Mit der Strategie „Gutes kommt zurück“ rückt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger die Kreislaufwirtschaft ins Zentrum des oberösterreichischen Agrarressorts. Es wird auf Innovation, Ressourceneffizienz, Dialog und bäuerliche Leidenschaft gesetzt.
Frau Landesrätin, Sie haben unter dem Motto „Gutes kommt zurück“ eine Zukunftsstrategie für das Agrarressort Oberösterreich angestoßen. Warum ist gerade die Kreislaufwirtschaft das zentrale Element?
Michaela Langer-Weninger:
Weil unsere Landwirtschaft seit jeher in Kreisläufen arbeitet und denkt – lange bevor es zum politischen Schlagwort wurde. Unsere Bäuerinnen und Bauern wirtschaften seit Generationen ressourcenschonend, nachhaltig und mit Hausverstand. Doch in der öffentlichen Debatte kommen diese Leistungen oft zu kurz. Mit „Gutes kommt zurück“ wollen wir sichtbar machen, was tagtäglich geleistet wird – und damit auch die Rolle der Landwirtschaft bei der Lösung großer Zukunftsfragen betonen.
Was kann entstehen, wenn Landwirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam anpacken?
Zukunft. Eine Zukunft, die ressourcenschonend, innovativ und lebenswert ist. Gemeinsam mit einem hochkarätigen Expertenrat – darunter Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Finanzwelt, Medien, Technik und Landwirtschaft – haben wir an einer Strategie gearbeitet, die genau hier ansetzt. Wir denken Kreislaufwirtschaft weiter: von Energieautarkie über smarte Nährstoffkreisläufe bis zu neuen Ernährungs- und Einkaufssystemen.
Wie zeigt sich diese Strategie konkret?
Wir stehen am Anfang eines langfristigen Weges. Der Strategieprozess, an dem neben meinem Team auch ein 20-köpfiger Expertenrat mitgewirkt hat, findet am 6. Juni mit einem großen Live-Event seinen vorläufigen Abschluss. Erste Maßnahmen greifen aber bereits: Im Agrarbudget 2025 fließt rund ein Drittel – das sind 35 Millionen Euro – gezielt in Forschung, Innovation und die nächste Generation an Hofübernehmerinnen und Hofübernehmern.
Zusätzlich fördern wir über den Zukunftsfonds jährlich zukunftsweisende Projekte mit zwei Millionen Euro – von Hackrobotern über den Einsatz von Drohnen bis hin zu CO₂-Einsparungsmaßnahmen im Mais- und Rübenbau. Beim Live-Event machen wir all das sichtbar – mit innovativen Projektvorstellungen und konkreten Beispielen aus der Praxis. Zudem wird uns Nicolaus Hanowski von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zeigen, welches Potenzial Satellitendaten für die Landwirtschaft haben.
Leben Sie Kreislaufwirtschaft auch auf Ihrem eigenen Hof? Und wenn ja, wie sieht das konkret aus?
Klar. Das sieht wahrscheinlich sehr ähnlich aus wie auf den meisten unserer knapp 30.000 Betriebe in Oberösterreich. Organische Reststoffe werden verwertet, Nährstoffe im Betriebskreislauf gehalten, landwirtschaftliche Flächen standortangepasst bewirtschaftet. Der Mist unserer Tiere ist kein Abfall, sondern wertvoller Dünger. Energie erzeugen wir selbst – mit Holz aus dem eigenen Wald oder Photovoltaik auf den Dächern.
Was viele als neue Transformation bezeichnen, ist bei uns gelebte Realität – von Generation zu Generation weitergegeben und stetig weiterentwickelt.
Oberösterreichs Landwirtschaft ist auch im Lebensmittelbereich höchst innovativ. Was ist das Erfolgsrezept?
Ganz klar: unsere Bäuerinnen und Bauern! Sie vereinen Tradition mit Innovationsgeist, Erfahrung mit Experimentierfreude – und das alles mit einem beeindruckend hohen Qualitätsniveau. Dahinter steckt Leidenschaft, Handwerkskunst und der Mut, neue Wege zu gehen.
Mit dem Genussland Oberösterreich, unserer Initiative für regionale Esskultur, geben wir dieser Vielfalt eine starke Bühne – mit Strahlkraft weit über Landes- und Branchengrenzen hinaus. Besonders die enge Partnerschaft mit Gastronomie und Handel bringt großen Mehrwert. Seit Start der Genussland-Handelsinitiative wurden beispielsweise rund 80 Millionen Euro Umsatz mit Produkten von Genussland-Partnerbetrieben im Lebensmitteleinzelhandel erzielt – und über zwei Drittel davon flossen als zusätzliche Wertschöpfung direkt an die Betriebe zurück.