Dominic Thiem: Österreichs Tennis-Star und US-Open-Sieger

Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem hat im Jahr 2020 ein großes Lebensziel verwirklicht. Er gewann mit den US Open seinen ersten Grand-Slam-Titel, als erster Österreicher überhaupt. Nach einer Handgelenksverletzung arbeitete er lange hart an einem Comeback. Nach kurzem Aufwind setzte es aber immer wieder bittere Niederlagen. Doch Dominic Thiem, der privat sein Glück bei Freundin Lili Paul-Roncalli gefunden hat, gibt nicht auf.

von Dominic Thiem © Bild: IMAGO/Siebinger

Steckbrief Dominic Thiem

  • Name: Dominic Thiem
  • Geboren am: 3. September 1993 in Wiener Neustadt
  • Größe: 1,85 Meter
  • Sternzeichen: Jungfrau
  • Eltern: Tennislehrer Karin und Wolfgang Thiem
  • Geschwister: Moritz Thiem
  • Wohnhaft in: Lichtenwörth
  • Beruf: Tennisspieler
  • Familienstand: liiert mit Lili Paul-Roncalli

Dominic Thiem war schon als Kind sportbegeistert

Der Sohn der beiden Tennis-Coaches Karin und Wolfang Thiem hatte schon sehr früh Sport im Blut. Vielleicht herausragend: Der kleine Dominic hat tatsächlich im Alter von 14 Monaten, als er kaum schon gehen konnte, immer wieder mit einer Fliegenklatsche auf einen Luftballon geschlagen.

Sein Vater Wolfgang Thiem erinnerte sich in der Doku "Der Thiem-Spirit" auf Servus TV lachend auch an eine andere Episode: "1997 waren wir in Griechenland im Urlaub, da war er vier Jahre. Da sind wir am Strand spazieren gegangen, wahrscheinlich eine Stunde in eine Richtung und eine Stunde zurück. Und er hat durchgehend Vor- und Rückhandschläge simuliert. Die Leute, die da am Strand vorbeigegangen sind, werden sich gedacht haben, der hat ein bisserl einen 'Klopfer'."

Harte Schule bei Günter Bresnik

Sein ehemaliger "Lebenscoach" Günter Bresnik arbeitete seit dem achten Lebensjahr mit Thiem, dessen Eltern Wolfgang und Karin nicht nur selbst Tennis-Lehrer sind, sondern dem Startrainer Bresnik schon früh das bedingungslose Vertrauen schenkten. Bresnik formte aus dem Rohdiamanten Thiem, der mit 6 Jahren zu spielen begann und schon in frühen Tagen die Jugend-Szene dominiert hatte, einen sportlichen Edelstein, der nicht nur Österreichs Tennis-Fans noch lange Freude bereiten wird.

© Matt Observe Dominik Thiems langjähriger Coach Günter Bresnik

Dabei war es nicht immer einfach für Dominik Thiem: Besonders als Bresnik dem damals erfolgsverwöhnten 12-Jährigen die beidhändige Rückhand abgewöhnte. Bresnik wusste aber, dass Thiem weder mit diesem "B-Hander", noch mit dessen viel zu passivem Spielstil dorthin kommen würde, wo er hin will. Plötzlich, als Bresnik dem Schützling die zweite Hand vom Schläger weggenommen hatte, verlor Thiem reihenweise Matches. Die Trainer-Szene schüttelte den Kopf, wie Bresnik u.a. auch in seinem Buch "Die Dominic Thiem Methode" eindrucksvoll beschreibt, doch der Blick war in die Zukunft gerichtet.

Das Buch finden Sie hier *

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Preisgeld-Champion Dominic Thiem

Allein Thiems Karriere-Preisgeld spricht Bände: Er überbot mit dem 3-Millionen-Dollar-Scheck (2,53 Mio. Euro) nach dem dramatischen Fünfsatz-Sieg über Alexander Zverev im Finale der US Open klar die 25-Millionen-US-Dollar-Marke, hielt damals damit schon bei 26,917 Mio. Dollar. In seinem vierten Major-Endspiel bzw. fünften ganz großen Finale (inklusive den ATP Finals 2019) schaffte Thiem den endgültigen Durchbruch zum Weltstar aus Lichtenwörth.

© 2020 Getty Images Dominic Thiem - Gewinner der US Open 2020

Zweifler an der Karriere Thiems hatte es zuletzt kaum noch gegeben, nach dem Sieg bei den US Open sind die letzten verstummt. Der Leistungssprung, den der lange als Sandplatz-Spezialist bezeichnete Thiem allein 2019 auf Hartplatz gemacht hat, ist frappant: Von fünf Turnieren, die er 2019 gewonnen hat, hat er drei auf Hardcourt geholt.

Nach seinem bisher erfolgreichsten Jahr holte sich Thiem Anfang 2020 mithilfe seines Managers Herwig Straka zu Jahresbeginn auch noch Thomas Muster als Berater für 20 Wochen ins Boot. Dieses "Experiment" ging aber schief - und Thiem vollzog einen beachtlichen Schritt: Weil die Charaktere Muster und Thiem nicht so harmonierten wie es sich der Youngster vorgestellt hatte, trennte er sich noch während der Australian Open schon nach der zweiten Runde vom Steirer. Und verlor dann erst im Endspiel in Melbourne nach 2:1-Satzführung gegen Novak Djokovic.

Thiem hat schon alle Größen geschlagen

Für den auf der ATP-Tour wegen seiner Bescheidenheit, seiner guten Manieren und seiner Freundlichkeit beliebten Niederösterreicher sind Begegnungen mit den Legenden dieses Sports wie Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic Normalität. Längst ist er nicht nur anerkannt, sondern auf dem Platz gefürchtet. Thiem hat alle Größen schon mehrmals geschlagen. Gegen Federer hat er sogar eine 5:2-Bilanz an Siegen.

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Die Vergleiche mit dem großen Thomas Muster, dem bis zu jenem 13. September 2020 einzigen Major-Einzel-Sieger aus Österreich, waren schon länger angebracht. Der mittlerweile 17-fache Turniersieger hat sich mit dem Titel in New York nun auch den US-Markt geöffnet. Er hat die Schläge, die Liebe zum Sport, die Einstellung und den nötigen Familien-Rückhalt, um die Fußstapfen des 44-fachen Turniersiegers, French-Open-Champions und Ex-Weltranglisten-Ersten Muster zu füllen. Auf Grand-Slam-Ebene hat Thiem den Leibnitzer mit dem Titel sowie drei weiteren Finali schon übertroffen.

Jahrelang in den Top 10

Dominic Thiem ist am 6. Juni 2016 nach seinem ersten Einzug ins Halbfinale von Roland Garros erstmals in die Top Ten der Tennis-Weltrangliste eingezogen. Nicht ein Mal ist er aus diesem Kreis herausgefallen, ein Beweis für Stabilität und Konstanz auf hohem Niveau. Eine Art "Ritterschlag" hatte Thiem während der French Open 2019 von Roger Federer erhalten. Thiem hatte wegen Serena Williams vorzeitig den großen Interview-Raum verlassen müssen. Befragt dazu, wie so etwas einem Weltranglisten-Vierten passieren könne, der ein... "ein Superstar ist. Männlicher Superstar. Ich weiß nicht, was da falsch gelaufen ist", komplettierte der 20-fache Major-Sieger die Frage.

Worte, die Thiem mit Freude, aber in aller Bescheidenheit zur Kenntnis nahm. Der aus Lichtenwörth stammende Thiem gilt seit Jahren als einer der ästhetischsten Spieler auf der Tour. Seine einhändige Rückhand schlägt er wie aus dem Bilderbuch, seine Vorhand erreicht Drallgeschwindigkeiten, die selbst Rafael Nadal überbieten, und auch sein Kick-Aufschlag ist gefürchtet.

Auf dem Weg zum Superstar

Mit der Verpflichtung des angesehenen Physiotherapeuten Alex Stober Ende 2015 und dem erneuerten "Thiem-Team" mit Massu und dem Fitness-Coach Duglas Cordero, der Thiem ebenso wie in Österreich Mike Reinprecht körperlich in Topzustand gebracht hat, war Thiem bestens aufgestellt.

© imago images/Hasenkopf Dominic Thiem

Ein Manko war vielleicht die Turnierplanung, deren Opfer Thiem manchmal wurde. Doch gemeinsam mit Neo-Manager Straka und Massu hat er diese angepasst. Straka sah jedenfalls großes Potenzial, wie er der APA schon im Mai 2019 in Paris verraten hat. "Ich glaube, er kann mehr werden, als der neue Andy Murray. Er kann der neue Nadal, Federer, Djokovic der neuen Generation werden, die zehn Jahre jünger sind", sagte Straka.

"Ich glaube wirklich, dass 2020 für mich sogar noch besser werden kann", hatte Thiem schon in London angekündigt. Das Jahr gilt das bisher erfolgreichste seiner Karriere, am Ende rangierte er auf dem 3. Platz in der Tennis-Weltrangliste.

Der Rückschlag: Langwierige Verletzung

Im Jahr 2021 ging es jedoch bergab. Bei den Australien Open scheiterte er im Achtelfinale, bei den French Open verlor er sein Auftaktmatch gegen Pablo Andujar (damals Nr. 68 der Weltrangliste). Beim Turnier in Mallorca verletzte sich Dominic Thiem beim Match gegen Adrian Mannarino am Handgelenk und gab auf. Damals sollte noch niemand ahnen, wie langwierig die Verletzung sein würde.

Alle Versuche, noch im Jahr 2021 ein Comeback zu geben, scheiterten, eine Corona-Erkrankung warf Thiem Anfang 2022 erneut zurück.

Dominic Thiems Comeback gestaltete sich schwieriger als gedacht, seine Auftritte auf der ATP-Tour endeten allesamt in Runde 1. Nach sieben Niederlangen en suite mit nur einem Satzgewinn meinte er im Mai 2022 in Paris: "Ich mache nichts anders. Das ist der Schlüssel. Mit einer gewissen Art des Trainings bin ich sehr erfolgreich geworden, also ist es Zeit, das Gleiche wieder zu tun, um wieder in die Spur zu kommen." Es sei kein Geheimnis, dass er erst seit rund sechs Wochen wieder wirklich gut und konstant trainiere. "Das ist einfach nicht lange genug, besonders für die Verletzung, die ich hatte." Darum gibt er sich mehr Zeit. "Es wird noch ein paar Monate dauern, bevor ich bereit bin, wieder die Topleute zu schlagen."

Dominic Thiem zurück auf der Erfolgsspur

Es sollte dann aber doch endlich wieder aufwärts gehen. Beim Challenger in Salzburg feierte Thiem seinen ersten Sieg nach 419 Tagen. Er kam schließlich bis ins Achtelfinale, beim anschließenden Turnier in Bastad gelang ihm sein erster Sieg auf der ATP-Tour seit 14 Monaten. Er erreichte das Viertelfinale, in Gstaad kam er sogar ins Semifinale, in Kitzbühel bis ins Viertelfinale. Der Aufwärtstrend war klar erkennbar, in der Tennis-Weltrangliste lag der langjährige Top-10-Spieler aber nicht mehr in den Top 200.

Neuer Coach für Dominic Thiem

Den Aufwärtstrend aus dem Frühjahr 2022 konnte Dominic Thiem nicht prolongieren. Immer wieder setzte es Rückschritte und Niederlagen. Im April 2023 trennte sich der Lichtenwörther von seinem Trainer Nicolas Massu, mit dem er seit 2019 zusammengearbeitet hatte. Sein neuer Coach ist der Deutsch-Iraner Benjamin Ebrahimzadeh, der genau wie der Chilene Massu ebenfalls als Tennis-Profi tätig war.

»Selbstvertrauen kommt immer durch Leistung, aber Leistungen kommen nicht durch Selbstvertrauen - das ist ein Irrglaube!«

Bei den French Open, bei denen Thiem in den Jahren 2018 und 2019 im Finale stand, schied er 2023 bereits in der ersten Runde aus. Sein ehemaliger Coach Günter Bresnik denkt dennoch, dass sein Ex-Schützling wieder auf dem "richtigen Weg" ist, wie er gegenüber der APA erklärte. Er glaubt, dass Thiem im ATP-Ranking wieder in die Top 15 kommen kann. "Dafür haben sie mich ausgelacht. Vielleicht ist erste 15 zu hoch, aber lasst ihn einmal zwei Turniere gut spielen." Von mentalen Ursachen für Thiems teils schwache Auftritte will er weiter nichts hören. "Selbstvertrauen kommt immer durch Leistung, aber Leistungen kommen nicht durch Selbstvertrauen - das ist ein Irrglaube!"

Dominic Thiem privat

Privat läuft es für Dominic Thiem bestens. Nach der gescheiterten Beziehung mit der französischen Tennisspielerin Kristina Mladenovic ist er seit Anfang 2021 offiziell mit der Zirkus-Artistin Lili Paul-Roncalli, die man auch aus der RTL-Show "Let's Dance", die sie gewonnen hat, kennt, liiert. Ein Foto, auf dem die beiden eng aneinander gekuschelt mit Silvester-Sprühkerze in der Hand zu sehen waren, sorgte damals sofort für Schlagzeilen. Die beiden zeigten sich anfangs überrascht von dem großen Interesse. Der Tennis-Profi meldete sich schließlich auf seinem Blog zu Wort: "Mein Privatleben soll weiter privat bleiben, aber so viel verrate ich meinen Fans: Lili und ich haben uns in Wien erstmals getroffen. Wir verstehen uns gut, können viel miteinander lachen und genossen bisher die wenigen gemeinsamen Tage."

Dominic Thiem mit seiner Freundin Lili Paul-Roncalli
© imago images/PanoramiC Seltener öffentlicher Auftritt: Die Turteltäubchen Dominic Thiem und Lili Paul-Roncalli beim Formel-1-Grand-Prix von Österreich im Juli 2021

Dominic Thiem und Lili Paul-Roncalli verbindet die Leidenschaft für den Sport. Genau wie Thiem trainiert auch die Tochter von Zirkus-Legende Bernhard Paul seit ihrer Kindheit. Eine weitere Gemeinsamkeit: Ihr Sinn für Humor. "Ich kenne ihn viel fröhlicher und lustiger, als er sich in der Öffentlichkeit gibt, da kommt er eher ernst rüber", meint Thiems Mutter dazu.