US-Präsident Donald Trump kündigt neue Strafzölle auf EU-Importe an – bis zu 30 Prozent ab 1. August. Die Europäische Union reagiert alarmiert und stellt Gegenmaßnahmen in Milliardenhöhe in Aussicht. Österreich fürchtet das dritte Rezessionsjahr.
Der Ton wird rauer, der Kurs unberechenbarer: Mit einem Schlag hat US-Präsident Donald Trump die fragile Balance im transatlantischen Handel erneut ins Wanken gebracht. Ab 1. August sollen auf alle EU-Importe in die USA pauschal 30 Prozent Zölle erhoben werden – ein Frontalangriff auf die exportstarken Volkswirtschaften Europas und eine Einladung zum offenen Handelskrieg.
Trump begründete seinen Schritt mit der „Verteidigung amerikanischer Interessen“ und forderte in einem an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerichteten Schreiben eine vollständige Öffnung europäischer Märkte – ohne jedoch konkret zu benennen, was er unter einem „uneingeschränkten Marktzugang“ versteht. Die Nachricht erreichte Brüssel via Truth Social – dem bevorzugten Kanal des US-Präsidenten.
Handelskommissar warnt: „Faktisches Handelsverbot“
In Brüssel schrillen derweil die Alarmglocken. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic spricht offen von einem „faktischen Handelsverbot“, sollten die Zölle tatsächlich wie angekündigt greifen. „Ein Zollsatz von 30 Prozent würde die Lieferketten auf beiden Seiten des Atlantiks massiv stören“, warnte auch von der Leyen. Die EU setze weiterhin auf Verhandlungen – notfalls aber auch auf klare Gegenmaßnahmen.
Bereits jetzt liegt eine Liste mit US-Importen im Wert von 72 Milliarden Euro in der Schublade, vorbereitet für den Fall der Eskalation. Betroffen sein könnten laut Brüsseler Quellen auch symbolträchtige Produkte wie US-Autos, Flugzeuge und Bourbon Whiskey.
Österreichs Wirtschaft vor drittem Rezessionsjahr?
In Österreich sorgt die Nachricht für Unruhe in Regierung, Wirtschaft und Forschung. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) drängt auf ein entschlossenes Vorgehen der EU, appelliert aber auch an eine Rückkehr zum Verhandlungstisch. Wifo-Ökonom Harald Oberhofer warnt indes vor konkreten Folgen: Die drohenden Zölle könnten ein drittes Rezessionsjahr für die heimische Wirtschaft bedeuten – insbesondere die Lebensmittel- und Maschinenbauindustrie sei betroffen.
Auch die Industriellenvereinigung schlägt Alarm: „Die angekündigten Maßnahmen treiben die Inflation und gefährden tausende Arbeitsplätze“, so IV-Außenwirtschaftsexperte Igor Sekardi. Österreichs Exportwirtschaft, ohnehin gebeutelt von globalen Unsicherheiten, könnte durch Trumps Kurs schwer getroffen werden.
Politische Frontbildung in Europa
Die politische Reaktion fällt europaweit einhellig aus – zumindest in der Tonlage. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fordert, „den Gegenschlag vorzubereiten“. Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni hingegen bemüht sich um Deeskalation: „Wir müssen Polarisierungen vermeiden“, so die rechte Regierungschefin, die bislang als Trump-nah galt.
Auch aus Österreich kommt deutliche Kritik: NEOS-EU-Abgeordnete Anna Stürgkh warnt vor wachsender Unsicherheit und wirtschaftlichem Schaden für beide Seiten. „Trumps Ziel ist klar: Europa schwächen“, so die Liberale. Ihr Parteikollege Helmut Brandstätter fordert eine „gemeinsame Front gegenüber dem US-Präsidenten“. SPÖ-EU-Delegationsleiter Andreas Schieder will auf Gegenzölle nicht warten: „Es ist Zeit, dass Europa sich aus der Defensive befreit.“
Mexiko betroffen, aber verhandlungsbereit
Auch Mexiko wurde von Trump ins Visier genommen. Die Regierung in Mexiko-Stadt setzt auf Gespräche, um eine Eskalation mit dem wichtigsten Handelspartner zu verhindern. Der Druck ist enorm – mehr als 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in die USA.
Handelskrieg als geopolitisches Risiko
Was ursprünglich als taktisches Verhandlungsmanöver startete, entwickelt sich zunehmend zu einem globalen Wirtschaftsrisiko. Trumps jüngste Zölle betreffen nicht nur die EU und Mexiko, sondern auch Länder wie Japan, Südkorea, Kanada und Brasilien. Selbst auf Kupfer wurde ein Zoll von 50 Prozent verhängt.
Mit Blick auf den 1. August bleibt Europa nun ein schmales Zeitfenster für eine diplomatische Lösung. Die Wirtschaft allerdings bereitet sich vielerorts bereits auf das Worst-Case-Szenario vor: einen tiefgreifenden Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten – und eine neue Belastungsprobe für die globale Konjunktur.