Monika Gruber & Viktor Gernot:
"Wir streiten nicht. Wir diskutieren"

In der Kabarettszene zählen beide zur Oberliga. Wenn Monika Gruber und Viktor Gernot abseits der Bühne diskutieren, darf aber auch mal "Schluss mit lustig" sein. Ein Gespräch über Finanzen, fürchterliche Beziehungen und Flüchtlinge.

von Kabarett - Monika Gruber & Viktor Gernot:
"Wir streiten nicht. Wir diskutieren" © Bild: www.BigShot.at / Nikola Milatovic

Wenn ein Gespräch mit der Frage "Wollen Sie vielleicht ein Glaserl Prosecco?" beginnt, ist das schon mal nicht der schlechteste Anfang. So geschehen beim Treffen mit Monika Gruber, 46, und Viktor Gernot, 52, kurz vor ihrer ausverkauften Vorstellung des gemeinsamen Programms "Küss die Hand" in der Grazer Helmut-List-Halle. Die bayrische Kabarettistin hat nämlich neuerdings ihren eigenen Prosecco, der eigens für sie in Italien hergestellt wird. Aber auch abgesehen davon schenkt sie Viktor Gernot immer wieder gerne ein, wovon wir uns im Gespräch mit den beiden überzeugen durften.

Sie spielen in Ihrem Programm ein Ehepaar, das über die Jahrzehnte immer liebloser und ignoranter zueinander wird. Woher wissen Sie das denn? Sie hatten ja beide noch nie so lange Beziehungen ...
Viktor Gernot: Meine längste hat fünf Jahre gedauert.
Monika Gruber: Da sieht man jetzt, was wir für Loser sind (lacht).
Gernot: Im Ernst, ich glaube, wir beobachten einfach gut.
Gruber: Auf Gartenpartys zum Beispiel. Erst letztens habe ich wieder ein Ehepaar erlebt, bei dem ich mir gedacht hab: Wenn die so vor anderen miteinander reden, möchte ich nicht wissen, wie die reden, wenn sie alleine sind.
Gernot: Manchmal denke ich mir, die würden mit ihrem größten persönlichen Feind nicht so respektlos umgehen wie mit dem eigenen Partner oder der Partnerin.
Gruber: Andererseits habe ich auch Folgendes mitbekommen: So heftig der Umgangston auch ist ("jetzt schau amoi her, du Trottel!") - wenn im hohen Alter einer von beiden stirbt, ist es ein Drama.

Aber es gibt doch auch Paare, die bis ins hohe Alter lieb zueinander sind ...
Gruber: Ja, die gibt's! Aber wenige. Am liebsten sind mir ja die, die nach Jahren den Ehebund noch mal erneuern. Mit einer großen Party. Da weiß ich schon: Alles nur gespielt! Und die Männer, die immer so übertrieben lieb sind, das sind genau die, die dir nach 15 Jahren einen Ehevertrag hinlegen und sagen: "Schatzi, unterschreib's einfach." Das hatte ich erst neulich im Bekanntenkreis. Und zwei Monate später zieht er aus und hinterlässt sie mit nichts!

»Im Ernst: Ich muss privat nicht immer recht haben«

Monika Gruber

Vor einem Jahr haben Sie, Herr Gernot, in einem Interview über Monika Gruber gesagt: Die Männer haben Angst vor ihr. Hat sich seither etwas geändert?
Gernot: Damals war es Vermutung. Heute ist es Gewissheit.
Gruber: Ich glaube, dass die Männer, die mich nur von der Bühne kennen, denken, dass ich privat genauso bin. Heißt: wahnsinnig anstrengend! Natürlich kann ich das auch ein bissl sein ...
Gernot: Neiiin, das glaub ich nicht!
Gruber: Im Ernst: Ich muss privat nicht immer recht haben.

Sie sind im Sternzeichen ein sensibler Krebs.
Gruber: Ja, und ich mag nicht streiten. Ich genieße es, wenn mir ein Mann etwa Entscheidungen abnimmt. Wenn ich mich auch mal anlehnen kann. Herrlich! Streiten kann man mit mir nur über Politik.

© News/BigShot / Nikola Milatovic Da rennt der Schmäh: Gruber und Gernot, die dem gemeinsamen Programm ihre Solotourneen folgen lassen

Gibt es gerade einen Partner in Ihrem Leben?
Gruber: Nein.

Und bei Ihnen, Herr Gernot? Gibt es eine neue Freundin?
Gernot: (denkt nach).
Gruber: Ui, des hat jetzt zu lang gedauert. Ich glaube, er braucht eine Pause.

Sie haben vorhin erwähnt, dass man mit Ihnen über Politik streiten kann. Sprechen Sie beide miteinander über Politik?
Gruber: Manchmal.
Gernot: Aber wir streiten nicht. Wir haben viel Respekt vor der Meinung des anderen.

»Allen, die hilfsbedürftig zu uns flüchten, möchte ich ohne Vorverurteilung begegnen«

Viktor Gernot

Wie sieht es mit dem Thema Asylwerber aus? Sind Sie da einer Meinung?
Gruber: Sagen wir so: Wir überschneiden uns diesbezüglich ab und zu. Was uns eint, ist, dass wir beide Menschenfreunde sind. Aber deshalb muss einem gerade im Punkt der Flüchtlingskrise ja nicht alles passen. Man darf durchaus auch Kritik üben und trotzdem ein Menschenfreund bleiben.

Darf man laut Kritik üben?
Gruber: Ich sag das schon laut. Das ist ja das Tolle und Wunderbare an einer Demokratie. Es muss ja nicht jeder immer einer Meinung sein.

Wie sehen Sie das, Herr Gernot?
Gernot: Ich bemühe mich immer, dieser kollektiven Dämonisierung entgegenzuwirken. Es gibt natürlich - wie bei allen Gruppierungen - auch hier Missbrauch, Vorsatz und Kriminelles. Aber dafür haben wir Gesetze, die man geltend machen kann. All jenen, die unschuldig und hilfsbedürftig sind und deshalb zu uns flüchten, möchte ich ohne Vorverurteilung begegnen. Ich erkenne, dass viele Menschen hierzulande Angst haben. Und diese Angst wird auch zu einem guten Teil instrumentalisiert und geschürt. Ich für meinen Teil kann sagen: Nein, ich habe keine Angst.
Gruber: Ich verstehe durchaus, dass man Ängste hat. Und ich sehe die Entwicklung teilweise kritisch. Wenn ich höre, dass es in der Schule meines Neffen aufgrund von ein paar muslimischen Kindern keine Wiener Würstchen mehr gibt, sondern nur noch Puten-Wiener - weil das die Toleranz ist, die wir üben -, muss ich sagen: Nein. Das ist für mich nicht Integration.

»Wenn es in der Schule keine Wiener Würstchen mehr gibt, ist das nicht Integration«

Monika Gruber

Haben Sie als Frau Angst?
Gruber: Nein. Aber vor den Rechten, die Generationen von Frauen vor uns erkämpft haben, sollen wir jetzt nicht klein beigeben. Religion ist für mich Privatsache. Abgesehen davon gibt es Gesetze, die in vielen Fällen nicht so angewandt wurden, wie sie angewandt hätten werden sollen. Wir brauchen kein neues Asylgesetz. Es würde schon reichen, wenn man die bestehenden Gesetze einhalten würde.
Gernot: Wenn es um die Gleichberechtigung der Frau geht, pflichte ich meiner lieben Kollegin komplett bei. Die ist mir tatsächlich heilig. Da hört bei mir auch der Humor auf.
Gruber: Wir Deutschen sind ja Weltmeister darin, unschöne Themen nicht hören zu wollen, und sprechen sie auch ungern an. Wenn wir das jetzt aber nicht hören wollen, werden wir es später unschön fühlen müssen.
Gernot: Wobei - Rassismus und Neofaschismus haben mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun. Aber auch dafür gibt es Gesetze. Wenn ich mich an manchen Stammtischen umhöre, wird mir schlecht.
Gruber: Es wird aber heutzutage auch inflationär mit dem Wort "Nazi" umgegangen. Wenn du heute was sagst, bist du gleich ein Nazi. Und das finde ich - gelinde gesagt -übertrieben und völlig falsch. Ein Nazi war ein Antisemit. Es sind aber auch heutzutage sehr viele Flüchtlinge Antisemiten. Das darf man auch nicht vergessen.

Demokratie ist Meinungsfreiheit. Auch Geld gibt Freiheit. Wie wichtig ist denn Geld für Sie?
Gernot: Geld macht insofern glücklich, wenn du nicht über die Bezahlung deiner Fixkosten nachdenken musst. Hat eine Studie ergeben. Das Zweithaus im Südburgenland und die Yacht machen um nichts glücklicher. Maximal kommen Sorge und Neid dazu, dass dir das jemand fladert.
Gruber: Geld gibt mir die Möglichkeit - vor allem in unserem Beruf -, nicht alles machen zu müssen. Das ist ein großer Luxus. Ich sehe so viele Kollegen, die so talentiert sind und keine Jobs finden. So unabhängig, wie wir arbeiten dürfen, dafür danke ich dem lieben Gott.

Haben Sie je nicht gewusst, wie Sie Ihre Miete bezahlen?
Gruber: Also, ich hab immer so über den Daumen gewusst, dass es sich knapp ausgeht und ich halt dafür noch mehr kellnern gehen muss. Ich hätte mir nie erträumt, dass es so ist, wie es heute ist. Und dass ich halt nicht mehr - so wie in den Anfängen - die Weihnachtsfeier von der Stadtsparkasse in Hinterschei*leiten spielen muss. Wo alle schon betrunken sind.
Gernot: Was noch gut an Geld ist: dass du deinen biologischen Fußabdruck genau überdenken kannst. Ich kann es mir heute gottlob leisten, das Biohendl und hochwertige Lebensmittel zu kaufen. Geiz ist nicht geil! Ich darf es mir leisten, in den Einzelhandel zu gehen und dort beraten zu werden und einzukaufen. Dann sagt man mir einen Preis, und den bezahle ich. Ich sekkier nicht den Verkäufer, um dann zu Hause vom Internet aus die gleiche Ware um fünf Euro billiger zu bestellen. Oder diese neuen Schnellkassen in den Supermärkten, wo du deine Ware selber einscannen kannst: Mach ich nicht! Dieses Gerät nimmt den Angestellten irgendwann den Arbeitsplatz weg. Ich stell mich an der Kassa an. Ich will Menschen.

© News/BigShot / Nikola Milatovic Monika Gruber und Viktor Gernot spielen auf Tour ein Paar, das sich zunehmend hasst. Privat begegnen sie einander mit Respekt

Sie haben doch sicher schon ausgesorgt?
Gruber: Na, i net! Ich kriege 280 Euro Rente, wenn ich überhaupt was kriege. Und ich hab immer noch Verarmungsangst.
Gernot: Ich habe zwei private Pensionsvorsorgen. Aber auch ich muss schön weiterarbeiten.

Würde es jetzt nicht ums Geld gehen: Was würden Sie noch gerne machen, aus Spaß an der Freud?
Gruber: Ich würde gerne für ein Jahr nach Italien gehen. Vormittags einen Sprachkurs besuchen, nachmittags in einem Lokal arbeiten und abends in der Stadt bummeln. Das hab ich so im Hinterkopf.

Sie haben ja seit Kurzem Ihren eigenen Prosecco ...
Gruber: Das hat so begonnen, dass jemand meinte: "Moni, du brauchst auf deiner Homepage Merchandisingartikel, T-Shirts zum Beispiel. Dann stand ich eines Nachts vor meinem Kühlschrank. Und was hab ich immer zu Hause? Prosecco! In Valdobbiadene hätten sie schon ein ganzes Dorf nach mir benennen müssen - Seen hab ich buchstäblich ausgesoffen! Und dann habe ich mich erkundigt und dort ein kleines Weingut ausfindig gemacht.

Und jetzt ist er da: Monis Liebling. Und Sie, Herr Gernot? Was würden Sie gerne machen?
Gernot: Ich bin ziemlich nah dran an dem, was ich gern mache. Ich würde nur gern weniger oft auftreten. Aber da ist mein riesiges Verantwortungsgefühl jenen gegenüber, die von mir leben. Ab Dezember spiele ich mit meiner Band, darauf freue ich mich narrisch. Es ist überdies das 30-jährige Bestehen. Ich war 23 Jahre alt, als wir die Band gegründet haben. Und jetzt gehen wir österreichweit auf Tour.

Toller Tourbus à la Justin Bieber inklusive?
Gernot: Nein, wir sind ja schon ältere Herren und werden mit zwei zehn Jahre alten Autos anreisen. Der einzige Luxus, den wir uns leisten, sind eigene Hotelzimmer. Beim Duschen und so will ich doch ganz gern allein sein.


Viktor Gernot

Der Kabarettist, Sänger und Moderator errang als Schwimmer Titel im Junioren-Nationalteam, bevor er nach seinem Musicalstudium am Konservatorium zur Bühne wechselte. Er feierte mit seinen Solo-Kabarettprogrammen, als Mitglied der Hektiker und gemeinsam mit Michael Niavarani Erfolge und gewann zahlreiche Preise. Ebenso erfolgreich ist Gernot als Musiker auf Tour.

Monika Gruber

Die deutsche Kabarettistin und Schauspielerin, Jahrgang 1971, war mehrere Jahre als Fremdsprachensekretärin tätig und absolvierte mit 27 Jahren eine zweieinhalbjährige Schauspielausbildung. Sie zählt zu den erfolgreichsten deutschen Kabarettistinnen und gewann zahlreiche Preise. Vor Kurzem brachte sie ihren eigenen Prosecco auf den Markt: Monis Liebling. Infos: www.monika-gruber.de

Termininfo

www.monika-gruber.de
www.viktorgernot.at

Gruber & Gernot auf DVD

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