Victoria Kennedy: Topanwältin aus dem Kennedy-Clan und jetzt Wienerin

Victoria Reggie Kennedy gehört zu dem berühmten US-Politclan und ist die Frau des verstorbenen US-Senators - und jüngeren Brudes von John F. Kennedy - Ted Kennedy. Der Clan hat ihr viel zu verdanken, aber die Top-Anwältin wollte lange keine Staatsämter annehmen. Nun ist sie die Botschafterin der USA in Wien.

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Victoria Kennedy: Topanwältin aus dem Kennedy-Clan und jetzt Wienerin
  • Name: Victoria Anne Kennedy (geboren Reggie) (
  • Geboren: am 26. Februar 1954 in Crowley, Louisiana
  • Beruf: Diplomatin und Anwältin, US-Botschafterin in Wien
  • Familienstand: war in zweiter Ehe verheiratet mit US-Senator Ted Kennedy (*2009)
  • Kinder: 2 mit ihrem ersten Ehemann. Curran (1982) und Caroline (1985)

Der Kennedy-Clan hat Victoria Reggie Kennedy viel zu verdanken. So unterstützte sie die Familie nach dem tragischen Flugzeugunfall von Präsidentensohn John F. Kennedy im Jahr 1999. Fünf Jahre davor spielte sie eine entscheidende Rolle dabei, dass Familienoberhaupt Ted Kennedy seinen Senatssitz in Massachusetts gegen den Republikaner Mitt Romney verteidigen konnte.

Massive Wahlkampfhilfe

Hätte Ted Kennedy die Senatswahl im Jahr 1994 in der Demokraten-Hochburg an der US-Ostküste verloren, wäre dies ein schwerer Schlag für die sagenumwobene Dynastie geworden. "Vicki" hatte im Wahlkampf nicht nur Spendendinner organisiert, sondern ihren Mann auch privat in ruhigere Fahrwasser gebracht. Der Bruder von Präsident John F. Kennedy war durch Affären und Alkoholprobleme massiv in Misskredit geraten und drohte von der konservativen Welle bei der Kongresswahl überrollt zu werden.

Kein Interesse an Staatsämtern

Kennedy konnte Romneys Angriff nicht nur abwehren, sondern entwickelte sich dann zur Ikone im US-Senat, in dem er bis zu seinem Tod im Jahr 2009 insgesamt 47 Jahre saß. Seine Witwe lehnte es daraufhin gleich zwei Mal ab, zur Bannerträgerin der Kennedys im US-Senat zu werden. Ted Kennedy soll sich Medienberichten zufolge seine Frau als interimistische Nachfolgerin gewünscht haben. Sie lehnte aber ab, was dazu führte, dass der Republikaner Scott Brown den Sitz in der Demokraten-Hochburg Massachusetts eroberte. Als es darum ging, diese Scharte bei der Wahl 2012 auszuwetzen, lehnte Vicki Kennedy neuerlich ab. Den Job erledigte Elizabeth Warren, die dann zur Linken-Ikone im Senat aufstieg.

Victoria Ted Kennedy 2008
© Getty/Moore Victoria und Ted Kennedy 2008. Der Senator wünschte sich seine Frau als Nachfolgerin. Sie wollte nicht.

Sie hatte berühmten Namen nicht nötig

Tatsächlich hat es die 67-Jährige nicht nötig, nach ihrem berühmten Nachnamen beurteilt zu werden. Die am 26. Februar 1954 (Sternzeichen Fische) in der Kleinstadt Crowley in Louisiana geborene Victoria Reggie war nämlich eine berühmte Anwältin, ehe sie mit Ted Kennedy zusammenkam. US-Portale schätzen ihren "Wert" auf 60 Millionen US-Dollar. Das Engagement für die Demokraten war ihr in die Wiege gelegt. Ihre Mutter war Parteiaktivistin, ihr Vater unterstützte John F. Kennedy bei seiner ersten - erfolglosen - Präsidentschaftskampagne im Jahr 1956.

Studium und erste Ehe

Ihr Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften schloss Victoria Reggie im Jahr 1979 an der Tulane University in New Orleans mit summa cum laude ab. Sie war dann zunächst in Chicago als Mitarbeiterin des US-Bundesrichters Robert Arthur Sprecher tätig. Dann wechselte sie in den Anwaltsberuf. Im Jahr 1981 heiratete sie den auf Telekommunikation spezialisierten Anwalt Grier C. Raclin, mit dem sie nach Washington zog. Dort wurde sie zum Partner in der Anwaltskanzlei Keck, Mahin & Cate. Sie wurde als "richtiger Star" in der Kanzlei beschrieben. Die Ehe mit Raclin hielt nur neun Jahre, doch hatten sie zwei Kinder.

Bekämpfung der Schusswaffengewalt gegen Minderjährige

Nachdem Ted Kennedy sie zu seiner politischen Beraterin machte, hängte sie im Jahr 1997 ihren Job als Anwältin an den Nagel. Sie engagierte sich dann auch selbst politisch und gründete im Jahr 1999 den Verein "Common Sense About Kids and Guns", der sich die Bekämpfung der Schusswaffengewalt gegen Minderjährige auf die Fahnen geschrieben hat.

Obama-Unterstützerin

Später trat sie auch als Unterstützerin des Demokraten Barack Obama in Erscheinung, etwa als Mitglied der Wahlkampfgruppe "Katholiken für Obama". Allerdings ist die Nachfahrin von maronitischen Einwanderern innerhalb der Kirche nicht unumstritten. Schlagzeilen machte Victoria Kennedy im Jahr 2011, als ein Bischof in Massachusetts einer katholischen Hochschule untersagte, sie als Abschlussrednerin einzuladen. So wie ihr verstorbener Ehemann tritt nämlich auch Victoria Kennedy für das Recht von Frauen auf den Schwangerschaftsabbruch ein, der in der katholischen Kirche verpönt ist.

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Für Biden nach Wien

Als Botschafterin tritt Victoria Kennedy nun in die Fußstapfen des Dynastiegründers Joseph Kennedy, der Ende der 1930er Jahre die US-Mission in London leitete und seinen drei Söhnen John, Robert und Ted den Weg in die Politik ebnete. Der neue US-Präsident Joe Biden setzt offenbar sehr auf die Aura der angesehenen Politfamilie, hat er doch im Dezember auch John F. Kennedys Tochter Caroline für den Botschafterposten in Australien vorgeschlagen.

»Österreich ist sehr stolz auf seine Fähigkeit, (...) Länder zusammenzubringen.«

Ihre Rolle in Wien

Dass US-Präsident Joe Biden sie als Botschafterin in Österreich haben will, war durch Indiskretionen bei einem New-York-Besuch des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) im vergangenen Juli bekanntgeworden. Die offizielle Verkündung der Nominierung durch das Weiße Haus erfolgte am 10. August. Ihr Senatshearing Anfang Oktober absolvierte Kennedy mit Bravour. Auf mehrere Fragen von Senatoren versicherte sie, dem unter US-Diplomaten in Wien besonders verbreiteten "Havanna-Syndrom" größte Aufmerksamkeit widmen zu wollen. Zugleich lobte sie die starken Beziehungen zwischen den USA und Österreich und würdigte die Brückenbauerrolle der Alpenrepublik. "Es ist der Ort, wo Kennedy Chruschtschow getroffen hat und Carter Breschnew", sagte sie. "Österreich ist sehr stolz auf seine Fähigkeit, (...) Länder zusammenzubringen. Es ist wichtig, dass wir diese Rolle Österreichs anerkennen, aber auch weiterhin die transatlantischen Bindungen fördern", sagte sie.

Ihre Beziehung zu Österreich

Dem Senat berichtete Kennedy auch von ihrem ersten Österreich-Besuch in ihrer Jugend. Als Studentin habe sie gemeinsam mit ihrem Bruder und einem Reiseführer mit dem Titel "Europe on $5 to $10 a day" (Europa für fünf bis zehn Dollar täglich) den Kontinent erkundet. "Als wir nach Wien kamen, waren wir überglücklich, weil wir einen Brief unserer Eltern mit einem kleinen bisschen Extra und der Notiz 'Damit ihr die Musik genießen könnt' fanden", sagte sie. "Wie herrlich es war, die Oper in Wien zu besuchen und einem Konzert in Salzburg zuzuhören. Von diesem Zeitpunkt an war Österreich etwas Besonderes für mich", sagte Kennedy. Diese Geschichte erzählte sie am Freitag auch nach ihrer Ankunft als neue Botschafterin in Wien. Sie hätte sich damals nicht vorstellen können, einmal als Vertreterin der USA "in dieses wunderschöne Land zurückzukehren", ergänzte sie.

Obama wollte sie als Post-Chefin

Der US-Senat bestätigte ihre Nominierung als Botschafterin ausgerechnet am österreichischen Nationalfeiertag und am 16. November wurde sie dann in Boston für ihre Funktion vereidigt. Kennedy hat damit im zweiten Anlauf einen US-Regierungsposten bekommen. Präsident Obama hatte sie nämlich im Jahr 2014 als Chefin der US-Post vorgeschlagen. Im von den Republikanern dominierten US-Senat ging die Personalie damals aber nicht durch. Auch wenn die US-Politik heute noch gespaltener ist als damals, blieb Kennedy diesmal ähnliches Ungemach erspart. Vielmehr wurde ihre Nominierung im Senat ohne namentliche Abstimmung durchgewunken.