Familienaufstellung: Therapieform, um Probleme in der Familie zu lösen

Die Familienaufstellung ist eine Form der Therapie und soll dabei helfen, zu verstehen, wie die Dynamik in einer Familie aussieht und was diese beeinflusst. Durch die Therapieform können Probleme innerhalb der Familie erkannt und Lösungen erarbeitet werden. Wie diese Methode genau funktioniert, wer sie durchführen darf und was es dabei zu beachten gilt.

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Familienaufstellung © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist eine Familienaufstellung?
  2. Wozu dient die Familienaufstellung?
  3. Wann ist die Familienaufstellung sinnvoll?
  4. Welche Arten gibt es?
  5. Wie sieht die Durchführung aus und wie lange dauert es?
  6. Wer darf diese Form der Therapie durchführen?
  7. Kann man das auch alleine machen?
  8. Was passiert nach einer Aufstellung?
  9. Welche Gefahren gibt es dabei?
  10. Was kostet es?

Was ist eine Familienaufstellung?

Unter einer Familienaufstellung (manche Anbieter nennen es Familienstellen) versteht man ein Verfahren, bei dem einzelne Personen stellvertretend für Mitglieder des jeweils eigenen Familiensystems „aufgestellt“ werden. Die Personen müssen sich hierfür nicht persönlich kennen. Der „Aufsteller“ sucht sich aus der Gruppe jeweils Personen aus, denen er eine Rolle zuordnet. Eine Person wird demnach beispielsweise für die eigene Mutter, eine für den Vater, etc. ausgewählt und an eine Stelle im Raum gestellt.

Einer der Begründer der Aufstellungsarbeit war Jakob Levy Moreno – der Erfinder des Psychodramas. Eine Form der Gruppenpsychotherapie, bei der emotionale Probleme und zwischenmenschliche Konflikte in kreativen und teilweise Theaterstück-ähnlichen Settings dargestellt und betrachtet werden.

Die Form und Zuordnung, wie Personen gestellt werden, kann bereits sehr viele Einblicke in das dahinterliegende Familiensystem geben. Wie nahe stehen die Personen beisammen, stehen sie zueinander, oder voneinander weg, welche Dynamik ist hier vielleicht schon zu spüren, etc.?

Die Aufsteller übergeben in der Regel eine Aufgabenstellung an den ausgewählten Stellvertreter (Vater, Mutter, etc.). Durch ein kurzes Briefing wird dieser instruiert, welche Rolle er/sie nun über hat. Der Rest entwickelt sich (in der Regel) spannenderweise von alleine - zumindest dann, wenn die Protagonist:innen sich wirklich darauf einlassen und in ihre jeweiligen Rollen eintauchen. So kann eine unglaubliche Dynamik entstehen, welche das tatsächliche zugrunde liegende Familiensystem widerspiegelt.

Hierfür ist es jedoch unerlässlich, dass der Anbieter/die Anbieterin der Aufstellungen eine hochprofessionelle und fundierte Ausbildung hat. Häufig ist das nicht der Fall. Das führt dazu, dass ein Instrument, das in der Psychologie einen enorm wertvollen Beitrag liefern könnte, mittlerweile einen oftmals sehr zwiespältigen Ruf genießt.

Wozu dient die Familienaufstellung?

Im Zuge einer professionellen Aufstellung kann man extrem spannende Erfahrungen über sich selbst (und andere) erlangen - und zugleich über das dahinterliegende Familiensystem und die innerfamiliären dynamischen Prozesse. Bei einer gut geführten Aufstellung können längst vergessene Traumen aufgedeckt werden, an die niemand mehr gedacht hat, die jedoch bis heute die gesamte Familiendynamik (negativ) beeinflussen können.

Insgesamt geht um eine ganz gezielte Auseinandersetzung mit dem eigenen „Ich“ im eigenen System und um ein Aufdecken unbewusster und versteckter Muster. Diese können durch die Aufstellung zum Vorschein kommen und so ihre früher unbewussten Einflüsse auf ein System verlieren.

Wann ist die Familienaufstellung sinnvoll?

Eine Aufstellung ist immer dann sinnvoll, wenn man für sich selbst das Gefühl hat, sich öffnen zu wollen und verdeckten, meist dysfunktionalen, Mustern auf die Spur zu kommen.

Wenn man die Familiendynamik analysieren und möglicherweise frühere Traumen aufdecken will. Diese müssen gar nicht „nur“ die eigene Person betreffen. Auch Traumen von vergangenen Generationen schwingen so lange in Familiensystemen mit, bis sie erkannt und aufgelöst werden.

Welche Arten gibt es?

Mittlerweile gibt es sehr viele verschiedene Arten von Familienaufstellungen. Ein paar Beispiele sind:

Wie sieht die Durchführung aus und wie lange dauert es?

Für die Durchführung gibt es verschiedene Herangehensweisen:

  • entweder in Form einer Gruppe, bei der die Teilnehmer:innen sich gegenseitig zur Verfügung stehen um das eigene System nachzustellen
  • oder beispielsweise mithilfe von speziellen Holzfiguren (wobei hier jederzeit andere Figuren verwendet werden können)

Die Frage der Dauer hängt davon ab, welche Themen aufgestellt werden sollen und wie dynamisch der Prozess dann insgesamt verläuft. Es kann sein, dass verdeckte Muster sehr schnell aufbrechen, es kann aber auch sein, dass mehrere Termine nötig sind, um den Teilnehmern und Teilnehmerinnen wirklich helfen zu können.

Wer darf diese Form der Therapie durchführen?

Eigentlich sollten Aufstellungen nur von Personen mit einer fundierten psychologischen und/oder therapeutischen Ausbildung angeboten werden. Sonst kann mehr Schaden angerichtet werden als Nutzen. Das ist dann der Fall, wenn der/die Ausführer:in der Aufstellung nicht in der Lage ist, tiefgreifende Erkenntnisse aufzufangen und mit den Teilnehmer:innen individuell weiter zu bearbeiten.

In der Realität ist es jedoch so, dass Aufstellungen auch von vielen Anbieter:innen ohne fundierte psychologische Ausbildung angeboten werden. Deshalb ist es von größter Bedeutung, sich vorab genau über den/die Anbieter:in zu informieren.

Literaturtipps:

Das Buch "Im Herzen frei: Wie Familienaufstellungen helfen, Probleme und Blockaden zu lösen" können Sie hier erwerben.*

Das Buch "Die kleine Psychotherapeutische Schatzkiste" können Sie hier erwerben.*

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Kann man das auch alleine machen?

Prinzipiell kann man Systeme auch alleine aufstellen. In diesem Fall kommen Holzfiguren zum Einsatz, die man stellvertretend für Familienmitglieder aufstellen kann. Eine durchaus sinnvolle Art und Weise der Aufstellungsarbeit, da es für viele Menschen angenehmer ist, das eigene System mit Figuren, anstatt mit Menschen, die man in der Regel nicht kennt, aufzustellen.

Dennoch kann der psychologische Mehrwert einer hochprofessionellen Aufstellung alleine niemals in dieser Form erreicht werden, weil die Außensicht und die fokussierten Fragen fehlen. Und somit können niemals die Erkenntnisse erzielt werden, wie bei einer fundiert begleiteten Aufstellungsarbeit.

Was passiert nach einer Aufstellung?

Das „danach“ ist ein wesentlicher Faktor bei Aufstellungen. Viele Anbieter:innen begleiten ihre Teilnehmer:innen zwar bei der Aufstellung, lassen sie mit den Ergebnissen dann aber alleine.

Das kann aus psychologischer Sicht jedoch ein enormes Risiko sein. Denn niemand kann im Vorfeld sagen, wer welche Erkenntnisse und Offenbarungen aus einer Aufstellung mitnimmt. Diese können teilweise enorm aufwühlend und gefährlich sein und bedürfen unbedingt einer hochprofessionellen Begleitung in der Aufarbeitung.

Welche Gefahren gibt es dabei?

Besonders gefährlich sind tiefverletzende Erkenntnisse sowie Beschuldigungen. Es gibt beispielsweise Anbieter:innen, die eine Schuld für eine Krankheit dann im eigenen System „aufspüren“ und einer einzelnen Person umhängen.

Das kann zu tiefgreifenden Konflikten führen, die jedoch in keiner Relation zu dem tatsächlichen Sinn einer professionellen Aufstellung stehen. Bei einer Aufstellung geht es niemals um personifizierte und zugleich pauschale Beschuldigungen oder das haltlose lostreten neuer Konflikte. Das wiederum obliegt jedoch der Führung der einzelnen Anbieter:innen. Darum ist hier eine fundierte psychologische Ausbildung von eklatanter Bedeutung.

Was kostet es?

Das hängt in erster Linie stark von der Art der Aufstellung ab – handelt es sich um eine Gruppenaufstellung oder um eine Einzelaufstellung (mit bspw. Holzfiguren, wie sie auch von vielen Psychologen/Psychologinnen und Therapeuten/Therapeutinnen angeboten wird)?

Und in zweiter Linie richten sich die Kosten nach dem sonstigen Angebot der Anbieter:innen. Psychologen und Psychologinnen werden die Aufstellung üblicherweise basierend auf ihrem Stundenhonorar verrechnen. Jemand der in seiner Freizeit nebenberuflich Aufstellungen anbietet, wahrscheinlich weniger.

Die Entscheidung, wo man hingeht, sollte jedenfalls nicht von den Kosten per se abhängen, sondern ausschließlich davon, wo man sich selbst wohl fühlt und man zulassen kann, dass möglicherweise durchaus unangenehme Themen aufgedeckt und gemeinsam bearbeitet werden.

Die Psychotherapie ist meist eine private Leistung, die in Österreich nicht von den Krankenkassen getragen wird. Es ist aber ein Krankenkassenzuschuss möglich, wenn eine entsprechende Diagnose durch professionelle Fachkräfte gestellt wurde.

Eine Liste mit den ÖGK-Vertragspartner für Psychotherapie finden Sie auf der Website der Österreichischen Gesundheitskasse.

Die Honorare von Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen liegen in Österreich im Durchschnitt zwischen 70 und 150 Euro für eine Einzelsitzung von rund 50 Minuten.