Home Office: Das gilt es
bei der Heimarbeit zu beachten

Wer hat das Recht auf Heimarbeit - und was hat das für Vor- und Nachteile?

Deutschland plant ein Recht auf Home Office. Alle, die genauso gut von zu Hause aus arbeiten könnten, sollen damit bessere Möglichkeiten erhalten, das zu tun. Doch wie sieht es in Österreich aus? Wer darf von zuhause aus arbeiten? Und was ist dabei zu beachten?

von Home Office © Bild: iStockphoto

Was ist Home Office?

Home Office wird oft auch Telearbeit genannt und gilt als das Verrichten von Arbeit außerhalb der Betriebsräumlichkeiten unter Verwendung von Informationstechnologien wie Internet oder Telefon.

Wer hat das Recht auf Home Office und gibt es dafür Regeln?

Das in Deutschland geplante Recht auf Home Office gibt es in Österreich nicht. Die Telearbeit ist hierzulande nicht rechtlich definiert oder geregelt. Jeder Arbeitnehmer muss das individuell mit seinem Arbeitgeber vereinbaren.

Bestimmungen zum Home Office finden sich in einzelnen Kollektivverträgen sowie in der „Rahmenvereinbarung über Telearbeit 2002“ der Europäischen Sozialpartner. Hier wurde ein Leitfaden mit Empfehlungen zur Gestaltung der Rahmenbedingungen erstellt. Allerdings enthält dieser keine konkreten Regeln und ist in Österreich wenig bekannt.

Home Office fällt auch nicht unter Heimarbeit gemäß Heimarbeitsgesetz, denn dies betrifft ArbeitnehmerInnen, die mit der „Herstellung, Bearbeitung, Verarbeitung oder Verpackung von Waren beschäftigt sind.“

Was sind die Vorteile von Home Office?

Die Vorteile der Arbeit von Zuhause aus sind:

  • Flexibilität
  • Zeit- und Kostenersparnis
  • Familienfreundlichkeit
  • Motivationssteigerung
  • Familienfreundlichkeit
  • Keine physischen und technischen Barrieren für Menschen mit besonderen Bedürfnissen (zB Rollstuhlfahrer)
  • Einfachere Rückkehr nach Babypause
  • Bessere Anpassung an den persönlichen Biorhythmus (Nachteulen, Early Birds)

Die Nachteile von Home Office?

So schön die Arbeit von zu Hause aus klingen mag, es kann vielleicht nicht die beste Umgebung für jeden zum Arbeiten sein. Viele lenkt das private Umfeld bestimmt zu sehr ab, die Arbeit und das Private verschwimmen zu sehr, da die klare Trennlinie fehlt. Die Gefahr besteht natürlich auch, dass man so zwar immer im Arbeitsmodus ist, aber natürlich nicht so viel schafft – und Abends ein schlechtes Gewissen hat. Laut einer deutschen Studie sammeln Mitarbeiter so im Home Office viel mehr Überstunden an als im Büro – eben auch, weil man das subjektive Gefühl hat, Chef und Kollegen zeigen zu müssen, dass man auch zuhause produktiv ist.

Eine weitere Gefahr ist die soziale Vereinsamung, wenn die eigenen vier Wände nicht verlassen werden. Zudem schwindet natürlich oftmals der kollegiale Zusammenhalt. Und auch die Sichtbarkeit für den Chef kann leiden, denn oftmals gilt „Aus dem Auge, aus dem Sinn.“
Schwierig ist auch die Zuständigkeit bei Unfällen. Passiert etwas im eigenen Heim – aber während der Arbeitszeit ist die Frage, ob dies als Arbeitsunfall durchgeht.

Welche Arbeitszeiten-Bestimmungen gelten für Home Office?

Alle Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes gelten auch für Home-Office-Arbeiter. Der einzige Unterschied ist eine erleichterte Arbeitszeitaufzeichnung. Es genügt, die Dauer der Tagesarbeitszeit zu notieren – Beginn und Ende sowie Pausen müssen nicht aufgezeichnet werden.

Wird übrigens nur im Home Office gearbeitet, zählt der Weg zum Betrieb - sollte der Arbeitnehmer einmal dort hin müssen – zur Arbeitszeit.

Was gilt es zu beachten?

Experten empfehlen auf jeden Fall schriftliche Vereinbarungen zur Home-Office-Tätigkeit. Je genauer alles geregelt ist, desto besser, um Missverständnissen vorzubeugen.

So sollte geregelt werden, an wie vielen und an welchen Wochentagen wie lange Zuhause gearbeitet wird. Auch die genaue Zeit sollte festgelegt werden, sonst muss einerseits der Arbeitnehmer dauernd auf Arbeit vorbereitet sein, umgekehrt stellt der Arbeitgeber damit auch sicher, dass der Arbeitnehmer zu diesen Zeiten erreichbar und im Einsatz ist.

Auch über Kosten sollten Vereinbarungen getroffen werden. Stelle ich etwa selbst die Arbeitsmittel zur Verfügung, ist zu klären, ob der Arbeitgeber dafür Kosten erstattet. Außerdem empfiehlt es sich zu vereinbaren, wer Strom- oder Internet-Gebühren übernimmt.

Auch über Sicherheits- und Vertraulichkeitsanforderungen sollte man sich vorab Gedanken machen. Die Firma will vielleicht nicht unbedingt, dass jeder Bekannte, der zu Gast beim Arbeitnehmer zuhause ist, sofort alle firmeninternen Informationen auf dem offenen Bildschirm ablesen kann etwa.

Tipps für die Tätigkeit im Home Office

Genau der Gedanke, der den meisten Menschen als erstes kommt beim Thema Home Office, nämlich im Pyjama beim Kaffee gemütlich mal den Computer hochzufahren, ist es, was das Projekt Heimarbeit zum Scheitern bringen könnte. Pünktlich aufstehen, sich etwas anziehen und genaue Zeiten - und Pausen - festlegen, tragen meist viel zur Zufriedenheit und Produktivität im Home Office bei. Denn genau dadurch gelingt die Trennung des Privaten und der Arbeit und durchs Anziehen bringt man sich auch in Arbeitsstimmung.

Wie gehe ich am besten vor, wenn ich gerne von zuhause aus arbeiten möchte?

Sind Sie interessiert an einer Tätigkeit im Home Office, dann gibt Martijn Roordink, Mitbegründer und Geschäftsführer von dem in Wien ansässigen internationalen Co-Working Pionier Spaces, folgende Tipps:

Zunächst soll man sich genau über Möglichkeiten und Rahmenbedingungen informieren und dann den Chef zum Gespräch bitten. "Seien Sie zuversichtlich in Ihrem Anliegen und vor allem, sagen Sie, warum Sie flexibler arbeiten möchten, und erwähnen Sie dabei auch gleich, wie das ablaufen kann. Sie sollten ihre Anfrage nach dem persönlichen Gespräch auch mit einer E-Mail unterstreichen, welche ihren Fall zusätzlich schriftlich dokumentiert“, rät Roordink.

Er rät auch, die Vorteile für das Unternehmen, nämlich Zeitersparnis, Förderung der Produktivität und auch Reduktion des CO2-Ausstoßes aufzuzeigen.

Sollte der Chef nicht sofort uneingeschränkt zustimmen, schlägt Martijn Roordink vor, eine Probezeit zu beantragen, um zu sehen, es funktioniert – für beide Seiten.

Wie viele Österreicher machen Home Office?

In Österreich haben 2017 9,5 Prozent der Beschäftigten von zuhause gearbeitet. EU-weit arbeiten übrigens mehr Frauen (5,3 Prozent) als Männer (4,7 Prozent) von zuhause aus. Die Heimarbeit nimmt auch mit steigendem Alter zu. Nur 1,6 Prozent der 15- bis 24-jährigen in der EU nehmen Heimarbeit in Anspruch, bei den 25- bis 49-jährigen sind es 4,7 Prozent und bei den 50- bis 64-jährigen bereits 6,4 Prozent.