einsetzenden Langzeitschäden am Gehirn. Die Arbeit wurde am 5. November veröffentlicht.

Was die Studie zeigt

Die Forschenden definieren starkes Trinken als drei oder mehr alkoholische Getränke pro Tag. In der Auswertung traten intrazerebrale Blutungen bei diesen Personen im Durchschnitt elf Jahre früher auf als bei Menschen, die weniger tranken. Zudem waren die Blutungen schwerer und mit früheren Anzeichen langfristiger Hirnschädigung verbunden. Grundlage sind Daten von 1.600 hospitalisierten Erwachsenen mit einer medianen Altersangabe von 75 Jahren am Massachusetts General Hospital in Boston; die Gruppe war überwiegend weiß.

Wie häufig sind Hirnblutungen?

Eine intrazerebrale Blutung entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn reißt, Blut austritt und umliegendes Gewebe schädigt. Nach Expertenangaben entfallen etwa 15 bis 20 Prozent aller Schlaganfälle auf solche Blutungen, der Rest sind überwiegend ischämische Schlaganfälle durch Gefäßverschlüsse mit Sauerstoffmangel im Gewebe. Blutungsbedingte Schlaganfälle gelten insgesamt als gefährlicher und häufiger mit Behinderungen verbunden. In den USA erleiden jährlich rund 795.000 Menschen einen Schlaganfall, davon sind 10 Prozent Hirnblutungen.

Wer besonders gefährdet ist

Das Risiko für eine Hirnblutung steigt mit dem Alter deutlich, vor allem nach etwa 55 Jahren. Der wichtigste Risikofaktor ist Bluthochdruck, der mit zunehmendem Alter häufiger wird; fast die Hälfte der erwachsenen US-Bevölkerung hat Hypertonie. Als mögliche Symptome werden Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und Nasenbluten genannt, auch wenn Bluthochdruck häufig unbemerkt bleibt. In jüngeren Altersgruppen tragen zunehmendes Übergewicht, Diabetes und erhöhter Blutdruck zu mehr Schlaganfällen bei.

Alkohol und andere Substanzen

Alkohol kann den Blutdruck erhöhen und so das Schlaganfallrisiko steigern. Besonders riskant ist neben dauerhaft hohem Konsum auch Rauschtrinken, das in den USA 17 Prozent der Erwachsenen betreiben; 6 Prozent trinken nach offiziellen Kriterien stark. Zusätzlich erhöhen illegale Substanzen wie Kokain, Methamphetamin und andere Stimulanzien sowie injizierte Drogen das Risiko für Hirnblutungen. 2024 litten in den USA 29,7 Millionen Menschen ab zwölf Jahren an einer Alkoholmissbrauchsstörung.

Risiko senken: Was jetzt hilft

Wer sein Risiko reduzieren will, sollte den Blutdruck regelmäßig prüfen lassen und bei erhöhten Werten konsequent handeln. Aerobe Bewegung wie zügiges Gehen senkt nachweislich den Blutdruck; hilfreich sind eine aufrechte Haltung, aktiver Armschwung und bewusstes, auch nasales Atmen. Auch Ernährungsumstellungen wirken: weniger Salz und eine mediterrane Kost entlasten Herz und Gefäße.

  • Blutdruck regelmäßig messen und dokumentieren.

  • Alkohol klar begrenzen oder ganz vermeiden.

  • Regelmäßig zügig gehen oder moderat trainieren.

  • Salz reduzieren und frisch kochen.

  • An mediterrischer Ernährung orientieren.

  • Bei Bedarf Medikamente mit Ärztin oder Arzt abstimmen.

Für Menschen nach einer Hirnblutung oder mit MR-Hinweisen auf erhöhtes Blutungsrisiko empfehlen Fachleute, Alkohol ganz zu meiden oder nur äußerst selten zu trinken. Genannt werden bis zu sechs Gelegenheiten pro Jahr, dabei nie mehr als ein Glas innerhalb von 24 Stunden.

Grenzen der Daten

Die Studie beruht auf retrospektiv erhobenen Angaben, was zu Verzerrungen führen kann. So könnten Betroffene oder Angehörige den früheren Konsum nach einem einschneidenden Ereignis wie einer Hirnblutung überschätzen. In einem prospektiven Design würden Trinkmengen vor dem Ereignis erfasst. Zudem stammt die Stichprobe aus einem einzelnen Zentrum und ist demografisch nicht repräsentativ, was die Übertragbarkeit einschränken kann.

Die Ergebnisse unterstreichen den gesundheitlichen Preis hohen Alkoholkonsums: Er erhöht nicht nur die Schwere von Hirnblutungen, sondern lässt sie auch früher auftreten. Prävention bleibt der wirksamste Hebel, allen voran die Kontrolle des Blutdrucks und eine klare Begrenzung von Alkohol. Wer Risiken kennt und gegensteuert, kann die Wahrscheinlichkeit eines schweren Schlaganfalls messbar senken.

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