Osteoporose: Ursachen, Symptome und Therapie

Über 150 Millionen Menschen leiden an Osteoporose. Allen voran Frauen. Wie kommt es zu der Erkrankung? Und wie gefährlich ist sie? Prof. Peter Pietschmann, Osteoporose-Experte der MedUni Wien, steht Rede und Antwort.

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Nachgefragt - Osteoporose: Ursachen, Symptome und Therapie © Bild: iStockphoto.com

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Was genau ist Osteoporose?

"Osteoporose ist eine sehr häufige Knochenerkrankung", so Pietschmann, infolge derer die Knochenfestigkeit herabgesetzt wird. Dadurch wiederum steigt das Knochenbruchrisiko. "Natürlich bricht bei sehr starker Krafteinwirkung über kurz oder lang jeder Knochen", erläutert der Experte. Leidet man an Osteoporose, ist das Risiko, dass der Knochen bricht, aber schon von Haus aus erhöht.

Wie entsteht Osteoporose?

Traditionell wird Osteoporose als Hormonerkrankung gesehen. Eine wesentliche Rolle dürfte aber auch das Immunsystem spielen. "Wenn im Körper akute Entzündungen ablaufen, kommt es meist auch zum Knochenabbau. Mit anderen Worten: Entzündung heißt Knochenabbau." Eine chronische Entzündung schädigt die Knochen demnach auf Dauer. Und zwar im ganzen Körper.

Gibt es verschiedene Formen?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der primären und der sekundären Form der Osteoporose. Während Letztere durch andere Erkrankungen oder die Einnahme gewisser Medikamente ausgelöst wird - ein typisches Beispiel ist die Einnahme einer höheren Dosis von Glucocorticoiden über einen längeren Zeitraum hinweg -, ist die Ursache der primären Form noch nicht vollends geklärt.

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Die primäre Form tritt oft, aber nicht ausschließlich im höheren Alter auf. Hier wiederum müsse man unterscheiden zwischen Frauen, die die Menopause hinter sich haben, und Männern. Während bei Frauen in erster Linie eine Überaktivität der knochenabbauenden Zellen für die Osteoporose verantwortlich ist, ist bei Männern eher eine Unteraktivität der knochenaufbauenden Zellen ausschlaggebend. Insgesamt tritt die primäre Form häufiger als die sekundäre auf.

Wer ist am häufigsten betroffen?

Osteoporose kommt bei Frauen zwei bis drei Mal häufiger vor als bei Männern. Da es sich bei ihr um eine sehr häufige Erkrankung handelt, ist sie aber auch bei Männern keine Seltenheit. "Bei Frauen ist der Eintritt in die Postmenopause oft ein Ereignis, das den Knochenabbau stimuliert", erklärt der Experte. "Bei einer 50-Jährigen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es früher oder später zu einem osteoporosebedingten Bruch kommt, bei mindestens 30 Prozent."

Wie zeigt sich die Osteoporose?

"Allein die Tatsache, dass sich der Knochen negativ verändert, verursacht noch keine Beschwerden", erklärt Pietschmann. Das sei ein gewisses Problem. Daher werde empfohlen, sich, wenn gewisse Umstände gegeben sind, ab einem bestimmten Alter einer Knochendichtemessung zu unterziehen. Diese Empfehlung richtet sich etwa an Frauen mit erhöhtem Osteoporose-Risiko im Alter von 60 Jahren. Für alle anderen Frauen gilt ein Richtalter von 65 Jahren.

»Wenn bei den Eltern Osteoporose auftritt, ist das ein Alarmzeichen«

Ist Osteoporose vererbbar?

Leiden die eigenen Eltern an Osteoporose, so steigt das Risiko, selbst zu erkranken, deutlich an. Tatsächlich stellt dieser Aspekt den größten Risikofaktor überhaupt dar, ist er doch für 50, wenn nicht sogar für bis zu 70 Prozent der Osteoporose-Fälle verantwortlich. "Wenn bei den Eltern Osteoporose auftritt, ist das ein Alarmzeichen", warnt der Arzt.

Wodurch steigt die Osteoporose-Gefahr?

Weitere Risikofaktoren sind - abgesehen von Alter und Geschlecht - Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, starkes Unter- sowie starkes Übergewicht und eine verminderte Mobilität. Eine Schilddrüsenüberfunktion, Herzinsuffizienz, Lebererkrankungen oder eine rheumatoide Arthritis können die Entstehung der sekundären Osteoporose begünstigen.

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Auch Diabetes erhöht die Erkrankungsgefahr. Interessanterweise ist die Knochendichte bei Diabetes-Typ-2-Patienten trotz Osteoporose-Risiko aber oft normal, wenn nicht gar erhöht. "Das zeigt", so der Experte, "dass die Knochendichtemessung, obwohl sie ein gutes Instrument ist, nicht perfekt ist." Denn letztlich hängt die Knochenbrüchigkeit nicht nur von der Dichte, also der Quantität des Knochens, sondern auch von dessen Qualität ab.

Begünstigen Medikamente Osteoporose?

Auch die Einnahme gewisser Medikamente kann die Gefahr erhöhen, an Osteoporose zu erkranken. So etwa Arzneien, die der Klasse der Glucocorticoide angehören. Dasselbe gilt für spezielle Medikamente gegen Epilepsie und diverse Antidepressiva.

»Zuerst nehmen Knochendichte und Knochenstruktur ab, dann treten die typischen Brüche auf«

Wie verläuft die Erkrankung?

"Die Krankheit entwickelt sich über viele Jahre hinweg." In erster Linie kommt es zur Osteopenie, einer Minderung der Knochendichte, sozusagen das Vorstadium der Osteoporose. Wobei nicht jeder, der an Osteopenie leidet, auch tatsächlich an Osteoporose erkranken muss. Im fortgeschrittenen Verlauf kommt es dann zu Frakturen. "Zuerst nehmen Knochendichte und Knochenstruktur ab, dann treten die typischen Brüche auf", fasst der Arzt zusammen.

Welche Knochen brechen am häufigsten?

Pietschmann spricht von "drei Klassikern": der Schenkelhalsfraktur, der Radiusfraktur - hier ist der Unterarm nahe dem Handgelenk betroffen - und der Wirbelkörperfraktur. Letztere tritt bei Osteoporose-Patienten am häufigsten auf. "Da brechen die Wirbelkörper ein", veranschaulicht der Experte den schmerzhaften Vorfall. Darüber hinaus kann es vermehrt zu Brüchen des Oberarms, des Beckenrings und der Rippen kommen. Im Extremfall können die Rippen schon bei einem starken Hustenanfall brechen.

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Wie kann man vorbeugen?

Eine gesunde Lebensführung minimiert das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. In diesem Zusammenhang nennt Pietschmann eine ausgewogene Ernährung - reich an Vitamin D und Kalzium. Letzteres vor allem in Form von Milch und Milchprodukten. Wichtig ist natürlich auch ausreichend Bewegung. Und weil exzessiver Alkoholkonsum sowie Rauchen das Erkrankungsrisiko erhöht, gilt es diese beiden Faktoren zu vermeiden.

Wie wird Osteoporose behandelt?

Eine medikamentöse Behandlung ist im Falle einer Erkrankung unabdingbar. "Eine ausgewogene Ernährung alleine wäre hier nicht mehr ausreichend", so der Arzt. Nichtsdestotrotz solle man die täglich empfohlenen 1.000 Milligramm Kalzium über die Ernährung zu sich nehmen. Weil das der natürliche Aufnahmeweg ist und Kalziumtabletten nicht immer so gut vertragen werden.

Vitamin D dagegen sollte in Form von Präparaten eingenommen werden. Und dann gibt es noch spezielle Osteoporose-Medikamente, allen voran jene, die den Knochenabbau hemmen. Zwar gibt es auch solche, die knochenaufbauend wirken. Hierbei handelt es sich aber um eine sowohl sehr kosten- als auch sehr zeitintensive Therapie. Aus diesem Grund wird sie nur bei sehr schweren Fällen von Osteoporose angewandt.

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