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Blume2000: „Warum sollten Österreicher bei einem deutschen Online-Blumenhändler bestellen?“

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Sven Klenner

©Paul Breus

Blume2000, Deutschlands größter Blumenhändler, expandiert nach Österreich – vorerst rein digital. Ein wirtschaftlicher Testlauf mit kulturellem Risiko: Funktioniert der deutsche Versandstrauß auch im Nachbarland? Geschäftsführer Sven Klenner über Preisgrenzen, Logistikprobleme und die feinen Unterschiede zwischen zwei scheinbar ähnlichen Märkten.

„Herr Klenner, warum sollten Österreicherinnen und Österreicher künftig bei einem deutschen Online-Blumenhändler bestellen?

Wir machen ein Angebot. Und wir glauben, dass unser Preis-Leistungs-Verhältnis, die Frische und unsere Direktverbindungen zu Gärtnern schwer zu toppen sind. Außerdem leben wir im gemeinsamen Europa – warum nicht auch beim Blumenverschenken?

Aber warum startet Blume2000 in Österreich nur als Online-Versand?

Sven Klenner: Wir starten mit Online, um auszuprobieren, was gut funktioniert. Wien ist logistisch anspruchsvoll. Aber es gibt in Wien auch nicht so viele Blumenhändler wie in Hamburg. Langfristig spricht nichts gegen eigene Läden – vorausgesetzt, es funktioniert. „Ich möchte gerne jemandem eine Freude schenken.“ So hat unser Onlinegeschäft mal angefangen. Wenn Sie in Wien wohnen und jemandem Blumen schenken wollen, dann gehen Sie in den Blumenladen und bringen die Blumen persönlich vorbei. Wenn aber Verwandte, Freunde oder Kolleginnen in einer anderen Stadt leben, dann lösen wir dieses Problem – und genau das ist unser Kerngeschäft. In Deutschland machen wir das tagtäglich viele, viele Male. Es wäre einfacher mit Läden. Das schafft Vertrauen und Sichtbarkeit. Aber wir wachsen auch ohne.

Sie sind Deutschlands größter Blumenund Pflanzenhändler. Was heißt das in konkreten Zahlen?

Wir machen rund 300 Millionen Euro Umsatz, verschicken über eine Million Sträuße jährlich. Blumen sind ein sensibles Produkt: Was heute nicht verkauft wird, wird morgen entsorgt. Kein Vergleich mit Fashion oder Büchern. Aber wir sind mit 300 Läden und Online gut aufgestellt.

Österreich ist unser erster Schritt ins Ausland. Die Sprache hilft natürlich

Sven Klenner

Der Name ist ungewöhnlich. Wie ist Blume2000 entstanden?

Wir kommen aus Hamburg. 1974 wurde dort unser erster Laden am Bahnhof Altona eröffnet. Wir heißen übrigens 2000 nicht, weil unser Gründer so visionär war. Die Postleitzahl von Hamburg war damals 2000. Heute zählt das Unternehmen rund 300 Filialen in Deutschland – vor allem im Nordwesten, Norden und Osten Deutschlands. Aber wir sind mittlerweile auch mit fünf Filialen in München angekommen. Wir sind in allen Städten mit über 100.000 Einwohner vertreten.

Österreich ist also Ihr erster internationaler Markt?

Ja. Wir machen das jetzt online seit 26 Jahren, verschicken über eine Million Pakete jährlich – und Österreich ist unser erster Schritt ins Ausland. Die Sprache hilft natürlich.

Blumen sind ein heikles Produkt. Wie muss man sich die Logistik vorstellen?

Wir haben mehrere Lager: in Hamburg, Berlin, bei Frankfurt und Stuttgart. Von dort aus werden die Läden versorgt. Online läuft das ähnlich – die Sträuße werden zentral gebunden und verschickt. Qualität ist dabei das A und O. Denn wenn Ware zu lange ungekühlt unterwegs ist, wird es schnell ein Problem.

Was haben Sie vorab über österreichische Kundinnen und Kunden gelernt?

Man darf Österreich nicht einfach mit Deutschland gleichsetzen. Wir haben Umfragen gemacht – welche Farben, Zusammenstellungen, welches Preis-Leistungs-Verhältnis wichtig sind. Was viele nicht wissen: Bei uns dauert Produktentwicklung anderthalb Jahre. Die Blumen müssen ja wachsen. Wir entwickeln Moodboards, orientieren uns an Interieur- und Modetrends und planen zum Beispiel Muttertags- oder Osterkollektionen mit 20 bis 25 Sträußen. Da steckt viel Arbeit drin.

Sie wissen also schon heute, was Sie im kommenden Frühjahr verkaufen werden?

Ja. Weil wir nicht sagen können: „Lass uns mal einen Strauß Tulpen machen, wenn die gerade keine Saison haben. Deshalb planen wir etwa anderthalb Jahre im Voraus. Zum Beispiel gibt es Protea nur im November und Dezember – das muss man einkalkulieren. Unsere Größe hilft uns, direkt mit Gärtnern zu arbeiten, Farben und Mengen abzustimmen. Das sichert Frische: Was Montag geerntet wird, ist Mittwoch im Laden.

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1 Million Blumensträuße werden jährlich in Deutschland von Blume2000 verschickt. Versendet werden sie in großen Pappkisten.

 © Christian Beeck

Woher kommen Ihre Blumen?

Hauptsächlich aus den Niederlanden. Spanien konzentriert sich mittlerweile eher auf Obst und Gemüse. Portugal wird interessanter – durch das Klima. Auch mit der Türkei arbeiten wir punktuell. Sommer und Frühjahr kommen aus Holland, im Winter wird Portugal spannend.

In Österreich werben Sie mit „erschwinglicher Blumenfreude“. Aber Ihre Sträuße sind – wie viele andere Produkte – teurer als in Deutschland. Warum?

Ja, im Schnitt fünf bis sechs Euro. Die Logistik ist nach Österreich teurer, dies erzeugt zum Teil eine leichte Erhöhung. Trotzdem bieten wir mit 24,99 Euro ein sehr gutes Einstiegsprodukt. Unser Ziel ist: Blumenverschenken darf nicht zu teuer werden – sonst macht man’s nicht. 40 bis 45 Euro mit Versand – das ist eine Schwelle, die viele bereit sind zu zahlen. 70, 80 Euro – das ist nicht unser Markt. Wir sind keine Top-Floristen. Wir sind eher solider Volkswagen: zuverlässig, für viele erreichbar.

Ihr Geschäft ist stark saisonal. Ein Problem?

Die ersten fünfeinhalb Monate – Weihnachten bis Muttertag – sind voll mit Anlässen. Danach kommt das Sommerloch, klar. Aber Geburtstage sind ganzjährig.

Wie wichtig sind Rabattcodes für ihr Geschäft?

Sehr wichtig. Versandkosten zu erlassen, funktioniert gut. Blumen selbst zu rabattieren, ist schwierig – deshalb gehen wir eher diesen Weg. In Österreich testen wir das gerade.

Auch ein Blumenhändler kommt um das Thema Nachhaltigkeit nicht herum. Inwieweit sind Kunden bereit, dafür zu zahlen?

Das Thema ist sehr wichtig. Wir arbeiten direkt mit Gärtnern, verzichten auf Neonics – Gifte, die Wildbienen töten. Bei Bio ist das Angebot noch klein, aber faire Arbeitsbedingungen sind für uns selbstverständlich. Wir investieren in Mehrwegsysteme, z.B. bei Pflanzentrays. Das kostet Geld, das geben wir aber nicht an die Kunden weiter. Bei essbaren Bioprodukten gibt es die Bereitschaft, mehr zu zahlen. Bei Blumen ist das schwieriger. Unser Anspruch ist, nachhaltig zu sein – unabhängig davon, ob Kundinnen und Kunden mehr zahlen.

Was wäre in zwei Jahren ein gutes Ergebnis damit Sie sagen, der Einstieg in Österreich hat sich gelohnt?

Wenn wir fünf Prozent des deutschen Onlinegeschäfts schaffen – also etwa 130.000 Pakete pro Jahr. Langfristig sind auch zehn Prozent drin.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 33+34/25 erschienen.

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