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Nach Graz: Schulvertreter: "Kann man nie ganz verhindern"

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An dieser Schule ermordete ein 21-Jähriger zehn Menschen
©APA, ERWIN SCHERIAU
Zwei Tage nach dem Amoklauf eines 21-Jährigen an seiner ehemaligen Schule in Graz warnt der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger davor, nun eine vorschnelle Diskussion über Schulsicherheit loszubrechen, die auf der Suche nach einfachen Lösungen ist. "Die gibt es nämlich nicht." Jetzt sei noch die Zeit, "in der man Trauer bekundet". Auch Wolfgang Bodai, Sprecher der BHS-Direktoren, meinte im Gespräch mit der APA: "Verhindern wird man so etwas leider nie können."

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Zusätzliche Vorkehrungen wie etwa Drehkreuze oder Securitys an den Eingängen seien zwar "prinzipiell nicht schlecht", so Bodai, die Frage sei aber, wie umsetzbar das ist. Mit derzeitigem Personal würden Schüler und Schülerinnen nicht rechtzeitig zum Unterricht kommen. Gerade an großen Schulen und insbesondere in der Früh, wenn viele Schüler gleichzeitig kommen, sei es momentan "nahezu unmöglich, da jemanden rauszufischen".

Von Maßnahmen, wie sie an manchen Schulen in den USA, aber auch in anderen europäischen Ländern üblich sind hält Kimberger wenig: "Die Frage ist, ob man haben will, dass Sicherheitspersonal bewaffnet an unseren Schulen installiert wird, dass man Eingangsschleusen macht, et cetera. All diese Maßnahmen werden wahrscheinlich so eine Wahnsinnstat nicht verhindern können."

Die sinnvollere Vorgehensweise sei es, die Schüler und Schülerinnen dafür zu sensibilisieren, wer sich im Schulgebäude aufhält, betonte Bodai. "Wenn eine Person komisch auffällt, die zu melden, das ist eher ein gangbarer Weg als alles abzuriegeln." Auch er sieht zu strenge Maßnahmen skeptisch: "Will ich ein Gefängnis oder hermetisch abgeriegeltes Gebäude oder einen 'offenen' Lernort?"

Jedenfalls müsse man sich aber Gedanken machen, wie man Schulen noch sicherer gestalten kann. Dazu gehöre einerseits die Frage: "Haben wir die Ressourcen, wenn Kinder und Jugendliche scheinbar verloren gehen, sie dann wieder da heraus zu bekommen?", meinte Kimberger. Österreich sei beim psychosozialen Unterstützungspersonal Schlusslicht in Europa.

Für Bodai hängt die Sicherheit aber auch davon ab, "wie modern oder zeitgemäß eine Schule ausgestattet ist". In Schulgebäuden, die in den letzten 20 Jahren renoviert wurden, seien "Panik-Griffe" üblich, also Türen, die nach außen hin verschlossen sind, von innen aber jederzeit zu öffnen sind. Da man im Notfall das Schulgebäude stets verlassen können muss, müssen Türen ohne diese Griffe offen bleiben. Untertags sei es die einzig sinnvolle Maßnahme, die Schule versperrt zu halten.

An den einzelnen Schulen gibt es Krisenpläne, die auf unterschiedliche Situationen abzielen, betont Kimberger. Diese würden in Zukunft wieder mehr in den Fokus gerückt werden müssen. "Man wird sich damit beschäftigen müssen, wie ich schnell eine Schule evakuieren kann." Auch die Frage, wie kann ich ein Klassenzimmer verbarrikadieren, müsse "nach der Zeit der Trauer" gestellt werden.

In Wien gibt es einen eigenen Erlass zu Krisensituationen an Schulen, von Todesfällen über sexuelle Übergriffe bis hin zu Suizidversuchen. "Gestern Nachmittag erging an die Schulleitungen ein Schreiben als Beitrag zur Sensibilisierung und zur Reflexion bereits bestehender Notfallpläne", hieß es seitens der Bildungsdirektion zum "Kurier". Grundsätzlich können Schulen zudem in Absprache mit den Schulqualitätsmanagern weitere Sicherheitsmaßnahmen treffen.

Im Rahmen der jährlichen Brandschutzübungen sei an der Schule in Graz, an der der Amoklauf stattfand, immer wieder über verschiedene Szenarien gesprochen worden, sagte der stellvertretende Direktor Norbert Urabl gegenüber der ZiB2 am Mittwoch. Dabei komme regelmäßig die Frage von Schülern, was man im Falle eines Amoklaufs zu tun habe. "Und das haben viele instinktiv richtig gemacht."

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