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Wirtschaftsstandort Kärnten: „Es gibt eine sehr gute Basis für Innovation, Technologietransfer und digitale Transformation“

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22 min

René Haberl, Roland Waldner, Timo Springer, Sabine Herlitschka, Harald Kogle und Franz Grünwald

©Wolfgang Wolak

Wie kann Kärnten gestärkt werden und welche wirtschaftlichen Grundsatzentscheidungen und Kooperationen braucht es? Am „Runden Tisch“ geben Spitzenmanager aus der Kärntner Wirtschaft Einblick.

Von Claus Pressl

Kärnten steht vor einem wirtschaftlichen Aufbruch: Mit der Fertigstellung der Koralmbahn und der sich formierenden Area Süd entstehen neue Achsen der Kooperation und der wirtschaftlichen Vernetzung. Die Wirtschaft Kärntens ist schon heute ein vielfältiger, spannungsreicher internationaler Raum, der Technologieführer, wachstumsstarke Mittelständler, Industriecluster, Innovationszentren und Förderinstitutionen verbindet.

Genau das möchte dieser von der VGN Medien Holding organisierte Round Table widerspiegeln: Sabine Herlitschka, CEO der Infineon Technologies Austria AG, Roland Waldner, Vorstand des Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF), Timo Springer, CEO der Springer Maschinenfabrik GmbH und zugleich Präsident der IV Kärnten, Franz Grünwald, Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer der PMS Elektro- und Automationstechnik GmbH, René Haberl, Vorstandsmitglied der Treibacher Industrie AG, und Harald Kogler, CEO der Hirsch Servo AG, geben tiefgehende Einblicke.

Wie beurteilen Sie den Wirtschaftsstandort Kärnten in Bezug auf Innovationskraft, Technologietransfer und digitale Transformation?

Herlitschka: In Kärnten wurden Impulse für ein Hightech-Ökosystem gesetzt und es gibt noch Potenzial. Wichtig ist es, Universität, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen und Cluster weiterzuentwickeln, und zugleich Start-ups und Betriebsansiedelungen zu fördern. Kärntens Forschung hängt an wenigen Leitbetrieben – allein Infineon trägt 76 Prozent zur gesamten F&E-Quote im Land bei. Für eine breite Innovationsbasis braucht es mehr forschende und entwickelnde Einheiten und qualifizierte Fachkräfte. Gerade für Kärnten sind die Prognosen zur demografischen Entwicklung alarmierend. Bis 2050 soll die Zahl der Erwerbspersonen um 17,5 Prozent zurückgehen. Das unterstreicht die Dringlichkeit, heute die richtigen Maßnahmen im Bildungs-, Ansiedelungs- und Förderbereich zu setzen, um Kärnten für Menschen und Unternehmen aus dem In- und Ausland sichtbar und attraktiv zu machen

Springer: Es gibt vielversprechende Initiativen und Einrichtungen, oft fehlt aber der letzte Schritt zur praktischen Umsetzung. Der Technologietransfer von Forschungseinrichtungen in die Industrie ist ausbaufähig. Es braucht mehr Kooperationsplattformen und vor allem schnellere Entscheidungsprozesse. Digitalisierung darf nicht nur als Projekt, sondern muss als strategischer, permanenter Prozess verstanden werden – sowohl in den Unternehmen als auch in der Verwaltung.

Grünwald: Kärnten hat aus meiner Sicht eine sehr gute Basis für Innovation, Technologietransfer und digitale Transformation. Es gibt viele Kompetenzzentren und Forschungseinrichtungen, die sich mit Zukunftsthemen beschäftigen und dabei auch auf ganz konkrete Fragestellungen der Unternehmen eingehen. Um das volle Potenzial zu entfalten, braucht es mehr Tempo, Mut zur Umsetzung und gezielte Unterstützung für technologieorientierte Unternehmen.

Wie beurteilen Sie die Förderlandschaft – etwa durch den KWF, BABEG Bundesmittel oder EU-Programme – in Hinblick auf Zielgenauigkeit und Wirksamkeit?

Kogler: Als Gründungsvorstand des KWF weiß ich um die hohe Kompetenz unserer Institutionen. Was es braucht, ist mehr Mut zu praxisnahen Pilotprojekten, weniger Bürokratie und eine zentrale Anlaufstelle: Für ein kleines Bundesland wie Kärnten wäre ein einheitliches Fördermanagement sinnvoll – das spart Ressourcen und bringt mehr Tempo in zukunfts­trächtige Investitionen.

Haberl: Die Förderlandschaft in Kärnten ist grundsätzlich gut ausgestattet. In der Praxis ist der Zugang jedoch oft zu komplex. Lange Entscheidungswege und wenig Flexibilität bremsen gerade mittelständische Industrieprojekte aus. Besonders in der Skalierung und beim Technologietransfer fehlt es an Treffsicherheit. Die Mittel sind da, aber es braucht mehr Tempo, Klarheit und Nähe zur industriellen Realität.

Grünwald: Besonders der Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) überzeugt heute mit einer beeindruckenden Serviceorientierung, kurzen Wegen und engagierten Ansprechpersonen, die nicht nur verwalten, sondern mitdenken und mitgestalten. Was ich allerdings – unabhängig vom KWF – kritisch sehe: Großunternehmen sind bei vielen Förderprogrammen pauschal ausgeschlossen. Aber auch ein Großunternehmen braucht oft den ersten Impuls, einen Anstoß, um in neue Themen zu investieren. Großunternehmen tragen eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung im Land. Wenn sie in Innovation investieren, entstehen Arbeitsplätze, Know-how bleibt in der Region und kleinere Partnerbetriebe profitieren mit. Es wäre daher ein wichtiges Signal, Großunternehmen in passende Förderprogramme miteinzubinden.

Um das Stichwort Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds gleich aufzunehmen: Was ist ihrem Team, Herr Dr. Waldner, in der täglichen Tätigkeit für den KWF und im Zusammenspiel mit den Kärntner Unternehmen besonders wichtig?

Waldner: Wir stellen unsere Kunden in den Mittelpunkt unserer Tätigkeit. Zum einen kommen wir zu den Unternehmen direkt vor Ort, um ihre Pläne und Anforderungen besser kennenzulernen und ihnen eine maßgeschneiderte Unterstützung anzubieten. Zum anderen gewinnen wir im Rahmen einer Befragung wertvolle Einblicke in die Erfahrungen, die Zufriedenheit und die Herausforderungen von Wirtschafts­treibenden. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden die Ergebnisse analysiert um unsere KWF-Produkte flexibel an die Bedürfnisse von Kärntens Unternehmern anzupassen – immer mit dem Ziel, den Wirtschaftsstandort Kärnten weiter zu stärken.

Welche Rolle spielt die Kooperation zwischen Industrie, Mittelstand und Forschungseinrichtungen und wie könnte diese durch die Begleitung von Förderprogrammen noch effizienter gestaltet werden?

Kogler: Kooperation ist essenziell. Das Projekt „EPSolutely“ zum Beispiel, geleitet von Fraunhofer Austria, wo wir als HIRSCH Servo Partner sind, vernetzt Mitbewerber, Universitäten und Entsorger zur Entwicklung einer echten EPS-Kreislaufwirtschaft. Wir setzen auch auf regionale Zusammenarbeit – von Forschung bis Zulieferung. Kärntner Partner werden, wo immer möglich, bevorzugt. Diese Netzwerke machen Kärnten zukunftsfähig.

Waldner: Unsere Aufgabe ist es, diese Potenziale zu erkennen und durch gezielte Förderung Anreize zu schaffen, um Partner enger zusammenzubringen und gemeinsame Projekte zu initiieren.

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Am Runden Tisch: Was lange als strukturelle Randlage empfunden wurde, ist heute ein strategischer Vorteil im Alpe-Adria-Raum.

 © Wolfgang Wolak

In welchen Bereichen entstehen in Kärnten derzeit gezielt neue oder besonders erfolgreiche Kooperationen und was zeichnet diese aus?

Springer: In Kärnten entstehen spannende Kooperationen, die durch Programme wie „Kooperations.TALENT“ des KWF gezielt gestärkt werden. Innovationsmanager*innen bauen nachhaltige Netzwerke auf, die konkrete Projekte ermöglichen. Ein weiteres Beispiel ist der Innovations- und Forschungspreis des Landes Kärnten, der die herausragenden Leistungen sichtbar macht und zur weiteren Zusammenarbeit motiviert. Auch das Innovationszentrum KI4LIFE von Fraunhofer Austria in Klagenfurt trägt dazu bei, gemeinsam mit der Universität Klagenfurt praxisnahe KI-Anwendungen in die Wirtschaft zu bringen.

Grünwald: Besonders in Bereichen wie KI, Robotik und Dekarbonisierung entstehen neue, tragfähige Kooperationen, die von Clusterinitiativen oder universitären Einrichtungen initiiert werden. Wir als PMS Gruppe haben gemeinsam mit der FH Kärnten, dem Verein Lavanttaler Wirtschaft, dem Kärntner Wirtschafts Förderungs Fonds, dem Land Kärnten und allen Lavanttaler Gemeinden bereits vor fünf Jahren einen regionalen Innovationsknoten geschaffen, der Studium, Aus- und Weiterbildung sowie Innovation und Gründung vereint. Auch der zukünftige Technologiepark in St. Paul wird viel zur Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes beitragen und ist langfristig eine große Chance.

Waldner: Wir setzen im KWF auf Kooperation statt Konfrontation in der heimischen Wirtschaft. Besonders sichtbar wird das in unserer Initiative „KWF on the road | Kärnten ist unser Büro“. Seit Dezember 2024 sind wir in enger Abstimmung mit Unternehmen, Organisationen und öffentlichen Institutionen regelmäßig bei den Unternehmen vor Ort. Gemeinsam arbeiten wir daran, durch Zuhören, Verstehen und maßgeschneiderte Unterstützung echte Mehrwerte für die Kärntner Unternehmen und ihre Herausforderungen zu schaffen.

Haberl: In Kärnten gibt es zunehmend Kooperationen, die zeigen, wie viel möglich ist, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Besonders positiv sind für mich Beispiele wie die Kooperation von Silicon Austria Labs und Infineon mit der Zusammenarbeit in Bereichen wie Industrie 4.0, Mikroelektronik und intelligente Sensorsysteme sowie die Kooperationen von ­Joanneum Research mit regionalen Industrieunternehmen etwa in der Werkstoff- und Umwelttechnik. Unser Weg bei Treibacher ist mit wissenschaftlichen Partnern Kooperationen bei Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit umzusetzen, etwa im Bereich des Wertmetallrecyclings: Hier wird Kreislaufwirtschaft nicht diskutiert, sondern umgesetzt.

Die enge Verzahnung und ­Vernetzung von Wirtschaft und Forschung und der Fokus auf Schrittmachertechnologien müssen gezielt gefördert werden – der direkteste und beste Weg geht über Kooperationen.

Sabine Herlitschka

Wie gelingt es, durch Kooperationen die vorhandene Forschungskompetenz, etwa in Bereichen wie Halbleiter, Werkstofftechnik, Green Tech oder Automatisierung, besser in regionale Wertschöpfung zu übersetzen?

Herlitschka: Wir als Infineon sind hier auf vielen Ebenen aktiv, mit Forschungsprojekten, Qualifizierungs- und Vernetzungsinitiativen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie praxisorientierten Ausbildungsprogrammen zur Förderung des MINT-Nachwuchses. Ein Wissens- und Innovationsökosystem aus Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen, großen und kleinen Unternehmen kann die komplexen Themen unserer Zeit besser voranbringen. Eine Region ist dann erfolgreich, wenn sie sich weiter vernetzt, zusammenarbeitet und über den Tellerrand blickt. Mit einem „Mindset“ des Wollens und Tuns und dem Messen an den Besten kann es gelingen.

Grünwald: Forschung muss in der Praxis ankommen, um Wirkung zeigen zu können. Kleine und mittlere Unternehmen müssen leichter Zugang zu diesen Forschungsergebnissen bekommen – am besten in anwendungsorientierter Form mit konkretem Nutzen für ihre Produkte, Prozesse oder Services. Wenn wir es schaffen, unsere exzellenten Forschungsstätten stärker mit den Herausforderungen der Betriebe zu verzahnen, entsteht ein Innovationskreislauf, der die Region wirklich voranbringt.

Springer: Dazu bedarf es einer besseren Übersetzungsleistung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Forschungsprojekte sollten sich stärker am konkreten Bedarf der Wirtschaft orientieren. Auch Mischformen wie „Industry Labs“ oder gemeinsame Entwicklungsprojekte mit HTLs und FHs können helfen, Brücken zu schlagen.

Wie bewerten Sie Kärnten aus unternehmerischer Sicht hinsichtlich Infrastruktur, Fachkräftepotenzial, Regulierungsumfeld, Innovationsfähigkeit oder internationaler Anbindung?

Kogler: Kärnten bietet grundsätzlich einen funktionierenden Rahmen. Die Infrastruktur verbessert sich stetig. Die internationale Anbindung über Graz, Laibach und die Koralmbahn ist top. Das Fachkräftepotenzial ist da, muss aber durch Regionalkultur, Bildung und Arbeitgeberattraktivität gestärkt werden. Kärnten hat Potenzial – jetzt gilt es, bürokratische Hürden abzubauen und die Region noch stärker für Fachkräfte und Innovationen zu öffnen.

Die Energieinfrastruktur bringt auch Herausforderungen mit sich – insbesondere durch die höchsten Netzgebühren Österreichs. Das ist ein echter Standortnachteil. Auch das Regulierungsumfeld bleibt komplex, trotz EU-Rahmenbedingungen.

Springer: Was uns in der Industriellenvereinigung besonders am Herzen liegt, ist das Fachkräftepotenzial – und da spielt die Ausbildung eine Schlüsselrolle. Wir brauchen nicht nur Akademiker, sondern vor allem auch hervorragend ausgebildete Facharbeiter. Das gelingt nur, wenn Bildungseinrichtungen und vor allem auch die Berufsschulen eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. Die Innovationskraft entwickelt sich positiv, vor allem im industriellen Bereich.

Grünwald: Das sehr gute Fachkräftepotenzial ist den hochwertigen Ausbildungsstätten von den Lehrwerkstätten in den Betrieben über Berufsschulen bis hin zu FH und Uni zu verdanken. Der Abwanderung jedoch müssen wir entgegenwirken, mit Perspektiven und Leuchtturmprojekten für unsere jungen Menschen. Aus unternehmerischer Sicht spielt auch die Lebensqualität eine wesentliche Rolle – sie wird bei der Wahl des Arbeitsortes immer wichtiger. Und hier haben wir in Kärnten viele Trümpfe in der Hand: Kurz gesagt: Kärnten ist ein hervorragender Wirtschaftslebensraum.

Haberl: Kärnten hat eine solide Basis an gut ausgebildeten Fachkräften, doch um den Anforderungen der Industrie gerecht zu werden, müssen wir gezielt ansetzen, um Talente von morgen an Bord zu bringen. Es wird zunehmend schwieriger, qualifizierte Arbeitskräfte im Bereich Digitalisierungung, IT und vor allem in der Produktion zu finden. Kärnten verfügt über eine solide Infrastruktur, auch wenn es beim Bahnverkehr und der digitalen Anbindung noch Luft nach oben gibt. Die Koralmbahn wird hier einen wichtigen Beitrag leisten – sowohl für den Güterverkehr als auch für die Mobilität von Fachkräften.

Der KWF betätigt sich als Brückenbauer und zeigt Möglichkeiten auf, wie es gemeinsam geht. In einer langfristigen Partnerschaft profitieren Wirtschaftstreibende aller Branchen voneinander.

Roland Waldner

Stichwort Koralmbahn: Welche Bedeutung hat die internationale Anbindung durch neue Verkehrsachsen, für die Forschungspartnerschaften, Exportmärkte und Investorennetzwerke Kärntens?

Herlitschka: Für Infineon bedeutet das eine deutlich bessere Vernetzung unserer Standorte in Villach und Graz, wodurch die Region als Hot­spot für Mikroelektronik weiter gestärkt wird. Gleichzeitig eröffnen internationale Forschungskooperationen, Exportmärkte und Investorennetzwerke große Chancen, um Innovationen voranzutreiben und Kärnten wettbewerbsfähiger zu machen. Mit dieser verbesserten Anbindung wird die Region noch attraktiver für Betriebsansiedelungen, Fachkräfte und internationale Partnerschaften.

Waldner: Gerade der Koralmtunnel birgt für den gesamten Wirtschaftsraum Südösterreich die hervorragende Chance, sich weiterzuentwickeln und neu zu positionieren. Damit die Kärntner Wirtschaft diese Chance optimal nutzen kann, fördert der KWF Unternehmensprojekte, Kooperationen und infrastrukturelle Entwicklungsprojekte. Unternehmen aus ganz Kärnten, aus allen Branchen und aller Größen können und sollen unser breites Angebot nutzen, um ihr Risiko zu minimieren und die Chance zu ergreifen, jetzt ein Projekt zu starten und umzusetzen.

Kogler: Für uns als Hirsch Unternehmensgruppe mit 34 Standorten in 10 Ländern ist Internationalität gelebter Alltag. Unsere technologische Kompetenz vertreiben wir weltweit – von Europa bis Asien und Amerika. Forschung und Entwicklung sind uns ebenso wichtig: Wir setzen auf internationale Kooperationen. Und auch logistisch sind wir durch die neue Koralmbahn, zugleich aber auch durch gute Autobahnanbindungen und die Nähe zu den Flughäfen Graz und Laibach in Kärnten gut aufgestellt.

Springer: Internationale Vernetzung ist für uns lebenswichtig. Unsere Märkte sind weltweit. Je besser wir vernetzt sind – physisch, digital und mental –, desto wettbewerbsfähiger sind wir. Kooperationen mit internationalen Forschungspartnern und Start-ups bringen neue Impulse und Perspektiven in unsere Region. Davon profitiert nicht nur unser Unternehmen, sondern der gesamte Wirtschaftsstandort.

Grünwald: Mit dem bevorstehenden Start der Koralmbahn entsteht ein bedeutender infrastruktureller Impuls, vor allem im Hinblick auf überregionale Erreichbarkeit und wirtschaftliche Vernetzung. Das schafft neue Chancen für Wachstum und überregionale Zusammenarbeit und es wird unsere Wettbewerbsfähigkeit und Sichtbarkeit international stärken.

Welche Strategien verfolgen Sie in Ihrem Unternehmen, um angesichts des angesprochenen Fachkräftemangels qualifiziertes Personal zu gewinnen, zu entwickeln und langfristig zu halten – und welche Rolle spielt dabei der Standort Kärnten konkret?

Kogler: Wir setzen auf regionale Sichtbarkeit, Ausbildungspartnerschaften und Sinnvermittlung. Besonders junge Menschen suchen Sinn – und den können wir mit unseren Produkten von HIRSCH Servo bieten: Dämmstoffe, die CO2 reduzieren; nachhaltige Verpackungen. Kreislaufwirtschaft mit 100 % Recycling-EPS. Kombiniert mit persönlicher Stabilität, betrieblichen Entwicklungschancen und internationaler Perspektive überzeugt dieses Angebot junge Menschen. Wir bilden auch vermehrt Lehrlinge aus denn der Jugend gehört die Zukunft. Die Auszeichnung als staatlich anerkannter Ausbildungsbetrieb bestätigt unseren Weg.

Grünwald: Mit dem PMS Technikum Lavanttal haben wir innerhalb unserer PMS Unternehmensgruppe ein eigenständiges Unternehmen mit dem Aufgabenschwerpunkt Aus- und Weiterbildung geschaffen. Hier verfolgen wir einen mehrstufigen Ansatz: Erstens, früh ansetzen: Wir investieren bewusst in die Lehrlingsausbildung und werden in unserer hauseigenen Lehrwerkstätte zukünftig bis zu 80 Lehrlinge ausbilden. Zweitens, gezielt weiterentwickeln: Mit maßgeschneiderten Weiterbildungsprogrammen und Coaching-Angeboten schaffen wir individuelle Entwicklungspfade – sowohl fachlich als auch persönlich. Drittens, gemeinsam und voneinander lernen: Die Programme sind auch extern zugänglich und das PMS Technikum Lavanttal soll im besten Sinne des Wortes eine Kaderschmiede für unsere Unternehmensgruppe und für die ganze Region sein. Uns ist es ein Anliegen, Perspektiven für kommende Generationen zu schaffen.

Springer: Wir bei Springer setzen auf einen ganzheitlichen Ansatz: von der Ausbildung unserer Lehrlinge im eigenen Ausbildungszentrum über gezielte Weiterbildungen bis hin zu einem attraktiven Arbeitsumfeld. Dazu gehören nicht nur moderne Arbeitsplätze, sondern auch flexible Arbeitszeiten, Mitgestaltungsmöglichkeiten und ein familiäres Betriebsklima. Der Standort Kärnten hilft uns dabei: Die Kombination aus hoher Lebensqualität, intakter Natur und guter Bildungsinfrastruktur – HTLs, Fachhochschule, Universität – macht uns als Arbeitgeber attraktiv. Dieses Umfeld müssen wir aktiv weiterentwickeln, damit junge Menschen hierbleiben oder wiederkommen wollen.

Haberl: Wir verfolgen eine mehrgleisige Strategie, um dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken: Einerseits investieren wir intensiv in die Lehrlingsausbildung in unserem Treibacher Ausbildungszentrum um die nächste Generation von Fachkräften direkt vor Ort zu fördern. Andererseits pflegen wir enge Kooperationen mit HTLs, HAKs, Fachhochschulen und Universitäten auf regionaler wie auch auf überregionaler Ebene. In Treibach-Althofen haben wir gemeinsam mit anderen Partnern die Idee der Industrie-HAK entwickelt, die mittlerweile als Prototyp für ähnliche Initiativen in anderen Regionen dient. Ein wesentlicher Bestandteil der Industrie-HAK ist die aktive Kooperation mit Industrieunternehmen, die sowohl im Unterricht als auch in Praktika umgesetzt wird. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es den Schülern, praxisnahe Erfahrungen zu sammeln und die Anforderungen der Industrie direkt kennenzulernen.

Herlitschka: Wir brauchen in der Mikroelektronik gut ausgebildete technische Fachkräfte. Aus Österreich allein können wir diesen Bedarf aber nicht decken. Deshalb tun wir viel, suchen lokal, national und international, kooperieren mit Schulen, Universitäten oder Fachhochschulen und ­setzen auf die betriebliche Lehrlingsausbildung in unserem Lehrlingscampus im Technologiepark Villach. Wir setzen auf vielfältige Entwicklungs-, Qualifizierungs- und Karrieremöglichkeiten, flexible Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuungsangebote oder Gesundheitsprogramme, um nur einige Beispiele zu nennen. Betriebliche Angebote sind das eine, wir brauchen aber auch ein entsprechendes Umfeld in der Region – von der Infrastruktur über Bildung bis hin zur Weltoffenheit. Für Fachkräfte, die sich aussuchen können, wo auf der Welt sie arbeiten, muss ­Kärnten in Zukunft als „a good place to work AND to live“ bekannt und
sichtbar sein.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der Kärnten Regional“-Printausgabe 2/2025 erschienen.

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