Benjamin Karl: Österreichischer Snowboard-Star mit Olympia-Gold [Porträt]

Benjamin Karl zählt zu Österreichs erfolgreichsten Snowboardern. Im Parallelslalom hat er bereits alle großen internationalen Preise gewonnen. Der Niederösterreicher wuchs mit seinem jüngeren Bruder und seiner alleinerziehenden Mutter auf, die ihm trotz Geldsorgen seine Karriere ermöglichte. Was den ambitionierten Spitzensportler beruflich sowie privat geprägt hat.

von Benjamin Karl während der Olympischen Winterspiele in Bejing 2022 © Bild: imago images/AFLOSPORT

Steckbrief Benjamin Karl

  • Name: Benjamin Martin Karl
  • Geboren am: 16. Oktober 1985 in St. Pölten, Niederösterreich
  • Sternzeichen: Waage
  • Beruf: Profi-Snoboarder
  • Verein: UTS St. Pölten
  • Wohnort: Lienz, Osttirol
  • Familienstand: Frau Nina Karl-Grissmann (verheiratet seit 2011)
  • Kinder: zwei Töchter

Benjamin Karls eiserner Wille

Bereits im Alter von zehn Jahren hat Benjamin Karl laut seiner Mutter, Michaela Karl, seine ambitionierten Wünsche, Weltmeister und Olympiasieger zu werden, auf Papier verewigt, wie sie der Zeitung "NÖN" in einem Interview erzählte. Jeder Rückschlag, jeder Unfall, jede Verletzung, jede schlechte Platzierung war für ihn nur der Ansporn dazu, noch härter zu arbeiten. Sein eiserner Wille und seine Beharrlichkeit, die er schon während seiner Schulzeit zeigte, seien die Basis für seine spätere Karriere gewesen, wie seine Mutter stolz berichtete. Aufgrund seines Lerneifers und seines Ehrgeizes sei er aber in der Schule oft ein Außenseiter gewesen.

»Er ging nicht fort, da er fürs Training ausgeschlafen sein musste. Dadurch hatte er auch nur wenige Freunde«

Am Ende zahlte sich die harte Arbeit aus: Benjamin Karls Traum von einer Karriere im Spitzensport ging in Erfüllung.

Links zu Benjamin Karl:
Benjamin Karl auf Instagram
Benjamin Karl auf Facebook
Website seines Fitnessstudios "Athletic Heroes"

Benjamin Karls sportlicher Werdegang

Angefangen hat alles im Alter von zwei Jahren: Schon damals stand Benjamin Karl das erste Mal auf Skiern und fühlte sich dort sichtlich wohl. Doch das Snowboard sollte seine große Leidenschaft werden. Mit zehn bekam er zu Weihnachten sein erstes Snowboard von seiner Mutter, das er fortan überallhin mitnimmt. Im Alter von 15 Jahren, kurz bevor seine Karriere an Fahrt aufnehmen konnte, brach er sich drei Brustwirbel. Aber Karl kämpfte sich zurück und stand bereits wenig später wieder auf dem Snowboard. Mit 19 Jahren kam er zum Bundesheer, welches seit Jahrzehnten Nachwuchstalente fördert – so auch ihn. Ab 2009 war Benjamin Karl regelmäßig unter den Medaillengewinnern bei Weltmeisterschaften. 2022 verbuchte er seinen bisher größten Erfolg: Er gewann olympisches Gold in Peking. Damit trat er in die Fußstapfen des ehemaligen österreichischen Snowboardprofis Siegfried Grabner, der 2006 ebenfalls eine olympische Medaille ergatterte sowie Welt- und Europameister war.

An ein Karriereende denkt Karl bei anhaltender guter körperlicher Verfassung noch nicht. Seine gesteckten Ziele hat er zwar inzwischen erfüllt. Doch ohne Piste möchte er auch nicht sein. Er hat bereits ein Auge auf Olympia 2026 geworfen und kommentiert seine Ambitionen dazu auf der Plattform "laola1.at" mit den Worten "Es könnte ein Genussprojekt werden für 2026".

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Sportliche Meilensteine

Erste internationale Erfolge konnte Benjamin Karl ab dem Jahr 2004 für sich verzeichnen. Seitdem hat er sich stetig in seinen Leistungen gesteigert und ließ keinen wichtigen Wettbewerb aus. Die folgende Tabelle zeigt seine größten Erfolge.

Jahr in Ort Disziplin Medaille
Snowboard-Juniorenweltmeisterschaft
2004 in Klínovec Parallelriesenslalom Bronze
2005 in Zermatt Parallelriesenslalom Gold
Weltmeisterschaft Snowboard
2009 in Gangwon Parallelslalom Gold
2011 in La Molina Parallelriesenslalom Gold
2011 in La Molina Parallelslalom Gold
2013 in Stoneham Parallelriesenslalom Gold
2015 in Kreischberg Parallelriesenslalom Bronze
2017 in Sierra Nevada Parallelslalom Silber
2017 in Sierra Nevada Parallelriesenslalom Silber
2021 in Rogla Paralellslalom Gold
Olympische Winterspiele
2010 in Vancouver Parallelriesenslalom Silber
2014 in Sotschi Parallelslalom Bronze
2022 in Peking Parallelriesenslalom Gold

Benjamin Karl: Unfall mit Folgen

Das Jahr 2021 sollte für Benjamin Karl einen düsteren Verlauf nehmen. Am 30. Juni des Jahres war er in einen schweren Autounfall verwickelt: Er verlor wegen eines Hagelgewitters die Kontrolle über sein Auto und krachte mit einem anderen Wagen zusammen. Der 70-jährige Fahrer des anderen Autos starb an den Folgen des Unfalles, seine 69-jährige Frau wurde schwer verletzt.

Um das Unglück zu verarbeiten, nahm Benjamin Karl nach dem Unfall psychologische Hilfe in Anspruch. Auch besuchte er die Familie des Opfers, um dieser sein Beileid zu bekunden und sich seiner Verantwortung zu stellen. Da die Familie des Opfers Karl keine Schuld am Unfall gab und er Reue zeigte, wurde er im April 2022 vom Gericht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu drei Monaten auf Bewährung verurteilt.

Benjamin Karl abseits der Piste

Privat sieht sich Benjamin Karl als einen bodenständigen Menschen, der seine Wurzeln zu schätzen weiß. Im Interview mit dem Nachrichtenportal "NÖN.at" sagte er dazu: "Ich komme aus der Mittelschicht oder wahrscheinlich sogar darunter." Seine Mutter war alleinerziehend und musste mehrere Jobs annehmen, um Benjamin und seinen Bruder versorgen zu können. Trotz der finanziellen Engpässe ermöglichte seine Mutter ihm das Snowboardtraining. "Wir haben uns wirklich alles vom Mund abgespart, um diese Karriere zu ermöglichen", sagte Karl weiter. Um die Anstrengungen seiner Mutter entsprechend zu würdigen, trainierte er fast jede freie Minute. Seine Mutter brachte ihn zu jedem Training und Wettbewerb und war immer an seiner Seite. Deshalb galt seine Dankesrede nach seinem Sieg bei den Olympischen Winterspielen 2022 auch zuallererst seiner Mutter.

Außerhalb der Snowboardsaison treibt Karl täglich Sport, um in Form zu bleiben. Bevorzugt ist er dabei auf dem Rad unterwegs. Seine Liebe zum Fahrrad resultiert vor allem aus seiner Anfangszeit im Bundesheer. Dort musste er sein Training selbst organisieren und entschied sich für das Zweirad. Außerdem nahm der Snowboardprofi mehrfach an Extremsport-Wettbewerben wie dem "Race Around Australia" oder dem "Red Bull Dolomitenmann" teil. Inzwischen ist für ihn eine Mischung aus Radsport und Training auf der Matte wichtig.

Benjamin Karl beim Dolomitenmann 2013
© imago sportfotodienst Benjamin Karl auf dem Fahrrad beim Red Bull Dolomitenmann 2013

Benjamin Karls eigenes Gym

In seinen 20ern kämpfte Benjamin Karl immer wieder mit Rücken- und Hüftschmerzen. Da er sich deshalb nicht von seinen sportlichen Zielen abbringen lassen wollte, befasste er sich mit den Gründen für seine Schmerzen. Er lernte die Zusammenhänge des Körpers und seiner Bewegungen zu verstehen und baute darauf sein Training auf. Im Laufe der Jahre entstanden verschiedene Trainingseinheiten, die er heute in Form von Onlinekursen auch der Öffentlichkeit bereitstellt. Laut Benjamin Karl sind drei Dinge beim Training besonders wichtig: Rückenmuskulatur, eine bewegliche Hüfte und Rumpfstabilität. Seit 2020 hat er ein eigenes Gym am Strand in Lienz in unmittelbarer Nähe seines Hauses. Dort trainiert er selbst und hilft anderen dabei. Zahlreiche Videos mit Onlinekursen stehen auf seiner Plattform Athletic Heroes zur Verfügung.

Benjamin Karl: Harmonisches Familienleben

Benjamin Karl wurde 1985 geboren und wuchs zusammen mit seinem Bruder und seiner Mutter Michaela in St. Pölten auf. Sein jüngerer Bruder Tobias hat sich beruflich der Kunst zugewandt. Sein Vater Alois Karl ist ebenfalls ein begeisterter Sportler. Im Alter von 22 Jahren lernt Benjamin Karl die Tochter des berühmten Skischnellläufers Werner Grissmann kennen und lieben. Seit 2011 ist er mit seiner Frau Nina verheiratet. Die beiden lernten sich in ihrem jetzigen Wohnort Lienz kennen.

Benjamin Karl mit seiner Freundin auf der Lotterien Gala Wien
© imago/SKATA Benjamin Karl mit seiner Frau Nina

Gemeinsam hat das Ehepaar zwei Töchter, die im Juni 2012 und 2018 geboren wurden. Die Geburt seiner Kinder hat den quirligen Snowboardfahrer geerdet, wie er gegenüber "laola1.at" erzählte. Er verbringt so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie. Besondere Freude bereitet es ihm, seine Töchter beim Sport zu begleiten und zu fördern, wie seine Mutter es bei ihm tat.