"Café Puls"-Moderatorin Barbara Fleißner: Ganz ohne Plan zum Traumjob

Wenn man frühmorgens so gut gelaunt sein kann wie "Café Puls"-Moderatorin Barbara Fleißner, hat das mit der Berufswahl zu tun. Aber nicht nur.

von Erfolgsgeheimnis - "Café Puls"-Moderatorin Barbara Fleißner: Ganz ohne Plan zum Traumjob © Bild: Dominique Hammer

Sie hat Tee bestellt, arbeitet im Notizbuch anstehende Aufgaben ab und strahlt. Wenn man weiß, dass Barbara Fleißner um zehn Uhr vormittags schon acht Stunden Arbeit hinter sich hat, überrascht das. Für die Kärntnerin ist das Weckerläuten um zwei Uhr morgens freilich Routine. Je nach Dienst ein bis zwei Wochen pro Monat begleitet die Moderatorin Österreich in der Frühstückssendung von Puls 4 in den Tag. Den Rest des Monats unterhält sie das Fernsehpublikum am Vorabend in "Café Puls -Das Magazin".

"Mein Beruf ist eine Berufung", erklärt die 37-Jährige ihre Kraftquelle. Den Traumjob machen zu dürfen, gebe ihr mehr Kraft, als das frühe Aufstehen möglicherweise nehme, sagt sie. Die Attribute, die den Job zum Traum machen, bringt sie leicht auf den Punkt: "Ständig neue Themen, neue Gäste, neue Situationen. Heute Ibiza-Skandal, morgen Hollywood-Tratsch. Das liebe ich!" schwärmt sie vor allem vom Frühstücksfernsehen als Spielwiese, auf der so vieles möglich sei.

Authentizität als Erfolgsgeheimnis rückt sie in den Vordergrund: "Nur keine Sprechpuppe sein!" Ihre Art, sich spontan auf Situationen und Menschen einlassen zu können, erachtet Fleißner als unerlässlich. "Ich mache mir wenig Gedanken. Ich verfolge keine Strategie. Dass das gelingt, hat wohl damit zu tun, dass ich gut spüre, was zur Situation und den Menschen passt. Du kannst nicht mit jedem jeden Schmäh machen." Früher habe sie ihre spontane Art auch in Schwierigkeiten gebracht, erzählt sie. "Ich habe schon in der Schulzeit immer meine Meinung gesagt, wenn jemand unfair behandelt worden ist, auch wenn der Lehrer mir dafür eine Megaprüfung aufgebrummt hat."

Per Zufall ins TV-Studio

Eine liebevolle, konservative, sehr auf Selbstbestimmtheit ausgerichtete Erziehung hat Fleißners Weg geebnet. "Meine Eltern haben meine Entscheidungen immer unterstützt, auch als ich von heute auf morgen beschlossen habe, nach Wien zu ziehen und Schauspiel zu studieren. Das war unendlich wertvoll", erzählt sie. Dass die Eltern im Geheimen sehr mit der Entscheidung der Tochter gehadert haben, kam später ans Licht. "Trotzdem haben sie mich damals gehen lassen. So etwas ist wichtig, weil es die Selbstwahrnehmung fördert, wenn du dem nachgehen darfst, was du spürst", sagt die Moderatorin über ihr persönliches Wachstum.

© Puls4 Barbara Fleißner happy im Job mit ihrem Lieblingsautor John Strelecky als Gast im Studio

Dazu kommt die langjährige Erfahrung, die sie nunmehr hat: Seit ihrem 19. Lebensjahr moderiert Fleißner schon. Anfangs war es ein Nebenjob bei verschiedenen Privatradios, den sie zur Finanzierung des Schauspielstudiums betrieb. Dann wechselte Fleißner zu Puls 4. "Kann ich Fernsehen?", fragte sie sich damals. Sie versuchte sich als Wettermoderatorin, tauschte die Bühne gegen ein Fernsehstudio und hat es keine Sekunde bereut. Nach zwei Jahren wechselte sie für fünf Jahre zu Servus TV in die Morgensendung, bevor sie 2018 zum Wiener Sender zurückkehrte.

An Hürden wachsen

Herausforderungen nimmt Fleißner freudig als Chancen. Nicht jeder würde eine fünfstündige Live-Übertragung der Oper "Don Giovanni" moderieren, wenn er bloß zweimal im Leben in der Oper war. "Schaffe ich es, mich so einzuarbeiten, dass ich gut sein kann?", fragte sie sich. Und beantwortete sich die Frage damals gleich selbst, indem sie mit tiefen Recherchen und zähem Einlesen ins Thema begann. Ein grundlegendes Interesse für alle Themen von Sport bis Kultur und Politik ist natürlich unabdingbar für den Job, sagt sie. Darüber hinaus versteht sich Fleißner als Anwältin der Zuseher. "Ich muss nicht alles wissen. Ich darf die Fragen stellen, die sich der Zuseher auch stellt", sagt sie.

»Wenn du beide Hände voll hast, kannst du nichts Neues empfangen. Das habe ich gelernt«

Wenn sie lacht, muss man mitlachen. Und wundert sich über die Gute-Laune- Reserven der Frühaufsteherin. Zuhause erwartet sie etwas später statt wohlverdientem Schlaf ihre spielwütige kleine Tochter. Fleißner ist Alleinerzieherin der Fünfjährigen. Möglicherweise verhelfe ihr der Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte zu mehr Energie, sagt sie. Der Tipp kam von einem Interviewpartner, dem vegan lebenden Kraftsportler Patrick Baboumian aus dem Film "The Game Changers"."Ich probiere es erst seit ein paar Wochen, und es ist unglaublich, wie viel fitter ich bin", sagt sie.

Vom Türenschließen

Fleißner probiert gern. Dieser Lebenseinstellung ist ihr Podcast "Perspektivenwechsel" entsprungen. Darin lädt sie Menschen, deren Meinung das eigene Leben auf eine andere Schiene bringen könnte, zum Gespräch. Vieles gibt es dabei zu lernen meint sie und ist mit Interviewpartner Matthias Strolz ganz auf einer Linie.

Der Ex-Neos-Chef erklärte, warum es so wichtig sei, loszulassen. "Wenn du beide Hände voll hast, kannst du nichts Neues empfangen, hat er gesagt. Er hat recht", meint Fleißner und erzählt davon, wie sie sich erst bewusstmachen musste, dass sie nicht länger mit dem Pendeln nach Salzburg und der fünf Tage langen Trennung von ihrer Tochter glücklich war, bevor eine Rückkehr nach Wien und zu Puls 4 klappen konnte. "Erst, wenn du eine Tür schließt, geht eine neue auf", so Fleißner.

Das Strolz-Buch "Sei Pilot deines Lebens" hat sie ihrem Papa geschenkt, im Wissen um dessen bevorstehende Pensionierung und eine damit verbundene Neuorientierung. Er ist gerade aus Kärnten angereist, um auf die Enkelin aufzupassen. Diese Familienzeit liebt die Moderatorin, die sich als strenge Mama beschreibt, aber auch als Verfechterin von "Conscious Parenting".

"Meine Kleine hat klare Grenzen. Und ich lehre sie, dass sie alles schaffen kann, wenn sie es möchte", beschreibt sie. Ganz wie die Mama eben.

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 9/2020.