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Von Masse zu Klasse: Der Boom der Private Member Clubs

Aktualisiert
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7 min
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©Bild: Getty Images/istockphoto

Exklusiv, elegant, elitär – Private Member Clubs erleben derzeit auch in Wien einen echten Boom. Welche Merkmale sie auszeichnen, was sie kosten und warum in Zeiten von Social Media und allgegenwärtiger Kommunikation Intimität, Zurückgezogenheit und Privatsphäre wieder an Bedeutung gewinnen.

Private Members Clubs haben sich in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil vieler Metropolen entwickelt. Vom Core Club in New York bis zum SoHo House in London: Die exklusiven Häuser, die nur Mitgliedern offenstehen, versprechen Rückzug, Exklusivität und vor allem ein Umfeld, in dem hochkarätige Kontakte geknüpft werden können.

Auch Wien entdeckt diese Form der Clubkultur für sich. Im November eröffnet die Sircle Collection mit The Cover im 7. Bezirk einen neuen Privatclub. Elitär wolle man aber nicht sein, betont die Gruppe, vielmehr gehe es um einen Treffpunkt für Kreative und Unternehmer, einen Ort zwischen Co-Working-Space, Wellbeing-Tempel und Kulturplattform. „Wellbeing“, „Work-Life“ und „Community & Culture“ bilden die drei tragenden Säulen des Konzepts.

Gemeinsam statt einsam

„Die Jahre im Homeoffice haben gezeigt, dass digitale Nähe analoge Begegnung nicht ersetzt. Wir sehen eine bewusste Rückkehr zu kuratierten, physischen Räumen für Austausch und Inspiration. The Cover bietet genau das: verlässliche Orte mit Programm, Ritualen und Community-Momenten, die Zugehörigkeit stiften, statt nur einen weiteren Arbeitsplatz“, sagt Myriel Walter, Vice President Brand & Membership bei der Sircle Collection.

Wie in anderen Metropolen, gilt auch in Wien: Private Members Clubs sind ein abgeschlossener Kreis. Meist bewerben sich Interessierte selbst oder werden von bestehenden Mitgliedern vorgeschlagen, bevor ein Auswahlprozess startet. „Die Auswahl erfolgt wertebasiert“, betont Walter. Beitrag zur Community, Offenheit, Verantwortungsbewusstsein zählen Walter zufolge mehr als Prestige.

Wer es reinschafft, profitiert nicht nur von Kontakten: Bars, gehobene Gastronomie, Arbeits- und Meetingräume, Seminarräume, Fitness- und Wellnessbereiche zählen in vielen Clubs zur Standardausstattung. The Cover soll sogar über ein eigenes Kino verfügen. Strenge Privatsphäre-Regeln – etwa Fotografierverbote in bestimmten Bereichen, Social-Media-Vorgaben, keine Veröffentlichungen ohne ausdrückliche Zustimmung und andere Vorschriften – garantieren Mitgliedern Diskretion.

Doch es geht nicht nur um Rückzug, sondern vor allem um Begegnung. „Gemeinschaft entsteht durch geteilte Erlebnisse und aktive Teilhabe. Wir kuratieren Begegnungsräume, regelmäßige Kultur-, Business- und Lernformate. Mitglieder können selbst Initiativen starten, vom Salonabend bis zum Mentoring, und prägen so die Kultur des Clubs mit“, erklärt Walter.

Eine Frage des Geldes

Private Members Clubs inszenieren sich als Orte des guten Geschmacks. Auf über 1.000 Quadratmetern setzt The Cover auf eine Mischung aus Moderne und Vintage, an den Wänden hängen Werke von Rosemarie Trockel oder Bernd und Hilla Becher. Im Raumdesign verbinden sich warme Texturen mit sorgfältig gesetztem Licht, akustischen Ruheinseln und einer Möblierung, die sich flexibel an unterschiedliche Nutzungen anpasst.

So viel Style hat seinen Preis: Die Einschreibgebühren liegen zwischen 175 und 550 Euro, die Jahresmitgliedschaften zwischen 1.430 und 1.870 Euro. Damit ist The Cover etwas günstiger als das bereits etablierte Pendant Am Hof 8 im ersten Bezirk, wo Mitglieder zwischen 1.500 und 5.000 Euro Einschreibgebühr und monatlich zwischen 75 und 200 Euro Mitgliedsbeitrag zahlen.

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Luxuriös: The Cover soll am 1. November in Wien eröffnen. Interessierte können sich bereits jetzt bewerben.

Private Members Clubs gelten nicht zuletzt aufgrund der hohen Beiträge als exklusiv und homogen. Walter widerspricht: „Wir sprechen Unternehmer, Kreative, Kultur- und Tech-Profile sowie unternehmerisch denkende Corporate-Talente an, divers in Alter und Herkunft, vereint durch Haltung und Neugier.“

Der unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedener Alters- und Einkommensschichten sei man sich durchaus bewusst: „Jüngere Mitglieder suchen Flexibilität, Co-Creation und Vernetzung, Mitglieder ab 50 schätzen Ruhe, Qualität und Tiefe. Unser Programm balanciert beides.“ Vielfalt und Gleichstellung sind Teil des Konzepts. „Wir achten auf ausgewogene Panels, Female-Forward-Formate, Mentorings und Gastgeberinnen-Rollen. Bewerbungs- und Programmprozesse sind transparent, Frauen werden aktiv eingeladen, Programme zu kuratieren und Netzwerke aufzubauen – und nicht nur teilzunehmen“, so Walter.

Neben regulären Mitgliedschaften gibt es zudem „Young Talent“-Optionen für Interessierte unter 30 Jahren. Walter: „Ziel ist Vielfalt, nicht Exklusivität um ihrer selbst willen.“

Modernes Nomadentum

Für internationale Gäste will The Cover ein Ankerpunkt sein. „Internationals sind für Wien essenziell. Wir bieten englischsprachige Formate, ‚soft landing‘-Events, City-Insider-Guides und Verbindungen in lokale Szenen – von Kunst über Wissenschaft bis Diplomatie.“ Auch Vielreisenden will man eine Anlaufstelle bieten: Als Mitglied kann man zum Beispiel vergünstigt in den Hotels der Gruppe absteigen.

The Cover will kein reiner Prestige-Club sein: „Wir definieren uns über Programm-Tiefe, kuratierte Community und zugängliche Haltung, nicht über Dresscode oder Statussymbole“, so Walter. Private Members Clubs, so scheint es, sind mehr als ein luxuriöses Lifestyle-Accessoire. Sie antworten auf ein gesellschaftliches Bedürfnis nach menschlicher Nähe, Qualität und Rückzug. Globale Beispiele zeigen die Bandbreite: Die legendären SoHo Houses gelten als Inbegriff der modernen Clubkultur und sind längst eine internationale Marke mit Häusern in allen Teilen der Welt. In Mailand wiederum positioniert sich jüngst The Wilde als Club einer neuen Generation, der Kunst, Kulinarik und Kultur in einem luxuriösen Setting verbindet.

Ob in Wien, London oder Mailand: Private Member Clubs wollen sich als Orte der Exklusivität und Zugehörigkeit zugleich positionieren. Entscheidend wird sein, ob sie diese Balance auch halten können. Denn Exklusivität bedeutet immer auch Ausgrenzung.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 40/2025 erschienen.

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