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Nahrungsergänzungsmittel für Kinder und Jugendliche: sinnvoll oder gefährlich?

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Als Eltern möchte man sichergehen, dass es dem Nachwuchs gut geht und an nichts mangelt. Auch hinsichtlich Vitaminen und Mineralstoffen. Der Griff zu Nahrungsergänzungsmitteln scheint in diesem Zusammenhang naheliegend. Doch ist das wirklich notwendig? Sind Nahrungsergänzungsmittel für Kinder und Jugendlichen vielleicht sogar gefährlich? Und wie sinnvoll ist der Hype um Protein, den man vor allem auf Social Media beobachten kann?

Schädliche Nahrungsergänzungsmittel?

Der weltweite Markt für Nahrungsergänzungsmittel war 2021 knapp 152 Milliarden US-Dollar groß, ein Anstieg auf 300 Milliarden US-Dollar im Jahr 2028 wird erwartet. Das heißt: Nahrungsergänzungsmittel sind vor allem ein großes Geschäft. Kein Wunder, dass alle Erzeuger ein großes Stück vom Kuchen haben wollen und uns von allen Seiten mit Werbung für ihre Produkte locken. Egal, ob auf Social Media oder andernorts ist diese immer öfter auch gezielt auf Eltern zugeschnitten. Spezielle Nahrungsergänzungsmittel für Kinder und Jugendliche sollen den Nachwuchs mit allem versorgen, was er für ein gesundes Leben braucht.

Doch das ist in vielen Fällen etwas ganz anderes, als die Werbung suggeriert. Es sind nämlich weder Pillen noch Kügelchen, Vitamin-Gummibärli oder sonstige Supplements. Die Grundlage für eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen bildet eine ausgewogene Ernährung, das betonen auch die Fachleute des Vereins für Konsumenteninformation (VKI): "Gesunde Kinder benötigen keine Nahrungsergänzungsmittel." Im Gegenteil, diese seien oft überdosiert. Bei wasserlöslichen Vitaminen (C, B) wird der Überschuss über den Urin ausgeschieden und führt nur in Extremfällen zu Folgeerscheinungen wie erhöhtem Krebsrisiko oder geschädigten Nervenzellen.

Bei fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) ist jedoch Vorsicht geboten. Sie speichert der Körper in der Leber und im Fettgewebe. Ein Übermaß an Vitamin A kann dann zu chronischen Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Leberschäden und Knochenproblemen führen. Eine Überdosis Vitamin D hingegen erhöht den Kalziumspiegel im Blut. Das schädigt die Nieren und kann Herzrhythmusstörungen verursachen. Vitamin E und K beeinflussen die Blutgerinnung. Blutungen oder Thrombosen können die Folge sein. Ernüchternd: Eine Untersuchung des VKI im Jahr 2024 ergab, dass von 23 für Kinder beworbenen Präparaten 15 mindestens eines der enthaltenen Vitamine oder Mineralstoffe über dem Referenzwert lag.

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Wann Supplements sinnvoll sind

Kinder und Jugendliche, die sehr abwechslungsreich essen, deren Speiseplan also viel Gemüse, Obst und Proteinquellen enthält, müssen sich in der Regel keine Sorgen um ihre Nährstoffversorgung machen. Wer ganz sicher gehen möchte, kann über ein Blutbild im Labor den Versorgungsstatus erheben lassen und im Bedarfsfall, also nur beim Vorliegen eines nachgewiesenen Mangels und nach ärztlicher Rücksprache mit Supplements gezielt nachhelfen. Typische Fälle sind Eisenmangel, der bei menstruierenden Mädchen auftreten kann, Vitamin D-Mangel in sonnenarmen Regionen im Winter oder Vitamin B12 bei veganer Ernährung.

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Woran erkennt man hochwertige Nahrungsergänzungsmittel?

Entscheidet man sich für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, ist es wichtig, auf die Qualität der gewählten Produkte zu achten. Dabei hilft ein Blick aufs Etikett. Unabhängige Siegel (GMP, NFS/USP, IFOS) und ein Chargen-Zertifikat (COA) aus einem sogenannten ISO-17025-Labor sind ein Zeichen für hohe Qualität. Zudem sollten auf dem Etikett die sinnvolle Dosierung ebenso angeführt sein wie alle Wirkstoffe inklusive Mengen. Je weniger Zusatzstoffe, desto besser. Ein weiteres Plus ist es, wenn der Ort der Produktion und die Rohstoffherkunft ersichtlich sind und es Hinweise auf die richtige Lagerung gibt. Seriöse Hersteller geben in ihrer Kommunikation keine Heilsversprechen und raten zur ärztlichen Abklärung bei Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme.

Proteinpulver für Jugendliche

Ebenfalls befeuert durch Social Media nimmt vor allem unter Jugendlichen ein vermeintlicher Gesundheitstrend Überhand: Protein. In Zusammenhang mit dem Hype, der aktuell rund um Fitnesstraining herrscht, sehen viele in Proteinpulver, -shakes und -riegeln eine Abkürzung zum gewünschten Muskelwachstum. Fast scheint es, als wäre der Shaker oder der Riegel ein Must-Have in der sogenannten Gym-Culture. Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren brauchen allerdings nur 0,9 bis 1 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Bei bewusster Ernährung kann man diese sehr einfach ohne Supplements durch Quellen wie Tempeh, Hülsenfrüchte, Eier, Fleisch und Milchprodukte decken.

Auch Protein sollte nicht in Übermaß konsumiert werden. Denn extrem hohe Proteinzufuhr kann bei jungen Nieren problematisch sein. Greift man zu Shakes, Pulvern und Riegeln, sollte man das bewusst tun, nicht als Ersatz für echte Lebensmittel. Auch in diesem Fall lohnt sich der Blick auf die Inhaltsstoffe. Oft sind diese nämlich mit Zucker, Süßungsmitteln, Aromen oder Fett versetzt oder verfügen über hohen Kaloriengehalt. Tracking-Apps wie Yazio können dabei helfen, den Jugendlichen zu visualisieren, dass sie genügend Protein durch die Ernährung aufnehmen können.

Wollen Jugendliche Proteinpulver oder -riegel konsumieren, sollte das die Ausnahme bleiben. Bei der Auswahl ist es wichtig, auf hohe Qualität und geprüfte Inhaltsstoffe zu setzen. Molkenprotein (Whey), Casein, Soja- oder Erbsenprotein sind in der Regel hochwertig, vor allem, wenn sie eine Zertifizierung durch eine unabhängige Stelle vorweisen können. Zum Beispiel durch NSF Certified for Sport oder Informed Sport.

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