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Tsunami: Schweres Erdbeben sorgt für bis zu 5 Meter hohe Wellen in Russland und Japan

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Die russische Hafenstadt Severo-Kurilsk wurde von dem Tsunami getroffen.

©IMAGO/SNA

Das Epizentrum befindet sich vor der russischen Halbinsel Kamtschatka. In zahlreiche Ländern im Pazifik-Raum wurden Tsunami-Warnungen ausgelöst.


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Nach einem schweren Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka haben mehr als drei Meter hohe Tsunami-Wellen in der Nähe der Stadt Sewero-Kurilsk Russlands Pazifikküste erreicht. Die stärkste Welle sei fünf Meter hoch gewesen, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Mittwoch. Ein Tsunami habe auch die japanische Insel Hokkaido erreicht, berichtete der Rundfunksender NHK. Im Pazifik-Raum wurden erste Tsunami-Warnungen wieder herabgestuft.

Beben der Stärke 8,8

„Das heutige Erdbeben war schwer und das stärkste seit Jahrzehnten“, sagte der Gouverneur von Kamtschatka, Wladimir Solodow, in einem Video auf der Messaging-App Telegram. Russische Wissenschafter erklärten, es sei das stärkste Beben in der Region seit 1952. Das Beben vor Kamtschatka im Osten Russlands hatte eine Stärke von 8,8.

Der US-Erdbebenwarte USGS zufolge ereignete es sich in einer geringen Tiefe von 19,3 Kilometern, das Epizentrum liege 119 Kilometer ost-südöstlich von Petropawlowsk-Kamtschatski, einer Stadt mit 165.000 Einwohnern. Auf das starke Beben folgten mindestens sechs Nachbeben, eines davon hatte die Stärke 6,9, ein anderes 6,3.

Mehrere Verletzte in Russland

„Bis dato sind uns noch keine Fälle von betroffenen Österreicherinnen oder Österreichern bekannt“, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Außenministerium in Wien. Nach Angaben von russischen Behörden wurden mehrere Menschen verletzt. Die Patienten würden in Krankenhäusern die erforderliche Hilfe erhalten, sagte der regionale Gesundheitsminister Oleg Melnikow in seinem Telegram-Kanal. Eine Zahl der Verletzten nannte er nicht. Solodow veröffentlichte in seinem Telegram-Kanal auch ein Video seines Besuchs in einem bei dem Beben teils zerstörten Kindergarten. Dort stürzte die Fassade ein. Die Einrichtung sollte an diesem Freitag nach einer Sanierung wieder öffnen. Es habe dort keine Verletzten gegeben.

Nach Angaben des Zivilschutzes wurden der Hafen der Stadt Sewero-Kurilsk und ein Fischereiunternehmen teilweise überflutet. Die Bevölkerung sei evakuiert worden, darunter auch 60 Urlauber. Verletzte und bedeutende Zerstörungen gebe es nicht, sagte der Gouverneur der Region Sachalin, Waleri Limarenko, im Staatsfernsehen. Das Wasser drang 200 Meter ins Landesinnere ein.

1,3 Meter hohe Welle in Japan

In Japan wurde eine Tsunamiwelle von 1,3 Metern Höhe verzeichnet. Wie die japanische Wetterbehörde am Mittwoch mitteilte, erreichte der Tsunami um 13.52 Uhr (06.52 MESZ) einen Hafen in Japans nördlicher Präfektur Miyagi. NHK berichtete, dass die Regierung für einige Gebiete Evakuierungsanordnungen erlassen hat. An der Küste der nordöstlichen Präfektur Miyagi wurden zunächst Wellen von 50 Zentimetern Höhe registriert, in anderen Präfekturen wie Fukushima, Hokkaido und Aomori Wellen von bis zu 40 Zentimetern Höhe, wie der japanische Fernsehsender meldete.

Nach der Tsunami-Warnung in Japan stürzte eine Frau mit ihrem Auto von einer Klippe und starb. Wie örtliche Medien unter Berufung auf die Rettungskräfte berichteten, soll die 58-Jährige in der Präfektur Mie zuvor eine Nachricht an ihre Familie geschickt haben, dass sie sich angesichts der Tsunami-Warnung auf den Weg in höher gelegene Gebiete machen würde. Vermutlich habe sie dabei nicht richtig gelenkt, hieß es. Das Auto sei etwa 20 Meter in die Tiefe gestürzt. Die Frau starb im Krankenhaus.

Berichte über Probleme in Atomkraftwerken gebe es nicht. Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima brachte eigenen Angaben zufolge seine Arbeiter in Sicherheit. „Wir haben alle Arbeiter und Angestellten evakuiert“, sagte eine Sprecherin des AKW-Betreibers Tepco am Mittwoch. Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.

Warnungen im Pazifik-Raum

Die Tsunami-Warnung für die Hawaii-Inselgruppe wurde indes herabgestuft. Trotzdem seien weiterhin starke Wellen an den Küsten möglich, hieß es von Behördenseite. Gouverneur Josh Green erklärte, bisher seien keine folgenschweren Tsunami-Wellen aufgetreten. Es gebe keine Pläne, vorsorglich den Strom abzuschalten. Allerdings seien alle Flüge von und nach Maui gestrichen worden. Flughäfen seien bisher aber noch nicht von Wellen betroffen, sagte Green. Auch alle Handelshäfen auf Hawaii wurden geschlossen.

Auch für Alaskas Westküste wurde eine Tsunami-Warnung erlassen. Weiter entfernte Pazifikstaaten wie die Philippinen und Indonesien wappneten sich zunächst ebenfalls für drohende Wellen. Die Philippinen hoben ihre Warnung indes bereits auf. Auch in Mexiko, Peru, Guatemala und Ecuador gab es örtliche Warnungen. In Ecuador warnten die Behörden, dass Flutwellen die berühmte Galápagos-Inselgruppe erreichen könnten. Der Archipel, der wegen seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt zum UNESCO-Welterbe zählt, liegt rund 1.000 Kilometer vor der Küste des südamerikanischen Landes.

Das US-Tsunamizentrum warnte vor ein bis drei Meter hohen Tsunamiwellen an den Küsten Chiles, Costa Ricas, Französisch-Polynesiens und der Pazifikinsel Guam. In unter anderem Australien, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland und Taiwan seien Wellen von bis zu einem Meter möglich, hieß es.

Schwerstes Beben der Region seit 1952

Der Kamtschatka-Zweig des Geophysikalischen Dienstes der Russischen Akademie der Wissenschaften teilte mit, das Erdbeben sei das schwerste in der Region seit 1952 gewesen. Mit starken Nachbeben sei zu rechnen. Mit 8,8 war das Hauptbeben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011 – und wurde seit Beginn der Messungen weltweit überhaupt nur von fünf Beben übertroffen.

Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, was die Region zu einer der weltweit erdbebenreichsten Zonen macht. Am 20. Juli hatte sich in derselben Region ein Erdbeben der Stärke 7,4 ereignet. Dabei kam es zu keinen größeren Schäden.

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