Die Schweizer Hauptstadt überrascht mit kulinarischen Traditionen, mittelalterlicher Altstadt und einzigartigen Ausblicken. Von Toblerone und Mandelbärli bis zum BärenPark und dem Zentrum Paul Klee: Bern lässt sich am besten genussvoll entdecken.
Es liegt auf der Hand – und ist trotzdem falsch: Das „Berner Würstel“ stammt weder aus Bern noch aus der Schweiz. Erfunden wurde es in den 1950er-Jahren von einem Wirt aus Zell am See, der Berner hieß. Kulinarisch hat die Stadt mit der Wurst also nichts zu tun. Und doch beginnt eine Annäherung an Bern überraschend kulinarisch. Hier wurde 1908 die Toblerone erfunden.
Auch Lindt-Schokolade hat Berner Wurzeln: Der Chocolatier Rodolphe Lindt entwickelte 1879 in Bern das Conchierverfahren, das Schokolade ihren zarten Schmelz verlieh. Heute befindet sich der Hauptsitz von Lindt & Sprüngli zwar in Kilchberg am Zürichsee, doch die Grundlage des Erfolgs wurde in der Stadt an der Aare gelegt.
Echte Bären und süße Bären
Wer Bern geschmacklich mit nach Hause nehmen will, greift folglich zu Schokolade – oder zur Belper Knolle: ein gereifter Rohmilchkäse, der mit Himalayasalz und Pfeffer veredelt wird. In feine Späne gehobelt, verleiht er Pasta eine intensive Note. Süß ist das Berner Mandelbärli: ein luftiges Gebäck aus Mandeln, gebacken in alten Schokoladenformen – entstanden 1989 als kulinarisches Denkmal für das Stadtwappentier. Der Bär prägt Berns Identität bis heute. Seit 1513 werden in der Stadt Bären gehalten, heute artgerecht im 5000 Quadratmeter großen BärenPark am Rand der Altstadt. Als Napoleons Truppen 1798 die Stadt besetzten, nahmen sie die Bären mit nach Paris – es war das einzige Mal in der Geschichte Berns, dass die Stadt ohne Bären war.
Ein Überbleibsel dieser Zeit sind auch die farbigen Straßenschilder der Altstadt. Sie dienten einst französischen Soldaten zur Orientierung im Gassengewirr. Viele dieser Gassen mit dem mittelalterlichen Kopfsteinpflaster führen hinab zur Aare, jenem Fluss, der die Altstadt in einem eleganten Bogen umfließt. An ihrem Ufer liegt auch der Rosengarten, einst ein Friedhof, heute ein schöner Aussichtspunkt auf die Stadt mit ihren Sandsteinhäusern und kilometerlangen Laubengängen, die viele Antiquitätengeschäfte und Cafés beherbergen. Wer höher hinaus will, nimmt die Gurtenbahn auf den autofreien Hausberg. Dort wartet ein weiter Blick bis zu den Alpen, dazu Spielplätze und Wanderwege. Kulturell schlägt das Herz am Stadtrand: Das Zentrum Paul Klee, entworfen von Renzo Piano, vereint rund 4.000 Werke des Künstlers in einer wellenförmigen Architektur aus Stahl und Glas.
Bern überzeugt in vielen Details: architektonisch und historisch – kulinarisch sowieso. Wer die Stadt verstehen will, beginnt am besten mit einem Blick über die Dächer. Mit einem Biss in ein Mandelbärli – oder mit dem Klassiker überhaupt: ein Emmentaler Rösti. Serviert wird dies übrigens mit Apfelmus.
Aare – UNESCO-Weltkulturerbe


Die Aare umfließt in einer markanten Schleife die Altstadt und prägt das Stadtbild. Seit 1983 zählt Bern zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Sommer nutzen viele Einheimische den Fluss zum Schwimmen. Wegen der starken Strömung sollten aber nur geübte Schwimmer ins Wasser. Das Freibad Marzili am Aareufer ist wie alle städtischen Bäder kostenlos. Idyllisch am Fluss liegt auch das Restaurant Schwellenmätteli.
Nächtigungstipp: Stay KooooK Bern City


Stay KooooK ist eine junge, innovative Schweizer Hotelmarke, die Übernachtungsmöglichkeiten in zentraler Lage bietet. In Bern liegt das Haus mit 85 Zimmern nur fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt – mit großer Dachterrasse, voll ausgestatteter Gemeinschaftsküche und einem großzügigen Wohn- zimmer zur freien Nutzung.
Wer es exklusiver mag, checkt im „One Suite Hotel Zollhaus Bern“ direkt auf der historischen Nydeggbrücke mitten im BärenPark ein. Das Boutique-Hotel hat nur eine einzige Suite. Der Blick auf Aare, Altstadt und Bären ist in diesem denkmalgeschützten ehemaligen Zollhaus inklusive.
Zentrum Paul Klee


Das Zentrum Paul Klee am Rand der Altstadt beherbergt seit 2005 die weltweit größte Sammlung des Künstlers. Rund 4.000 Werke aus einem Gesamtœuvre von fast 10.000 Arbeiten, darunter Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und biografische Dokumente, können besichtigt werden.
Entworfen wurde der imposante wellenförmige Stahl-Glas-Bau vom Stararchitekten Renzo Piano. In einem eigenen Atelier werden auch Kunstkurse für Erwachsene, etwa „Ölmalen wie Klee“ oder „Aquarellieren wie Klee“, angeboten.
Restauranttipp: Kornhauskeller


Der Kornhauskeller ist Berns prächtigstes Restaurant: Barockes Gewölbe, Jugendstilfresken und viel Geschichte. Aufgetischt wird Deftiges mit Stil – etwa Berner Geschnetzeltes, ein Emmentaler Kalbsgeschnetzeltes, das im gusseisernen Topf an den Tisch kommt.
© Berthold Steinhilber / laif / picturedesk.comKulinariktipp: Belper Knolle


Die Belper Knolle ist ein würziger Hartkäse aus Rohmilch, Knoblauch und Pfeffer – eine Art „Schweizer Trüffel“. Fein gehobelt veredelt sie Pasta und Co. Perfekt dazu: das Bärner Müntschi, das bekannteste der Berner Biere.
Ausblick: Münsterplattform


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Die Münsterplattform – liebevoll „Pläfe“ genannt – ist eine der schönsten Aussichtsterrassen Berns. Neben dem Münster gelegen, bietet sie einen Ausblick auf Aare, Altstadt und Alpen. Die Plattform mit Gartenrestaurant ist ein beliebter Treffpunkt. Ein Aufzug (oder eine Treppe) führt hinunter in das ebenso sehenswerte Flussviertel.
Zeitreise: Zeitglockenturm


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Der Zeitglockenturm, einst ein Stadttor, ist das mittelalterliche Wahrzeichen Berns mit astronomischer Uhr und Figurenspiel. Ein Besuch ist im Rahmen geführter Touren möglich. Empfehlung!
Aussicht: Gurten


Der Gurten ist Berns Hausberg auf 858 Metern und beliebtes Naherholungsziel mit grandioser Aussicht auf die Stadt und die Bergspitzen des Berner Oberlands. Autofrei und bequem per Gurtenbahn erreichbar, lockt er mit Sommerrodelbahn, Wanderwegen, Aussichtsturm, Sternwarte und Picknickplätzen. Sonntags wird zwischen 10 und 14 Uhr im Glaspavillon ein Verwöhnbrunch angeboten – mit Gipfeli, Birchermüsli, Rösti und Sonntagsbraten.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.35/2025 erschienen.