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Bis 2100 verschwindet mindestens die Hälfte aller Gletscher

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©Unsplash / Matt Artz

Neue Forschungsergebnisse aus der Schweiz zeichnen ein drastisches Bild des globalen Gletscherschwunds: Mindestens die Hälfte aller Gletscher weltweit könnte bis Ende des Jahrhunderts verschwunden sein. Eine in Nature Climate Change veröffentlichte Studie zeigt, dass je nach Ausmaß der Erderwärmung sogar vier von fünf Gletschern verloren gehen könnten – mit weitreichenden Folgen für Ökosysteme, Regionen und kulturelle Identitäten.

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Bis zu 4.000 Gletscher pro Jahr drohen wegen des Klimawandels zu verschwinden. Das zeigen Schweizer Forschende in einer neuen Studie. Mindestens die Hälfte aller Gletscher weltweit wird demnach bis Ende des Jahrhunderts nicht mehr existieren. Mit der am Montag in der Fachzeitschrift Nature Climate Change erschienenen Studie, wollten die Forscher darauf aufmerksam machen, dass der Gletscherschwund mehr als nur ein naturwissenschaftliches Problem ist.

"Jeder einzelne Gletscher kann lokal entscheidend sein. Er kann ein Kulturdenkmal sein, ein wichtiges Touristenziel oder Symbol einer regionalen Identität", sagte Erstautor Lander Van Tricht von der ETH Zürich bei der Vorstellung vor Medien. An der Studie waren auch Forschende der Universität Innsbruck beteiligt.

So könne auch das Verschwinden eines kleinen Gletschers mit einem geringen Schmelzwasserbeitrag große Auswirkungen haben. Daher sei es wichtig, anders als bei bisherigen Untersuchungen nicht nur das Gletschervolumen und die Fläche, die Gletscher bedecken, zu analysieren, sondern den Fokus auch auf die Anzahl der Gletscher selbst zu legen. In der neuen Studie stellten die Forschenden daher die Frage: "Wie viele der heute rund 200.000 Gletscher auf der Erde werden in Zukunft noch existieren?"

Vier von fünf Gletschern weg

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wie stark die Klimaerwärmung ausfallen wird. Bei einem Temperaturanstieg von 2,7 Grad – der Klimaerwärmung, auf die die Welt mit den aktuellen Klimamaßnahmen zusteuert –, würden vier von fünf Gletschern weltweit verschwinden.

Würde die Erderwärmung – wie im Pariser Klimaabkommen angestrebt – auf 1,5 Grad begrenzt, würde die Hälfte der heutigen Gletscher erhalten bleiben. In einem Worst-Case-Szenario mit einer Klimaerwärmung von vier Grad bliebe bis Ende des Jahrhunderts nur noch jeder zehnte Gletscher übrig. "Diese Gegensätze verdeutlichen, wie ambitionierte Klimapolitik einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Gletscher leisten kann", schrieben die Forscher in der Studie.

Schon 1.000 Gletscher weg in der Schweiz

In Regionen mit vielen kleinen Gletschern wie in den Alpen und in der Kaukasusregion verschwinden die Gletscher laut der Studie zuerst. Größere Gletscher in Regionen wie Grönland und der Antarktis verschwinden langsamer.

In den Jahren um die Mitte des Jahrhunderts werden je nach Temperaturanstieg jedes Jahr zwischen 2.000 und 4.000 Gletscher verschwinden. Aktuell verschwinden laut den Forschenden weltweit jährlich bereits etwa 750 bis 800 Gletscher.

"In der Schweiz haben wir bereits über 1.000 Gletscher verloren in den letzten drei Jahrzehnten", erklärte der an der Studie beteiligte Gletscherforscher Matthias Huss. Vier von zehn Gletschern seien hierzulande bereits verschwunden. "Es waren hauptsächlich kleine Gletscher, die meisten von ihnen hatten nicht einmal einen Namen."

Beerdigungen für Gletscher

"In den letzten Jahren wurden in allen Teilen der Welt Beerdigungen für Gletscher organisiert", fügte Huss an. Für ihn zeigt dies, welche tiefgreifende Bedeutung ein Gletscher haben kann.

Ein Gletscher wird als verschwunden betrachtet, wenn seine Fläche unter 0,01 Quadratkilometer fällt oder seine verbleibende Masse unter einem Prozent der ursprünglichen Masse liegt.

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