Wie schreibe ich einen guten Lebenslauf? [Tipps]

20 Sekunden nimmt sich ein:e Recruiter:in im Schnitt für die Erstsichtung der Bewerbungsunterlagen Zeit. Der Lebenslauf ist ein wesentlicher Teil davon. Wie soll der CV aufgebaut sein? Welche beruflichen Stationen soll er enthalten? Und wie wichtig sind Linked in und Co.? Tipps vom Karrierecoach.

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Lebenslauf © Bild: Elke Mayr

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Was gehört in einen Lebenslauf?

Der Lebenslauf setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Unumstrittenes Kernstück ist die Berufserfahrung. Es empfiehlt sich, den aktuellen bzw. den zuletzt ausgeführten Job als erstes anzuführen. "Der letzte Job ist der wichtigste", weiß der Karrierecoach Michael Hanschitz. Demnach sollte er, sofern er nicht nur kurz ausgeübt wurde, auch am ausführlichsten beschrieben werden. Führen Sie nicht nur Ihre Position und den Arbeitgeber an, sondern beschreiben Sie die Tätigkeit in mehreren Punkten. Hierfür eignen sich sowohl ausformulierte Sätze als auch Stichwörter, wobei natürlich Zweitere die Übersichtlichkeit erhöhen.

»Entwerfen Sie den Lebenslauf stets in Bezug auf die Stelle, für die Sie sich bewerben«

Haben Sie die letzten Stelle nur kurzzeitig, die vorhergehende dafür umso länger belegt, gilt es den Fokus auf diese zu richten. "Weil man da viel mehr berichten kann", so Hanschitz. Die Dauer eines langjährigen Dienstverhältnisses vermittelt dem potenziellen Arbeitgeber zudem, dass man die angeführte Tätigkeit sehr gut beherrscht. Die wichtigste Botschaft aber lautet: "Entwerfen Sie den Lebenslauf stets in Bezug auf die Stelle, für die Sie sich bewerben. Führen Sie alles an, was das Bild verstärkt, dass Sie die passende Person sind!", betont der Karrierecoach. Abgesehen davon gilt: Je mehr Berufserfahrung man hat, desto rigoroser ist bei den frühen beruflichen Stationen zu kürzen.

So, wie die Berufserfahrung, wird auch die Ausbildung anti-chronologisch angeführt. Wer auf einen langen beruflichen Werdegang zurückblickt, kann sich die Angabe der Schulen, die er besucht hat, getrost sparen. Man führt an, wo man maturiert und was und wo man gegebenenfalls studiert hat. "Das reicht vollkommen", unterstreicht Hanschitz. Jede zusätzlich absolvierte Ausbildung, die in das Profil der ausgeschriebenen Stelle passt, ist natürlich von Vorteil. Besondere Kenntnisse bzw. zusätzliche Qualifikationen erhöhen die Chance auf den neuen Job. Sprachkenntnisse sind fixer Bestandteil des Lebenslaufs.

Interessen kann, muss man aber nicht anführen. Manche Arbeitgeber schließen von ihnen auf die Persönlichkeit des Bewerbers. Für die Einladung zum Bewerbungsgespräch entscheidend seien sie dem Experten zufolge aber nicht.

Wer sich für einen akademischen Beruf bewirbt, ist gut damit beraten, im CV die eigenen Publikationen anzuführen. Die Angabe von Referenzen schadet grundsätzlich nicht. Immer häufiger werden heutzutage auch Projekte angeführt. "Die Gestaltung des Lebenslaufs verändert sich mit unserer Arbeitsweise. Wir arbeiten heute viel agiler. Projekte sind Teil unseres Berufslebens", erläutert Hanschitz und nennt ein Beispiel: "Wenn man für die interne Kommunikation zuständig ist und konzernübergreifend an der Ausarbeitung des Intranets mitgearbeitet hat, kann man das ruhig herausstreichen."

Was natürlich nicht fehlen darf, sind die persönlichen Angaben. Hierunter fallen der Name, das Geburtsdatum, die Staatsbürgerschaft, die Adresse und Kontaktdaten, sprich E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Angaben, die Anlass zur Diskriminierung geben könnten, so etwa das Religionsbekenntnis, werden zusehends außen vor gelassen. Ebenso verzichtet wird im angelsächsischen Bereich sowie bei internationalen Konzernen heutzutage bereits auf ein Foto. Hierzulande ist es allerdings noch gang und gäbe, den Lebenslauf mit einem solchen auszustatten.

Wie soll der Lebenslauf aufgebaut sein?

"Die erste Seite sollte wie ein Schaufenster das Wichtigste, was Sie anzubieten haben, beinhalten", so Hanschitz. "Die entscheidende Frage dabei lautet: Wofür bewerbe ich mich?" Insofern sollten auf der ersten Seite all jene Angaben Platz finden, die verdeutlichen, dass man der oder die Richtige für die Stelle ist. "Sie wollen einen Match zwischen dem Inserat und Ihren Unterlagen herstellen. Je mehr Anforderungen Sie erfüllen, desto größer der Match." Je schneller dies wiederum ersichtlich ist, desto besser, nimmt sich der Recruiter für die Erstsichtung doch nur rund 20 Sekunden Zeit. Dann wird entschieden, ob die Unterlagen auf den Stapel "wird weiterverfolgt" oder "wird nicht weiterverfolgt" kommen.

»Die erste Seite sollte wie ein Schaufenster das Wichtigste, was Sie anzubieten haben, beinhalten«

Beginnen Sie den CV mit der Berufserfahrung. Der letzte Job wird dabei als erstes genannt. Dasselbe gilt für die Ausbildung. Und weil EDV-Skills immer wichtiger werden, sollte man auch sie weiter vorne platzieren. Werden sie dezidiert im Inserat gefordert, sollte man sie sogar auf der ersten Seite anführen. Das gilt übrigens für sämtliche "Muss-Kriterien", die man erfüllt. Die "Kann-Kriterien" dagegen sind nice to have, müssen aber nicht auf die erste Seite. Abgesehen davon kann man seiner Kreativität bei der Gestaltung des Lebenslaufs freien Lauf lassen. "Früher gab es Formalvorschläge, heute ist man im Layout viel freier."

Welches Format ist für den CV optimal?

Immer öfter findet man heute einseitige Lebensläufe, links und rechts jeweils eine Spalte. Auf der linken Seite die persönlichen Daten unter dem Foto, auf der rechten spezielle Kenntnisse wie Sprachen und EDV-Skills. Die mittlere, deutlich breitere Spalte fasst die beruflichen Stationen sowie die Ausbildung. "Wenn man noch nicht so viel Berufserfahrung hat, geht sich das aus", weiß der Experte. Auf keinen Fall aber sollte die Lesbarkeit dem Format zum Opfer fallen, warnt Hanschitz, dem zufolge die untere Grenze für die Schriftgröße bei 11 liegt.

»Die Unterlagen müssen zu Ihnen passen! Sie müssen mit ihnen zufrieden sein«

Weniger geeignet ist das dreispaltige Modell für all jene, die auf eine lange berufliche Laufbahn zurückblicken. In diesem Fall empfiehlt Hanschitz der Übersichtlichkeit halber das klassische Modell, in dem sämtliche Posten untereinander aufgelistet sind. Eine sarifenlose Schrift wie Arial ist einer mit Sarifen - wie Times New Roman - vorzuziehen. Ob nun aber drei- oder einspaltig, sarifenlos oder nicht: "Die Unterlagen müssen zu Ihnen passen! Sie müssen mit ihnen zufrieden sein. Letztlich müssen Sie sie ja auch im Interview vertreten können." Folgt man diesem Grundsatz, entscheiden sich Detailfragen wie das Format oder die Schriftart meistens von selbst.

Wer nach einer Vorlage für den CV sucht, wird im Internet schnell fündig. Bei der Wahl der Vorlage haben Sie die Qual der Wahl. Wobei es sich natürlich empfiehlt, das Muster entsprechend der Stelle, für die Sie sich bewerben, auszusuchen. Strebt man einen Job in einer Traditionsfirma an, sollte man eher auf ein schlichtes Design setzen. Dagegen darf es bei einem jungen Unternehmen schon etwas verspielter zugehen. Speichern Sie die Datei als PDF ab. Wer eine Word-Datei in ein PDF umwandeln will, kann dies mithilfe des Online-Tools "ilovepdf" tun.

Hier finden Sie Vorlagen für Ihren Lebenslauf
www.karriere.at
www.stepstone.at
www.lebenslauf.de

Wie lange soll der Lebenslauf sein?

Die Länge des Lebenslaufs hängt vom Ausmaß der Berufserfahrung ab. Sofern man nicht das dreispaltige Modell gewählt hat, sollte der Lebenslauf aber länger als eine Seite sein. "Wer viel Berufserfahrung und nur eine Seite hat, hat entweder auf etwas vergessen oder nichts zu erzählen", warnt der Karrierecoach, dem zufolge der CV einer Person in der Karrieremitte schon zwei, drei Seiten umfassen darf, diese Anzahl aber auch nicht überschreiten sollte. Dies gelingt, indem man lediglich die letzte oder letzte relevante berufliche Station ausführlich beschreibt und alle anderen mehr oder weniger grob zu umreißt.

Worauf muss ich beim Foto achten?

Das Bewerbungsfoto sollte nicht älter als fünf Jahre sein und Ihr derzeitiges Erscheinungsbild widerspiegeln. Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte es von einem Profi anfertigen lassen. Es empfiehlt sich ein Businessoutfit, welches Sie im Idealfall auf die Branche, in der Sie sich bewerben, abstimmen. Streben Sie einen Job im Bankenbereich an, eignet sich eher konservative Kleidung. Ansonsten darf das Outfit auch business-legere und Ihr Erscheinungsbild insgesamt etwas lockerer sein. "Sie müssen nicht, wie auf dem Passfoto, geradeaus schauend sitzen", veranschaulicht der Experte. Freizeitfotos bzw. Fotos mit Freizeitkleidung sind dennoch tabu. "Außer Sie bewerben sich als Fitnesstrainer. Dann können Sie sich natürlich im Fitnessoutfit präsentieren." Wichtig ist, dass das Foto einen sympathischen Eindruck vermittelt. "Dann ist es auf jeden Fall ein Plus", weiß Hanschitz.

Worauf muss ich bei den Interessen achten?

Interessen sind ein Kann, aber kein Muss. Wer dennoch nicht auf sie verzichten will, sollte keine Freizeitbeschäftigungen anzuführen, die Verletzungsgefahr bergen oder anstößig wirken. Idealerweise passen die privaten Interessen zum Beruf. Wer etwa in einem Team arbeiten will, sollte Hobbys angeben, die man in der Gruppe ausübt. Wer dagegen eine Führungsposition anstrebt, kann zum Beispiel mit einer Karriere als Mannschaftstrainer punkten. Wird im Inserat soziale Kompetenz gefordert, ist es natürlich von Vorteil, im Lebenslauf auf soziales Engagement im privaten Bereich zu verweisen.

Gängige Hobbys wie Fußball, Tennis oder Laufen sind dem Experten zufolge keine Erwähnung wert. "Das sagt über die berufliche Qualifikation nichts aus." Außer sie unterstreichen eine berufsbezogene Stärke. In dem Fall ist es von Vorteil, die Kompetenzen, die man für die Ausübung des Hobbys braucht - so zum Beispiel Teamgeist, Ausdauer, Geschwindigkeit, Flexibilität -, ausdrücklich neben ebendiesem anzuführen. Alles in allem sollten die privaten Interesse im CV aber nicht allzu viel Platz einnehmen.

Wie wichtig sind digitale Komponenten?

Brauche ich ein Linked-in-Profil? Muss ich auf Xing präsent sein? Die digitalen Komponenten gewinnen zusehends an Gewicht. "Vielleicht gibt es eines Tages nur noch digitale Lebensläufe", so der Karrierecoach. Heute seien sie aber noch kein Muss. Nicht einmal auf Führungsebene, wie eine von Hanschitz realisierte Umfrage im HR-Management zeigt. Wobei es natürlich immer auf die Intention des Bewerbers bzw. der Bewerberin ankommt: Will ich gefunden werden? Dann ist ein Linked-in- oder Xing-Profil sicher von Vorteil. Melde ich mich auf ein Inserat, reichen für gewöhnlich der Lebenslauf und das Bewerbungsschreiben in ihrer herkömmlichen Form. "Man kann Linked in und Co. nutzen, um seine Karriere zusätzlich zu befeuern. Um zu überzeugen, braucht man es aber nicht." Zumindest noch nicht.

© Marek Knopp

Michael Hanschitz ist als New/Outplacement-Berater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung und Autor des Buches "Menschen fair behandeln - Professionelles Trennungsmanagement & New/Outplacement". Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen bei schwierigen Veränderungsprozessen. Seine Devise lautet: Beraten mit Herz und Verstand. Hier geht es zu seiner Homepage.

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