Robert Oppenheimer - "Vater der Atombombe"

Robert Oppenheimer ist dank Christopher Nolans Kino-Blockbuster "Oppenheimer" in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Doch wer war der theoretische Physiker, der als "Vater der Atombombe" bezeichnet wird, wirklich? Ein Porträt.

von Robert Oppenheimer © Bild: imago/United Archives International

Steckbrief Robert Oppenheimer

  • Name: Julius Robert Oppenheimer
  • Geboren am: 22. April 1904 in New York City (USA)
  • Gestorben am: 18. Februar 1967 in Princeton, New Jersey
  • Ausbildung: Studium der Chemie Uni Harvard, Doktorat Theoretische Physik Göttingen (Deutschland)
  • Beruf: theoretischer Physiker
  • Familienstand: war verheiratet mit Katherine "Kitty" Oppenheimer
  • Kinder: Peter und Katherine "Toni"

Robert Oppenheimers frühes Leben

Robert Oppenheimer wurde am 22. April 1904 in New York City in eine Familie jüdischer Einwanderer aus Deutschland geboren. Textilhandel hatte der Familie ein beachtliches Wohlhaben beschert.

Er galt laut einem BBC-Porträt als ausgesprochen intelligent, las schon im Alter von neun Jahren philosophische Werke auf Griechisch und Latein und war begeistert von Mineralogie.

Nachdem er in New York die Schule besucht hatte, studierte Oppenheimer an der Harvard University Chemie.

Robert Oppenheimer in Europa

1925 zog er nach Großbritannien um am Cavendish Laboratory in Cambridge Physik zu studieren. In jener Zeit litt Oppenheimer unter psychischen Problemen. Während seines Aufenthalts in Cambridge diagnostizierte man ihm eine Psychose, er wurde aber nie in Behandlung genommen. Oppenheimer soll auch über Suizid nachgedacht haben.

Hilfe im Krisenfall:
Berichte über Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/31330 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall. Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen.
Wenn Sie Suizidgedanken haben, sich um jemanden sorgen oder jemanden durch Suizid verloren haben, finden Sie Hilfsangebote aus ganz Österreich unter:
www.suizid-praevention.gv.at
www.bittelebe.at

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

Ein Jahr später schon wechselte er ins Institut für Theoretische Physik nach Göttingen/Deutschland. Das Jahr 1926 war insgesamt ein Wendepunkt in Oppenheimers Leben. Durch seine Arbeit am Doktorat tauchte er zunehmend in die Wissenschafts-Community ein - Freundschaften entstanden, die bis zum Manhattan Project und darüber hinaus bestehen bleiben sollten.

Mit einem Doktortitel in der Tasche kehrte Robert Oppenheimer im Jahr 1927 in die USA zurück und nahm wenig später eine Professur an der University of California in Berkeley, und am California Institute of Technology an. Durch seine Arbeit in Berkeley entwickelte Oppenheimer die soziale Präsenz und das Charisma, das ihn später durch das Manhattan Project leiten würde. Viele seiner Studierenden blickten zu ihm auf, manche hätten gar seine Gestik, seine Intonation kopiert, wie es ehemalige Kollegen Oppenheimers gegenüber der BBC beschrieben: "Er prägte wirklich ihr Leben".

Politische Kontakte

Mitte der 1930er-Jahre lernte Oppenheimer die Psychiaterin und Ärztin Jean Tatlock kennen, die ihn lange Jahre noch als Freundin begleiten wird. Durch sie kam er in ein Umfeld politischer Aktivist:innen, die der Kommunistischen Partei der USA nahe standen. Auch Oppenheimers Bruder, Frank Oppenheimer, soll zwischen 1937 und 1941 Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen sein, ebenso wie Oppenheimers spätere Ehefrau Kitty Harrison, berichtet das Smithsonian Magazine.

»Ich will, dass meinem Nutzen für die Nation nichts im Wege steht«

Bereits im Jahr 1942 versuchte Oppenheimer aber all seine Verbindungen zu linken Aktivist:innen zu beenden. Er war im Gespräch, Leiter eines großen Projekts zu Erforschung der Atombombe zu werden. "Ich will, dass meinem Nutzen für die Nation nichts im Wege steht", soll er gesagt haben. Tatsächlich aber sorgte sein Ruf, "extrem liberal" zu sein, für Diskussionen innerhalb der Führungsriege des amerikanischen Atomprogramms.

Robert Oppenheimer
© imago images/Everett Collection Robert Oppenheimer

Das Manhattan Project

Als die USA mitbekommen hatten, dass Nazi-Deutschland eine Atombombe entwickeln würde, starteten die Vereinigten Staaten ihr eigenes Forschungsprogramm, das "Manhattan Project", unter der Leitung des Army Corps of Engineers im Juni 1942.

Spätestens mit dem Überraschungsangriff Japans in Pearl Harbor im Dezember 1941 waren auch die USA Kriegsteilnehmer. Wenige Wochen später gab Franklin Roosevelt die geheime Zustimmung zum Bau einer Atombombe. Man wollte seinen Feinden, Deutschland und Japan, zuvor kommen. Das streng geheime Projekt leitete der General Leslie R. Groves. Er wählte Robert Oppenheimer als "besonderes Genie für die Verwaltung" aus, wie das Smithsonian Magazin berichtet. Oppenheimer war es also, der das Team, aus hochkarätigen Wissenschafter:innen zusammenstellte, um innerhalb von zwei Jahren die tödlichste aller Bomben zu kreieren.

Groves und Oppenheimer wählten das Areal einer ehemaligen Bubenschule in Los Alamos, New Mexico als Standort für die geheime Mission aus. Im entstehenden Los Alamos Laboratory, später auch bekannt als "Project Y", sollte der atomare Erstschlag vorbereitet werden.

Noch heute erinnern in Los Alamos zwei Statuen von Oppenheimer und Groves an das Projekt.

Die Statuen von J. Robert Oppenheimer und Leslie Groves in Los Alamos
© IMAGO/ZUMA Wire Die Statuen von J. Robert Oppenheimer und Leslie R. Groves in Los Alamos

Oppenheimer-Zitat: "Zerstörer der Welt"

Frühmorgens am 16. Juli 1945 wurde in der Jornada del Muerto Wüste in New Mexiko die erste Atombombe der Welt (Codename "Trinity Test") getestet. Die Detonation übertraf die vorab berechnete Wucht bei weitem. Vergleichbar mit der Energie von 21.000 Tonnen TNT war die Explosion noch 160 Kilometer entfernt zu spüren. Nach der Detonation sei ihm, so Oppenheimers eigene Angaben laut BBC-Bericht, eine Zeile aus der Hindu-Schrift Bhagavad Gita * in den Sinn gekommen: "Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welt."

»Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welt«

Viel weniger ernsthafte Gedanken hatte ein Kollege Oppenheimers: "Oppie, du schuldest mir zehn Dollar!", soll eine der ersten Reaktionen nach der Detonation gewesen sein. Oppenheimer hatte mit Kollegen gewettet, "Oppie" setzte zehn Dollar auf das Scheitern des Versuchs.

Einsatz der Atombombe

Trinity wurde als Erfolg gewertet, womit die Waffentechnologie an die politische und militärische Führung freigegeben wurde. Der Zweite Weltkrieg endete in Europa zwar, als am 8. Mai 1945 die deutsche Wehrmacht kapitulierte, die US-Armee warf dennoch im August 1945 zwei Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki ab. Schätzungen zufolge starben dabei bis zu 200.000 Menschen.

Oppenheimers Gewissensbisse

Aufgrund der tödlichen Folgen der Atombomben bekam Oppenheimer mehr und mehr Gewissensbisse. Bei einem Treffen mit dem damaligen US-Präsidenten Harry S. Truman im Oktober 1945 sagte Oppenheimer: "Ich habe das Gefühl, Blut an meinen Händen zu haben." Daher zog er sich nach dem Krieg wieder in die zivile Forschung zurück, wurde Direktor des Institute for Advanced Study in New Jersey. Zudem engagierte er sich bei der internationalen Kontrolle der Atomenergieforschung.

»Ich habe das Gefühl, Blut an meinen Händen zu haben«

1947 übernahm er den Vorsitz des Beratungsausschusses der Atomic Energy Commission (AEC), einer neuen US-Behörde, welche den Großteil der Infrastruktur des Manhattan Projects übernommen hatte. Oppenheimer galt als angesehener und einflussreicher Berater.

Entzug der Sicherheitsermächtigung

Seine zunehmend kritischen Positionierungen gegen die Nutzung der Atombombe brachte ihm eine Prüfung durch die US-Sicherheitsbehörden ein. Oppenheimer wurde im Jahr 1954 die Sicherheitsermächtigung entzogen, womit nicht nur sein Zugang zu Informationen, sondern auch sein Einfluss abrupt beendet wurden. Er fiel damit, wie hunderte andere Amerikaner:innen am Höhepunkt des Kalten Krieges, der Kommunisten-Verfolgung der McCarthy-Ära zum Opfer.

Oppenheimers Rehabilitation

Die breite Unterstützung durch die wissenschaftliche Community rehabilitierte Oppenheimer weitgehend. 1963 verlieh ihm die US-Regierung als Zeichen der Wiedergutmachung den Enrico-Fermi-Preis. Es dauerte aber bis 2022, bis die Entscheidung des Jahres 1954 inhaltlich korrigiert wurde.

Im Dezember 2022 verkündete das US-Energieministerium dazu ein Statement. Demzufolge sei 1954 "eine fehlerhafte Entscheidung" getroffen worden, "die gegen die eigenen Vorschriften der Kommission verstieß". Der Lauf der Zeit habe immer mehr Beweise für die Voreingenommenheit und Ungerechtigkeit des Verfahrens ans Licht gebracht, hieß es. Vielmehr seien die "umfangreichen Beiträge" Oppenheimers zur "nationalen Verteidigung und dem wissenschaftlichen Betrieb insgesamt" zu würdigen.

Robert Oppenheimer privat

1940 heiratete Robert Oppenheimer die deutsch-amerikanische Biologin Katherine "Kitty" Harrison (früher: Katherine Puening Vissering). Auch sie arbeitete am Project Y, wo sie die Gefahren der Strahlung erforschte. Harrison und Oppenheimer hatten zwei gemeinsame Kinder, Peter Oppenheimer (*1941) und Katherine "Toni" Oppenheimer (1944 - 1977).

Oppenheimers Lebensabend

Die zwei letzten Jahrzehnte seines Lebens widmete der "Vater der Atombombe" seiner Arbeit als Chef des Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, wo er mit Albert Einstein und anderen Physiker:innen zusammenarbeitete.

Robert Oppenheimer mit Albert Einstein
© IMAGO / United Archives Robert Oppenheimer mit Albert Einstein

1967 starb Julius Robert Oppenheimer im Alter von 62 Jahren an den Folgen einer Kehlkopfkrebs-Erkrankung.

Oppenheimer - Der Film

Im Juli 2023 kam der Film "Oppenheimer" weltweit in Kinos. Der US-Regisseur Christopher Nolan erzählt in seinem Blockbuster die Lebensgeschichte Oppenheimers auf Basis einer Biografie von Kai Bird und Martin J. Sherwin.

Oppenheimer - das Filmplakat
© IMAGO/ZUMA Press Ein Filmplakat von Christopher Nolans Blockbuster "Oppenheimer"

Oppenheimer wird im 180 Minuten langen Film von Cillian Murphy dargestellt. Auch für die übrigen Protagonischen wurden durchwegs Hollywood-Größen gecastet. Matt Damon ist als Leslie R. Groves zu sehen, Robert Downey Jr. als Lewis Strauss. Emily Blunt ist Kitty Harrison, Forence Pugh mimt Jean Tatlock. In weiteren Rollen sind Josh Hartnett, Casey Affleck, Rami Malek oder Kenneth Branagh zu sehen.

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