Wir suchen den
CEO von Österreich

Welcher der fünf Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien die Nase vorne hätte, wenn die Wahl eine öffentliche Ausschreibung wäre und Personalberater den einen neuen Chef für Österreich suchen müssten

von
Nationalratswahl - Wir suchen den
CEO von Österreich

Anforderungsprofil

+ politische Erfahrung + unternehmerische, wirtschaftliche und strategische Kompetenz + Beziehungsmanagement und Kooperationsfähigkeit +zielorientierte strukturierte Organisationsfähigkeit +Entscheidungskompetenz +kommunikative Persönlichkeit + Umsetzungs-und Durchsetzungsstärke +Konfliktmanagementkompetenz +hohe persönliche Integrität +gute Netzwerke +Change Management +Führungsqualitäten + Sozialkompetenz +operative Unternehmensführung +Risikomanagement, Compliance, Controlling, Budgetverantwortung +schnelle Auffassungsgabe +Repräsentationsfähigkeit

© News

Dienstbeginn: frühestens 16. Oktober 2017

Dienstort: Wien mit starker nationaler und internationaler Reisetätigkeit

Jahresgehalt: 306.446 Euro bei fünfjähriger Vertragsdauer, sechs Monate Weiterbezug des Gehalts bei vorzeitiger Beendigung, Verlängerung möglich

Die Headhunter

© Michael Mazohl Auftrag News

Florens Eblinger ist seit 2009 geschäftsführender Gesellschafter bei Eblinger & Partner und spezialisiert auf Executive Search

© Auftrag News Michael Mazohl

Natalie Bairaktaridis ist Managing Partner bei Ward Howell International und hat mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich Executive Search

© Heinz Stephan Tesarek

Hannes Gsellmann verantwortet bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Austria den Bereich Executive Recruiting und ist seit mehr als 15 Jahren im Geschäft

Österreich steckt mitten im Wahlkampf. Für die Bewerber für den Nationalrat -allen voran die Spitzenkandidaten der fünf Parteien, die bereits im Parlament sitzen -bedeutet das persönlichen Einsatz rund um die Uhr: Reden halten, Hände schütteln und sich im ganzen Land die Füße wundlaufen. Doch der Aufwand ist es vermutlich wert: Denn jeder Meter und jede gewonnene Wählerstimme bringt sie ihrem Ziel, stimmenstärkste Partei zu werden, einen Schritt näher. Wird dieses erreicht, winkt ein ganz besonderer Bonus: die Kanzlerschaft. Und zumindest drei von fünf Kandidaten stellen bereits jetzt den Anspruch auf diesen Job des österreichischen Regierungschefs. Werden kann es jedoch immer nur einer.

Wäre Österreich ein Unternehmen, würde das Ganze zweifelsfrei friktionsfreier und vor allem sehr viel schneller ablaufen. In so einem Fall sollte der neue Österreich-Chef nämlich schon innerhalb von sechs bis acht Wochen gefunden sein. Denn mithilfe einer öffentlichen Ausschreibung und der Unterstützung fachlich versierter Personalberater sowie mindestens 30.000 Euro Honorar sollte die Suche nach dem besten politischen Kopf des Landes kein größeres Problem sein.

Christian Kern, 51 SPÖ

Kern studierte Soziologie, Politikwissenschaften sowie Publizistikund Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Nach Stationen im Journalismus und als Mitarbeiter im Parlament und im Bundeskanzleramt wechselte er 1997 als Vorstandsassistent zur Verbund AG, wo er binnen zehn Jahren bis zum Konzernvorstand aufstieg. 2010 wurde er Vorstandsvorsitzender der ÖBB (rund 40.000 Mitarbeiter) und war für die Bereiche Strategie, Kommunikation, Personal und den Güter-bzw. Personenverkehrsbereich zuständig. In dieser Funktion war er auch Chairman des Europäischen Eisenbahnverbandes CER. Am 17. Mai 2016 wurde Christian Kern als Bundeskanzler angelobt.

Plus/Minus

+ ist ein Teamplayer

+ hat schon ein großes Unternehmen geleitet

- geringe Stressbelastbarkeit

- berufliche Erfahrungen ausschließlich im staatsnahen Bereich

Sebastian Kurz, 31 Liste Kurz - ÖVP

© ALEX HALADA / AFP

Kurz maturierte 2004 an einem Gymnasium in Wien-Meidling und begann anschließend, Jus zu studieren. 2008 wurde er Obmann der JVP Wien, 2009 Bundesobmann der JVP. Ebenfalls 2009 übernahm er die Funktion als Landesparteiobmannstellvertreter der ÖVP Wien. Von 2010 bis 2011 war Kurz Abgeordneter zum Wiener Gemeinderat und Landtag, bis er im Juni 2011 Integrationsstaatssekretär im Bundesministerium für Inneres wurde. Seit 2013 ist Sebastian Kurz Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten (Außenminister) der Republik Österreich. Im Juli 2017 wählten ihn die ÖVP-Delegierten mit 98,7 Prozent der Stimmen zum Bundesparteiobmann.

Plus/Minus

+ positiver Imageträger

+ hat ein besonderes Talent, zu kommunizieren

- zu ambitioniert

- konnte aufgrund seiner Jugend einige Erfahrungen noch nicht sammeln

Streng formale Kriterien

Wie würde eine solche Suche ablaufen? News hat Natalie Bairaktaridis, Managing Partner bei Ward Howell, Hannes Gsellmann, Partner bei BDO Austria, und Florens Eblinger, Geschäftsführer bei Eblinger &Partner, gebeten, uns beim Bewerbungsprozess für einen neuen Kanzler zu unterstützen. Nach streng formalen Kriterien, ganz so, wie sie es auch bei der Suche nach einem Geschäftsführer oder Vorstand für ein großes Unternehmen auch machen.

Immerhin ist die Position eines Kanzlers um nichts unwichtiger als die eines CEOs (Chief Executive Offi cer, zu Deutsch: geschäftsführendes Vorstandsmitglied). Und die Kandidaten bringen immerhin auch einiges an Background für diesen Job mit.

So kann SPÖ-Spitzenkandidat Kern (51) auf eine einjährige Amtszeit als Regierungschef sowie auf langjährige Erfahrungen in der staatsnahen Wirtschaft verweisen. Der 20 Jahre jüngere ÖVP-Parteiobmann Sebastian Kurz (31) hat bereits 14 Jahre politische Erfahrung auf dem Buckel, ebenso wie FPÖ-Vorsitzender Heinz-Christian Strache (48), der sogar auf 20 Jahre als Politiker kommt. Ulrike Lunacek (60), Spitzenkandidatin der Grünen, kann allein aufgrund ihrer Tätigkeit im EU-Parlament auf Erfahrung außerhalb der nationalen Grenzen verweisen, während Neos-Chef Matthias Strolz (44) eine Vergangenheit in der Wirtschaft vorweisen kann.

Diese fünf Kandidaten für die derzeit wichtigste Stelle des Landes mussten - wie im echten Leben -eine umfassende Überprüfung durch die Experten über sich ergehen lassen. Ein Anforderungsprofil definierte, welche Eigenschaften und persönlichen Hintergründe der künftige Österreich-Chef mitbringen muss, um diesen Job bestmöglich zu erfüllen. Dabei sind nicht nur Ausbildung, Berufserfahrung und politische Ämter wichtig. Auch der Umgang mit Konfliktmanagement, persönliche Integrität, Sozialkompetenz und Repräsentationsfähigkeit erscheinen uns wesentlich für das Amt des Kanzlers.

Aufgrund dieser Vorgaben (siehe Stelleninserat auf Seite 22), der offi ziellen Lebensläufe der fünf Bewerber und jeweils einem Fernsehauftritt -der das persönliche Gespräch mit dem Headhunter ersetzen sollte - wurde von den drei Personalberatern eine Bewertungsmatrix erstellt.

»In Summe ist Christian Kern als potenzieller Österreich-CEO meine Nummer eins«

Das Ergebnis der drei Headhunter ist nichtsdestotrotz überraschend -und zeigt außerdem ein unterschiedliches Bild der Bewertungen. Neben einer eindeutigen Nummer eins (SPÖ-Chef Christian Kern) zeigt sich in der Dreierauswahl nämlich auch eine Überraschung: Neos-Chef Matthias Strolz. Er zählt neben Kern zu den Favoriten aller drei Personalberater.

BDO-Manager Hannes Gsellmann nimmt zudem eine eindeutige Reihung vor: Kern vor Kurz und Strolz. "In Summe ist Christian Kern als potenzieller Österreich-CEO meine Nummer eins. Auch wenn die Differenz zwischen seiner Souveränität und der seines Teams, der SPÖ, sichtbar ist." Bei Sebastian Kurz findet Gsellmann es hingegen "eigentlich schade, dass er schon so früh in die Verantwortung ,gezwungen' wurde". Auch aus diesem Grund ist die Frage, ob er die politische Verantwortung auch wirklich tragen könne, für ihn nicht eindeutig beantwortbar: "Mit einer guten, starken Mannschaft und der Fähigkeit, auch gut zu delegieren und nicht in allen Themen selber an vorderster Front zu agieren, könnte es gelingen." Seiner Nummer drei, Matthias Strolz, attestiert der Personalberater "eine starke positive Einstellung. Dazu kommen sein persönliches Energieniveau und die Fähigkeit, frei und angstfrei zu kommunizieren und nicht nur taktisch zu agieren." All das verleihe dem Neos-Vorsitzenden "trotz mancher irritierender Auftritte" einen "hohen Grad an Natürlichkeit".

Ward-Howell-Partnerin Natalie Bairaktaridis spricht ebenfalls drei Empfehlungen für den fiktiven Österreich-Chef aus: Kern, Strolz und Lunacek. Bei dem SPÖ- Kandidaten erscheinen ihr vor allem politische und wirtschaftliche Erfahrung als wesentliche Qualifikationen. Und Strolz habe aus seiner Zeit als Unternehmensberater gelernt, "auf verschiedenen Ebenen zu kommunizieren und sich rasch auf neue Situationen einzustellen". Auch könne er mit "ausgeprägtem Zugang zu Konfliktmanagement" punkten. Die grüne Spitzenkandidatin Lunacek sei diejenige, "die aufgrund ihrer langjährigen politischen Erfahrung am ungezwungensten an das Thema Kanzlerschaft herangeht". Ihre internationale Prägung und ihr partizipativer Führungsstil würden sie dennoch qualifizieren. Diese drei Kandidaten schlägt sie dem Auftraggeber vor, so die Headhunterin, die beiden anderen könne sie nur "mit Fragezeichen" empfehlen.

»Alle Bewerber zu einem Hearing einladen«

Florens Eblinger, Geschäftsführer von Eblinger &Partner, hat sich die Auswahl noch ein bisschen schwerer gemacht. Um der politischen Dimension des fiktiven Auftrags gerecht zu werden, hat er gleich sieben Berater seines Unternehmens hinzugezogen, die ihre Bewertungen in anonymisierter Form vornahmen. Das Ergebnis: Kern hauchdünn vor Kurz. Dahinter Strolz. Weit abgeschlagen Lunacek und Strache. "Unser Vorschlag ist aber, alle Bewerber zu einem Hearing einzuladen, um diese Ersteindrücke zu bestätigen oder zu korrigieren", sagt Eblinger. Immerhin, ergänzt sein Kollege Oliver Suchocki, "steht beim CEO eines Wirtschaftsunternehmens selten ein solches Naheverhältnis zum Produkt im Raum wie in diesem Fall".

Dennoch haben die Personalberater bereits ausformuliert, was ihnen an den Kandidaten besonders gut gefällt. Bei Kern sind das seine Netzwerke, seine schnelle Auffassungsgabe und die vorhandene operative Unternehmensführung. Auch Herausforderer Kurz zeichne sich durch seine Reaktionsschnelle, Führungsqualitäten und Entscheidungskompetenz aus. Für Strolz sprächen seine kommunikative Persönlichkeit sowie seine strategische Kompetenz und hohe persönliche Integrität. Lunacek bekommt den Höchstwert bei Sozialkompetenz und zeigt schnelle Auffassungsgabe und persönliche Integrität. Strache punktet mit Umsetzungs-und Durchsetzungsstärke, Entscheidungsfreude und politischer Erfahrung.

Heinz-Christian Strache, 48 FPÖ

Strache besuchte Volks-und Hauptschule im zehnten bzw. 21. Wiener Gemeindebezirk und machte anschließend eine Ausbildung zum Zahntechniker. Er war einige Jahre lang selbstständiger Zahntechniker (Dental Labor Strache GmbH) und Gesellschafter einer Werbeagentur. Straches FPÖ-Karriere begann 1991, als er Bezirksrat in Wien wurde. 1996 wurde er Abgeordneter im Wiener Landtag und Mitglied des Landesparteivorstandes der FPÖ Wien. 2004 wurde Heinz-Christian Strache zum Parteiobmann der Wiener FPÖ und Mitglied des Bundesparteivorstandes gewählt. Seit 2005 ist er Bundesparteiobmann der FPÖ, seit 2006 auch Klubobmann des Freiheitlichen Parlamentsclubs.

Plus/Minus

+ gute rhetorische Fähigkeiten

+ wirkt sehr engagiert und involviert

- fehlender Wirtschaftsbackground

- polarisiert zu stark, einige mögen ihn, andere lehnen ihn ab

Ulrike Lunacek, 60 Grüne

Während ihres Dolmetschstudiums an der Universität Innsbruck (Englisch, Spanisch) war Lunacek am Aufbau des Innsbrucker Frauenhauses beteiligt, wo sie auch Sozialarbeit leistete. Von 1984 bis 1986 arbeitete sie als Referentin für die Organisation Frauensolidarität in Wien, danach als Redakteurin des "Südwind"-Magazins und Pressereferentin des Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (ÖIE). Lunaceks politisches Engagement begann 1995. Von 1996 bis 1998 war sie Bundesgeschäftsführerin der Grünen. 2009 zog Lunacek als Delegationsleiterin der österreichischen Grünen ins Europäische Parlament ein, 2014 wurde sie eine der Vizepräsidentinnen des Europäischen Parlaments.

Plus/Minus

+ stabile und ausgeglichene Persönlichkeit

+ vielfältiger Lebenslauf mit viel Praxiserfahrung

- nicht genügend Durchsetzungskraft

- kein absoluter Wille zum Sieg erkennbar

Kein 100-Prozent-Treffer

Auffallend in diesem Bewerbungsprozess ist jedenfalls, dass jedem einzelnen der Kandidaten "ein bisschen etwas fehlt", so Gsellmann: "In Bezug auf die Vorgeschichte haben einige Personen gewisse Lücken. Und ein 100-Prozent-Treffer wäre für mich jetzt gar nicht dabei."

Dies könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass die breite Öffentlichkeit die zur Wahl stehenden Personen deutlich besser kennt -oder zu kennen glaubt -als den bei Weitem unbekannteren Geschäftsführer. Daher war es für die Personalberater auch bedeutend einfacher, für jeden der Fünf eine Stärken-Schwächen-Analyse zu erstellen. So zeichnet sich SPÖ-Mann Kern vor allem als Teamplayer und durch seine Gelassenheit aus. "Sein Erfahrungsspektrum ragt doch mit einem gewissen Abstand aus dem der anderen heraus", sagt Gsellmann. Anlass zur Sorge gibt hingegen eine attestierte geringe Belastbarkeit in Stresssituationen. ÖVP-Chef Kurz trägt ein positives Image vor sich her, ist in seinem politischen Bestreben aber fast schon ein bisschen zu ambitioniert. Auch wird seine nicht abgeschlossene Ausbildung bemängelt: "Ich glaube nicht, dass Aufsichtsräte einer großen börsennotierten Gesellschaft einen CEO Kurz - wenn er nicht diese Bekanntheit schon hätte -auf einer Shortlist akzeptieren würden", sagt Gsellmann. Bairaktaridis gibt hingegen zu bedenken: "Er ist der Shootingstar aufgrund von Alter, Aussehen und guten Slogans. Seine unternehmerischen und sozialen Kompetenzen sind hingegen weniger stark ausgeprägt." FPÖ-Obmann Strache gilt als authentisch und hat gute rhetorische Fähigkeiten, kann aber auf nahezu kein Berufsleben außerhalb der Politik verweisen. "Strache hat auch international nicht das Standing, auf das Kern und Kurz aufgrund ihrer Persönlichkeit verweisen können", sagt Eblinger. Die Grüne Lunacek wird für ihre stabile und ausgeglichene Persönlichkeit und ihre internationale Erfahrung gelobt, weist im Gegenzug aber geringes Durchsetzungsvermögen auf. "Für sie ist dieser Wahlkampf karrieretechnisch nur ein Sidestep, da sie sich ansonsten in die Oppositionsrolle zurückziehen will", so Bairaktaridis. Der absolute Wille für den Job fehle aber. Und Neos-Chef Strolz wird als dynamisch und aktiv bezeichnet, hat aber ein Manko bei den in der Politik so wichtigen Netzwerken. "Von der politischen Erfahrung her ist Strolz ein Leichtgewicht", sagt Gsellmann.

In einem echten Auswahlverfahren für einen hohen Managementposten wären diese Einschätzungen vorerst nicht mehr als ein erstes Feedback an den Kunden.

Auch Personalberater Eblinger will seine Reihung nur als "kleinen Teil eines Auswahlprozesses und nicht als Abschlussbericht" verstanden wissen. Immerhin würden zu den Werdegängen der Kandidaten üblicherweise weit detailliertere Informationen vorliegen, die durch Referenzen ehemaliger Vorgesetzter und Kollegen ergänzt werden. Auch würden die gelieferten Fernsehinterviews "kein persönliches und strukturiertes Interview bei uns im Haus" ersetzen. Auch Bairaktaridis gibt zu bedenken, dass bei einer Politspitzenposition das Team des Kandidaten und die bereits zuarbeitenden Mitarbeiter sowie die politischen Inhalte eine weit größere Rolle spielen als bei einem CEO, der sich in der Privatwirtschaft bewirbt. Als Ausgleich dazu hat die Headhunterin dem Anforderungsprofil allerdings noch international übliche Standards wie die genaue Bezeichnung der Ausbildung, Fremdsprachenkenntnisse und aktuelle Gehaltssituation hinzugefügt: "Jeder Bewerber will wissen, ob er sich mit der neuen Position auch finanziell verbessert."

Dreiervorschlag

Ausgehend von den vorliegenden Unterlagen würden die Experten die empfohlenen Kandidaten -üblicherweise zwei bis vier Personen -nun zu einem Hearing vor einer international besetzten Findungskommission einladen. Aus dieser Präsentation sollte sich dann ein Vorschlag samt Ranking erstellen lassen. Auch das Lösen von Case Studies (der Bewerber muss eine bestimmte Aufgabenstellung in einer vorgegebenen Zeit lösen) sind üblich. Erst danach findet sich der künftige CEO in der klassischen Interviewsituation mit seinem künftigen Arbeitgeber wieder. Das ist auch der Zeitpunkt, zu dem sich die Personalberater zurückziehen und ihre Arbeit als getan betrachten.

All das sollte im besten Fall ohne größere Streitigkeiten und Hahnenkämpfe abgehen. Eigenschaften also, die in der Politik ganz normal sind. Auch aus diesem Grund wird es in Österreich bis zum Wahltag am 15. Oktober spannend bleiben. Von der vergleichsweise kurzen Entscheidungsfindung für einen Manager in der Wirtschaft dürften die politischen Bewerber zudem weit entfernt sein. Niemand geht ernsthaft davon aus, dass eine neue Regierung innerhalb von sechs bis acht Wochen zueinander findet. Weit realistischer dürfte es sein, dass die neue Führungsspitze des Landes frühestens mit Weihnachten steht. Denn - und auch das ist Österreich - vor den Feiertagen soll die Welt dann doch wieder beschaulich und ruhig sein.

Kommentare