News Logo
ABO

Gregor Seberg im Interview: Warum der „SOKO‑Donau“-Star eines Tages Naturforscher werden will

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
9 min
Artikelbild

©Jürgen Fuchs

Lesen Sie, wie Gregor Seberg zwischen Kabarett, Bandprojekt und Familienleben jongliert, weshalb er Helmuth Nowak treu bleibt und welche Rolle ein Honigdachs für sein persönliches Glück spielt.

Er ist einer, der stolz darauf ist, dass er nicht „in Watte gepackt“ aufgewachsen ist. „Das harte Pflaster ,Grazer Triestersiedlung‘“, sagt er, habe ihn zu dem mitgeformt, der er heute ist. Und was ist Gregor Seberg heute? Ein erfolgreicher künstlerischer Tausendsassa, kritischer Geist, Schauspieler, Autor, Kabarettist, Sprecher. Bei seinen (zu) seltenen Besuchen in der alten Heimat Graz ist der Jetzt‑Wiener das Theatercafé zur Wahlheimat geworden. Und dorthin, in diesen pittoresken Kleinkunsthimmel mit seinem so wunderbar aus der Zeit gefallenen Interieur, hat er für zwei Tage sein Programm „Schatzkiste“ mitgebracht.

Wie ist der erste Schatzkiste‑Abend gelaufen?

Gregor Seberg: Sehr schräg. Die Schatzkiste ist an sich schon ein sehr offenes Programm, aus dem ich nach und nach meine Schätze rausziehe. Und bei dem ich das Publikum einlade, nein, sogar provoziere, sich zu äußern. Gesehen war diese Interaktion aber so unglaublich intensiv und spannend, dass manches aus Zeitgründen sogar in der Kiste geblieben ist.

Was versteckt sich in dieser Kiste?

Vor allem viele Fragen – darunter die wirklich große: Warum ist der Mensch so, wie er ist? Blöd! Warum kann er mit seinen vielen Fähigkeiten und Möglichkeiten nicht das Naheliegendste tun: sich selbst glücklich machen. Anhand von zutiefst menschlichen Beispielen, unterstützt vom Publikum und zugegeben oft hanebüchenen Erklärungen meinerseits, versuche ich diese zu beantworten.

Und woher kommen die Inspirationen?

Da ich mich als Jungpapa nicht wirklich in eine mehrwöchige Klausur begeben kann, müssen die Ideen meist zwischen Tür und Angel auf mich zukommen. Und je näher die Premiere rückt, desto hektischer tun sie das.

Was an Ihrer Vita auffällt, ist die unglaubliche künstlerische Vielseitigkeit?

Genau diese Vielseitigkeit liebe ich. Meine aktuelle Rolle als Kabarettist erfüllt zwei meiner großen Leidenschaften: mein Mitteilungsbedürfnis, z. B. um diverse Missstände zu kritisieren, und die Möglichkeit, das auf meine persönliche, meist humorvolle Art zu tun.

Gibt es dafür einen Masterplan?

Weniger Masterplan als mein Leben gibt es wahrscheinlich nicht – sprich, ich nehme es, wie es daherkommt. Mir taugt das wilde Durcheinander.

Sie sind bis zum Alter von 13 Jahren in Graz aufgewachsen – und das in der einst sehr verrufenen Grazer Triestersiedlung. Sie machen daraus kein Geheimnis.

Genau, und ich posaune das mit Genuss raus. Es war für mich eine schöne Zeit und sie gehört zu meinem Leben. Der tägliche Blick auf die Strafanstalt Karlau war für uns Kids dort ganz normal. Wir sind dorthin manchmal sogar win­zeln gegangen.

Wie war der Gregor als Schüler?

Ich war der ungekrönte König des Zuspätkommens an meinem Gymnasium in Wien – und ein Schelm mit einem Problem mit selbsternannten Autoritäten. Das ist mir bis heute geblieben.

Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie Schauspieler geworden sind?

Nach meinem Umzug nach Wien – ich war damals 13 – hatte ich schwer zu kämpfen. Als Entsetzen über das peinliche Hochdeutsch oder schwache Wienerisch, das dort geredet wurde, habe ich mich in eine riesige Schweigsamkeit zurückgezogen. In dieser Zeit habe ich die Literatur entdeckt, beispielsweise Gedichte von Georg Trakl. Dem ging es, wie ich schnell erkannte, nahe, doch beschrieb er es mir klar. Daraus entstand meine Liebe zur Theaterliteratur, dann zum Theater und zuletzt zum Schauspielberuf.

Und gab es einen Plan B, wenn das mit dem Schauspiel nicht funktioniert hätte?

Den habe ich immer noch – denn mein Motto lautet bis heute: Wenn ich groß bin, werde ich Naturforscher. Wochenlang warten, bis ein Tier aus seiner Höhle kommt – ein Traum! Ich würde gerne eine ehrliche Tiersendung machen – nach dem Motto: Tiere können auch schiach sein.

Richtig bekannt geworden sind Sie in der Rolle als Helmuth Nowak in SOKO Donau: Wie viel Nowak steckt eigentlich in Seberg?

Wenn man über längere Zeit in einer TV‑Serie einen Charakter spielt, der komplett anders ist als man selbst, dann wird das auf Dauer ziemlich anstrengend. Ich finde, man darf in so einer Rolle ruhig ein wenig aus sich selbst schöpfen. Also: a bissl Seberg steckt schon im Nowak.

Der Nowak kommt nun bald als Chef der SOKO zurück: ein Cowboy der Straße als Schreibtischhengst?

Lassen Sie sich überraschen. Ich bin mir sicher, der Nowak findet auch als zum Oberst Beförderter und Chef der SOKO seinen geraden Weg.

Stimmt es, dass Sie die Rolle angenommen haben, weil Sie einmal im Leben Chef sein wollten?

Ja – aber das gilt nur im Film. Im normalen Leben war ich noch nie der Chef – und will es auch gar nicht sein.

Dies oder das?

  • Schallplatte oder CD? Schallplatte.

  • Opernball oder Tuntenball? Tuntenball.

  • Schweinsbraten oder Gemüselaibchen? Schweinslaibchen.

  • Aktivurlaub oder Faulenzen? Faulenzen.

  • Berge oder Meer? Meer.

  • Bier oder Wein? Beides.

  • Hard Rock oder Klassik? Knapp noch für Hard Rock.

  • Dancing Stars? NEIN!

Gibt es auch Hobbys abseits der Schauspielerei?

Mein aktuelles Hobby sind zwei kleine Kids, da bleibt nicht viel Zeit. Aber ich bin zumindest noch Präsident des FC Wojtyla, einer Schauspieler‑Hobbyfußballgruppe benannt nach dem ehemaligen Papst Johannes Paul. Am 1. Mai dieses Jahres haben wir den internationalen Theatercup veranstaltet – da sind zahlreiche Theaterteams nach Wien gekommen, um sich zu matchen.

Viele Schauspieler sind auch Sänger.

Wer von uns Schauspielern möchte nicht gern auch ein Rockstar sein? Tatsächlich habe ich ein Bandprojekt, bei dem ich singe und Texte schreibe. Wir, die Band der Namenlosen, treten halt nur sehr selten auf – aber das möchte ich nicht aus den Augen verlieren.

Ich habe gelesen, das der Honigdachs Ihr Glückstier ist?

Der Honigdachs ist unter allen Tieren das unbescheidenste, mutigste und ein richtiger Ausbrecherkönig. Jeder von uns sollte ein bisschen Honigdachs sein.

Worüber können Sie sich richtig ärgern?

Wenn der oder die Stärkere seine oder ihre Stärke zu seinen oder ihren eigenen Gunsten ausnutzt. Wenn mit Lügen der eigene Vorteil in den Vordergrund gestellt wird. Und ich kann mich wahnsinnig darüber ärgern, dass wir unsere kognitiven Fähigkeiten viel zu wenig dafür nutzen, um gemeinsam glücklich zu sein.

Und welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?

Richard Dawkins, „Der Gotteswahn“.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER