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ME/CFS - Schumann betont Dringlichkeit der Versorgung

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Sozialministerin Schumann: Mehr Forschung notwendig
©APA, HELMUT FOHRINGER
Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) betont bei der Versorgung von Erkrankungen wie ME/CFS, Post Covid oder anderer postakuten Infektionssyndromen (PAIS) die Dringlichkeit der Forschung und Versorgung. Die Krankheit würde die Betroffenen "wirklich schwer belasten", sagte sie im APA-Interview. "Es geht hier darum, das ernst zu nehmen." Von den Grünen gab es dennoch Kritik - insbesondere an Schumanns Aussage, die Versorgung sei in vielen Bereichen bereits "gut aufgestellt".

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"Da muss man schauen, wie man jetzt die Wege heraus und die Lösungen und die beste Behandlungsmöglichkeit findet", so die Ministerin. "Darum braucht es eine wissenschaftlich fundierte Bearbeitung und die Stellen, die da zuständig sind, dass man die so gut vernetzt, dass man sagt, wir greifen das Thema auf und finden Lösungen", so die Ministerin. Sie verwies auf die Beauftragung der Medizinischen Universität Wien zur Leitung des Nationalen Referenzzentrums für Postvirale Syndrome - darunter auch ME/CFS. Damit habe man "einen wichtigen Schritt gesetzt, um die Versorgung Betroffener in Österreich sicherzustellen. Das Zentrum bündelt aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und bietet gezielte Schulungen für medizinisches Fachpersonal an, um Wissen zu diesen komplexen Krankheitsbildern breit zu verankern".

Ein zentrales Ziel sei es, gemeinsam mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren einen einheitlichen Pfad für Patientinnen und Patienten zu entwickeln - "basierend auf internationalen Standards und aktuellen Forschungsergebnissen". "Dabei arbeiten wir auch daran, die Anzahl der Betroffenen besser zu erfassen und die vorhandenen Versorgungsangebote in Österreich systematisch zu erheben."

Wichtig sei, dass das Bundesministerium den Rahmen für eine bestmögliche Versorgung sicherstellt, "während die Umsetzung in enger Zusammenarbeit durch die Bundesländer und Sozialversicherung erfolgt." Gemeinsam wolle man die Versorgungssituation für Menschen mit postviralen Syndromen nachhaltig verbessern und ihnen mehr Unterstützung bieten."

Angesprochen auf eine Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch das Sozialministerium zur Frage der Versorgung der Betroffenen, in dem es laut einem Statement des Dachverbandes der Sozialversicherungen hieß, eine flächendeckende Versorgung für die Betroffenen sei gegeben, relativierte Schumann etwas: "Die Versorgung ist in vielen Bereichen bereits gut aufgestellt, aber es gibt sicherlich noch Verbesserungsmöglichkeiten, um dem tatsächlichen Bedarf umfassend gerecht zu werden."

Mit Blick auf Herausforderungen in der sozialen Unterstützung - etwa im Zusammenhang mit Begutachtungen durch die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) - sprach Schumann von "sensiblen Bereichen": "Es gibt hier bestimmte Herausforderungen, bei denen es wichtig ist, genau hinzuschauen, insbesondere wenn es um die Interpretation der Beschwerden im Kontext psychischer Belastungen geht."

Erst im Mai hatte eine gemeinsame Recherche von APA, ORF und der Rechercheplattform Dossier die oftmalige Nicht-Anerkennung der Erkrankungen von Patienten mit ME/CFS oder Post Covid bei der PVA aufgezeigt. Schwierigkeiten bringt das etwa bei der Beantragung von Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditätspension oder (des temporären) Rehagelds, ähnlich verhält es sich beim Pflegegeld.

Die Selbstverwaltung der Sozialversicherungsträger - wie etwa bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) - ist aus Sicht Schumanns kein Hindernis dafür, dass sich auch die Politik aktiv mit dem Thema befasst. "Es ist wichtig, genau hinzuschauen. Diese Krankheitsform und ihre weitreichenden Auswirkungen müssen ernst genommen werden. Es gilt, gemeinsam nach Lösungen zu suchen." Es brauche ein abgestimmtes, gemeinsames Vorgehen, um eine bestmögliche Versorgung für die Betroffenen sicherzustellen, so Schumann.

Mit Blick auf laufende Forschung unterstrich Schumann die Bedeutung einer "fundierten wissenschaftlichen Basis". Ziel müsse es sein, "Betroffene bestmöglich zu unterstützen und Wege aus der belastenden Situation aufzuzeigen".

Scharfe Kritik kam am Dienstag vom Grünen Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. In der Beantwortung der oben genannten (und von ihm verfassten) Anfrage habe die Ministerin nicht beziffern können, wie viele Kassenordinationen in Österreich Patientinnen und Patienten mit postviralen Erkrankungen wie ME/CFS tatsächlich behandeln. Der Dachverband habe aber dennoch behauptet, die Versorgung sei "gut". Nun übernehme auch die Ministerin "offenkundig dieses Narrativ, während Berichte aus ganz Österreich ein völlig anderes Bild zeigen".

Denn Betroffene müssten oft wochen- oder monatelang nach Ärztinnen oder Ärzten suchen, "die überhaupt über die Krankheit Bescheid wissen oder sich ernsthaft mit ihnen auseinandersetzen wollen", so Schallmeiner. Wer das als 'gut aufgestellt' bezeichnet, ignoriert die Lebensrealität von 70.000 bis 80.000 zum Teil schwer kranken Menschen in Österreich", verwies er auf hochgerechnete Daten der MedUni Wien zu den Betroffenenzahlen. In einer weiteren Anfrage will Schallmeiner daher nun u.a. konkrete Zahlen zu spezialisierten Ärztinnen und Ärzten erfahren. "Die pauschale Behauptung einer 'flächendeckenden Versorgung' ist ohne belastbare Daten unhaltbar."

Kritik übte er auch an dem Versuch "einzelner Länder und auch Sozialversicherungsträger", den noch unter Schumanns Vorgänger Johannes Rauch (Grüne) erarbeiteten Aktionsplan PAIS zu "verwässern". Ein Beispiel sei Salzburg, wo ME/CFS-Betroffene in den niedergelassenen Bereich "koordiniert" werden sollen - obwohl es dort keine spezialisierten Strukturen gibt. Patientenorganisationen hatten das als "Symbolpolitik" und "Drehscheibe-ins-Nichts" kritisiert, erinnerte der Abgeordnete.

Mit der Corona-Pandemie sind post-akute Infektionssyndrome (PAIS) verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt - und damit auch ME/CFS. Als Auslöser fungieren auch andere Virusinfektionen wie etwa Influenza oder Pfeiffersches Drüsenfieber, auch Traumata oder bestimmte Medikamente bzw. Toxine gelten als mögliche Trigger.

Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) am Mittwoch, 2. April 2025, während des Pressefoyers anl. einer Sitzung des Ministerrates im Bundeskanzleramt in Wien.

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