Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer spricht sich für faire und ambitionierte EU-Freihandelsabkommen mit Indien und den zentralen Staaten Südostasiens aus.
Von Christian Neuhold
Welche Initiativen setzt die Bundesregierung, um die Chancen der heimischen Exportwirtschaft in den Indopazifik zu verbessern?
Österreich zählt pro Kopf zu den zehn führenden Exportnationen weltweit – unsere Arbeitsplätze, unser Wohlstand und zentrale Teile unseres Sozialstaats hängen unmittelbar vom Export ab: Sechs von zehn Euro verdienen wir im Ausland, über 1,2 Millionen Jobs sind direkt oder indirekt exportabhängig. Gerade deshalb investieren wir gezielt in neue Märkte – zuletzt mit dem Chancenpaket für Exportfirmen: Mit 15 Millionen Euro zusätzlich stärken wir gezielt den Marktzugang heimischer Betriebe in dynamischen Zukunftsmärkten wie Indien und Südostasien – mit Fokus auf Innovation, Green-Tech, Digitalisierung und resiliente Lieferketten. Ergänzt wird dieses Maßnahmenpaket durch die bewährte go-international-Initiative – dotiert mit 51,2 Millionen Euro für 2023–2027 –, die seit 2003 über 47.000 Unternehmen bei Internationalisierung, Markteintritt und Exportförderung begleitet hat.
Wie stehen Sie zur Idee, mit Indien und den wichtigsten Ländern Südostasiens ein weiteres EU-Freihandelsabkommen zu schließen?
Wir sind auf starke und faire internationale Handelsbeziehungen angewiesen. Neue Märkte zu erschließen und bestehende besser zu nutzen, ist ein wirtschaftspolitisches Muss – besonders in einer Zeit globaler Umbrüche. Ich spreche mich klar für den Abschluss moderner, fairer und ambitionierter EU-Freihandelsabkommen mit Indien und den zentralen Staaten Südostasiens aus. Sie sind ein wichtiger Hebel, um Abhängigkeiten zu reduzieren, den Zugang zu dynamischen Märkten zu sichern und europäische Standards im Handel zu verankern. Der EU-Binnenmarkt verschafft uns hier entscheidenden Verhandlungsspielraum – diesen gilt es entschlossen zu nutzen.
Die wirtschaftlichen Unsicherheiten im transatlantischen Handel zeigen, wie wichtig es ist, unsere Exportbasis breiter aufzustellen
Lässt sich damit das durch Donald Trumps Zollpolitik komplizierter gewordene US-Geschäft zumindest teilweise kompensieren?
Die wirtschaftlichen Unsicherheiten im transatlantischen Handel zeigen, wie wichtig es ist, unsere Exportbasis breiter aufzustellen. Dynamische Märkte wie Indien und Südostasien können den Rückgang im US-Geschäft nicht vollständig kompensieren – aber sie sind eine zentrale Säule zur Diversifizierung unserer Absatzmärkte und Lieferketten.
Sehen Sie auch Möglichkeiten für heimische Unternehmen, sich durch Beteiligung von Firmen aus diesem Raum wettbewerbsfähiger zu machen – etwa wie KTM durch den Einstieg von Bajaj?
Ja – strategische Beteiligungen wie jene des indischen Unternehmens Bajaj an KTM sind ein gutes Beispiel dafür, wie heimische Unternehmen durch internationale Partnerschaften Wettbewerbsvorteile, Marktchancen und Know-how gewinnen können. Solche Kooperationen stärken Innovation, sichern Arbeitsplätze und erschließen gleichzeitig neue Absatzmärkte – insbesondere in Asien. Wir befürworten Beteiligungen, die Investitionen anstoßen, Technologietransfer ermöglichen und zur langfristigen Standortstärkung beitragen – bei gleichzeitiger Sicherung unternehmerischer Entscheidungsfreiheit und lokaler Wertschöpfung.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.35/2025 erschienen.