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Amoklauf in Graz - Van der Bellen kondolierte

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Bundespräsident Van der Bellen und Ehefrau Doris Schmidauer
©APA, ERWIN SCHERIAU
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich am Mittwoch nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule im Rathaus in das von der Stadt aufgelegte Kondolenzbuch eingetragen und bei einer emotionalen Gedenkveranstaltung am Hauptplatz teilgenommen. Vom Amoklauf betroffene Schüler und der Bruder einer getöteten Jugendlichen sprachen unter Tränen vor Tausenden über ihre Gefühle und das Erlebte: "Ich lasse nicht zu, dass uns dieser Tag zerreißt. Unsere Antwort ist Liebe."

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Van der Bellen war vor der Gedenkveranstaltung, die von der Muslimischen Jugend Österreich, Landesverband Steiermark, zusammen mit zahlreichen weiteren Jugendorganisationen und dem Steirischen Landesjugendbeirat organisiert wurde, noch für Gespräche bei Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) in der Grazer Burg und bei Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) im Rathaus. Diese seien laut Van der Bellen "einerseits von dem Schrecken und Horror geprägt, den wir gestern erlebt haben. Aber andererseits wurde der Polizeieinsatz gewürdigt. Es ging schnell, es hätte schlimmer kommen können, so furchtbar das auszusprechen ist."

Van der Bellen meinte aber auch: "Es stellen sich Fragen für die Zukunft - eine betrifft den 21-Jährigen. Er hatte Waffen für den Einsatz bereit. Ist die Rechtslage wirklich so, dass sie modernen Anforderungen genügt? Das wird zu prüfen sein. Und die zweite Frage ist, die vielleicht noch wichtiger ist: Wie kann die Sicherheit von Schulen und Kindergärten besser werden, weil hundertprozentige Sicherheit kann es nie geben."

"Der Schock über die toten Kinder und Jugendlichen sitzt natürlich ganz, ganz tief. Das hat es in diesem Ausmaß in Österreich noch nie gegeben. Ich verstehe, dass Graz, die ganze Steiermark und Österreich trauert. Wir haben sehr viele mitfühlende Botschaften aus dem europäischen Ausland bekommen. Alle nehmen das sehr ernst, was hier passiert ist. Und wir werden darüber nachdenken müssen, wie wir ein bisschen mehr tun können, um den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Schülerinnen und Schülern das Gefühl von mehr Sicherheit zu geben", sagte der Bundespräsident in einem Medienstatement am Hauptplatz.

Er fuhr fort: "Graz ist leider im Fokus. Es ist eine wunderschöne Stadt, die wir sehr gerne mögen, aber es ist leider hier passiert. Wir werden zusammenstehen." Auf die Frage, was er den Eltern der getöteten Kinder sagen könne, meinte er: "Wenn ich mir vorstelle, dass einer meiner Söhne in die Schule gegangen wäre und zu Mittag nicht mehr heimkommt. Das ist einfach schrecklich."

Van der Bellen wurde auch zu den geltenden Waffengesetzen und seiner Meinung befragt: "Politikerinnen und Politiker werden sich sicher anschauen, wie es sein kann, dass ein 21-Jähriger Kurz- und Langwaffe besitzt, und die Möglichkeit hat, entsprechende Munition zu kaufen und dieses Unheil anzurichten. Ich habe auch schon Medien entnommen, dass Österreich angeblich ein liberales Waffenrecht hat. Die Frage ist: Wie können wir die Wahrscheinlichkeit solcher Morde verringern."

Im Anschluss fand die kurzfristig organisierte Gedenkveranstaltung statt, die auch mit Ansprachen von Van der Bellen und Kahr eingeleitet wurden. Kahr betonte wie schon am Dienstag, dass die Menschen nun füreinander da sein und sich umarmen sollten, um zu zeigen, "dass man nicht alleine ist". Es gelte "gemeinsam zusammenzustehen und zusammenzuhalten - für Frieden, Solidarität und Respekt. Halten wir gemeinsam zusammen."

Nach Kahr richtete der Bruder einer verstorbenen Schülerin, selbst noch ein Jugendlicher, das Wort an die tausenden Menschen am Grazer Hauptplatz. Unter Tränen gab er Einblicke in seine Gefühlswelt und sprach zu seiner toten Schwester: "Wir vermissen dich. Wir lieben dich." Betreuer begleiteten ihn anschließend von der Menschenmenge weg durch den Eingang ins Rathaus, um ihm dort Trost zu spenden. Bürgermeisterin Kahr verließ die Gedenkveranstaltung für ein paar Augenblicke und folgte dem Jugendlichen. Abseits sämtlicher Kameras nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände, sprach zu ihm und umarmte ihn herzlich.

Währenddessen sprach eine Schülerin, die den Amoklauf miterlebt hat, zu den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung. Sie schilderte lebhaft, wie die Jugendlichen "um ihr Leben gerannt" sind, über Zäune sprangen und schließlich in der Helmut List-Halle in Sicherheit ankamen. Ihre Gefühle beschrieb sie mit den Worten: "Panik, Angst und Ungewissheit, aber auch Zusammenhalt." Sie fuhr fort: "Eltern standen draußen und hofften, dass ihre Kinder leben. Manche haben vergeblich gehofft." Sie trage die Schicksale ab jetzt mit sich, "aber ich lasse nicht zu, dass uns dieser Tag zerreißt. Unsere Antwort ist Liebe."

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