Vom PayPal-Mann zum Seriengründer: Aufstieg eines Silicon-Valley-Strategen.
David Sacks, Jahrgang 1972, ist einer der weniger bekannten, aber einflussreichen Köpfe des Silicon Valley. Als Chief Operating Officer (COO) von PayPal in der Gründungszeit gehörte er zur legendären „PayPal-Mafia“ – jenem Netzwerk, aus dem auch Elon Musk, Peter Thiel und Reid Hoffman hervorgingen. Nach dem Verkauf an eBay 2002 schlug Sacks einen eigenständigen Weg ein: Er gründete 2008 das Enterprise-Startup Yammer, ein internes Kommunikationsnetzwerk für Unternehmen, das 2012 für 1,2 Milliarden Dollar an Microsoft verkauft wurde.
Auch als Investor hinterließ Sacks seine Spuren: Er stieg früh bei Unternehmen wie Facebook, Airbnb, Uber, Slack und SpaceX ein – und sicherte sich damit einen festen Platz in der Venture-Capital-Szene. Mit seinem Fonds Craft Ventures finanziert er bis heute vor allem SaaS- und Web3-Startups. Im Gegensatz zu anderen Tech-Investoren sieht sich Sacks jedoch nicht nur als Kapitalgeber, sondern zunehmend auch als Meinungsmacher – mit klarer politischer Agenda.
Konservativ, libertär, kampagnenfähig: David Sacks als politischer Akteur
Während sich viele Tech-Milliardäre öffentlich eher neutral geben, tritt Sacks offen politisch auf – und positioniert sich dabei auf der konservativen Seite. In den 2010er-Jahren unterstützte er libertäre Kandidaten wie Ron Paul. Spätestens seit 2020 ist er jedoch als Unterstützer Donald Trumps und konservativer Republikaner bekannt – nicht mit Megaphon, aber mit Geld, Netzwerk und Medienmacht.
2022 spendete Sacks hohe Summen an republikanische Kandidaten, darunter J.D. Vance und Blake Masters, beide enge Vertraute von Peter Thiel. Gemeinsam mit Thiel und Elon Musk bildet Sacks eine Art informellen Machtblock im rechten Spektrum der Tech-Elite. Sein Ziel: Eine Tech-Wirtschaft mit weniger Regulierung, mehr Meinungsfreiheit und klarer Abgrenzung von "woke" Ideologien – so zumindest die Selbstbeschreibung.
Besonders auffällig ist Sacks’ Rolle bei der Kritik an der US-Ukraine-Politik. Er warnte mehrfach vor einem „endlosen Krieg“ und forderte Friedensverhandlungen – eine Haltung, die ihn in konservativen wie linken Kreisen gleichermaßen Gehör verschafft. Gegner werfen ihm dagegen vor, pro-russische Narrative zu bedienen und die Komplexität geopolitischer Krisen zu ignorieren.
„All-In“: Der Podcast als Sprachrohr einer neuen Silicon-Valley-Ideologie
Seine wohl größte Reichweite erzielt Sacks über den wöchentlichen Podcast „All-In“, den er gemeinsam mit Jason Calacanis, Chamath Palihapitiya und David Friedberg moderiert. Die vier Investoren analysieren Tech-News, Markttrends und Politik – mal ironisch, mal provokant. Der Podcast ist im Silicon Valley längst Pflichtprogramm: Von Risikokapitalgebern über Gründer bis zu Journalisten hören viele zu, wenn die „Besties“ – wie sie sich nennen – ihre Thesen in den digitalen Äther schicken.
David Sacks gibt sich dabei als rationaler Pragmatiker, der klare wirtschaftliche Zusammenhänge betont – aber auch als scharfer Kritiker der Biden-Regierung, staatlicher Überregulierung und Identitätspolitik. Seine Aussagen zur Twitter-Zensur, dem „tiefen Staat“ oder Corona-Maßnahmen haben ihm Applaus von rechts und Kritik von Mitte-links eingebracht. Für manche ist der Podcast eine libertäre Echokammer, für andere ein erfrischend unideologisches Kontrastprogramm zum Mainstream.
Fakt ist: Der All-In-Podcast hat politischen Einfluss – nicht zuletzt, weil Elon Musk ihn regelmäßig hört und einzelne Thesen direkt auf Twitter (X) übernimmt. Als Musk 2023 den republikanischen Kandidaten Ron DeSantis in einem Twitter-Space ankündigte, moderierte David Sacks das Gespräch persönlich – ein symbolischer Akt für den Schulterschluss von Tech und Politik auf der Rechten.


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Geld, Meinung, Macht: David Sacks als konservativer Kapitalverwalter
Sacks nutzt seine Rolle nicht nur zur Meinungsbildung, sondern auch zur strategischen Einflussnahme über Kapital. Mit Craft Ventures verwaltet er Milliarden in Startups, fördert gezielt Gründer mit ähnlicher Weltanschauung und betreibt politiknahe Venture-Philosophie. Das Ziel: Technologie fördern, die „freie Märkte, offene Debatten und Innovation“ schützt – so die Selbstdarstellung.
Beispielhaft sind Investments in Plattformen, die sich als Alternative zu klassischen Big-Tech-Modellen verstehen: etwa in Substack (freie Newsletter), Rumble (YouTube-Konkurrent) oder Projekte rund um Krypto und Dezentralisierung. Der Anspruch ist dabei ideologisch: Die Tech-Elite soll wieder „rebellisch“ sein, gegen politische Korrektheit, staatliche Gängelung und monopolistische Machtzentren. Kritiker sehen darin allerdings auch den Versuch, politische Inhalte in wirtschaftliche Machtstrukturen zu übersetzen – nicht unähnlich dem, was Thiel bereits mit Palantir, Anduril & Co betreibt.


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Umstrittene Stimme mit wachsender Resonanz
David Sacks steht heute für einen neuen Typ Silicon-Valley-Insider: kapitalstark, politisch ambitioniert, öffentlich sichtbar. Seine Nähe zu Elon Musk, seine Rolle als Moderator des All-In-Podcasts und seine wiederholte Präsenz in konservativen Medien haben ihn zu einer Schlüsselfigur der Tech-Rechten gemacht.
Doch der Einfluss bleibt nicht unwidersprochen. Kritiker werfen Sacks vor, mit vereinfachenden Botschaften die politische Spaltung zu vertiefen. Seine Ablehnung transatlantischer Außenpolitik, seine Verharmlosung rechter Strömungen und sein wirtschaftlicher Dogmatismus stoßen in weiten Teilen der Tech-Welt auf Skepsis. Gleichwohl ist seine Stimme schwer zu ignorieren – zumal sie im Chor mit anderen Playern lauter wird: Thiel, Musk, Andreessen.
Ob Sacks langfristig politischen Einfluss auf nationaler Ebene nimmt – etwa als Financier eines Präsidentschaftskandidaten oder Berater im Hintergrund – bleibt abzuwarten. Klar ist: Er gehört zu den wenigen, die die Achse zwischen Silicon Valley, konservativer Ideologie und strategischem Kapital aktiv gestalten.