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Weiteren Werbeabfluss stoppen, Urheberrechte schützen, Jugendschutz gewährleisten, Auffindbarkeit von Inhalten sicherstellen, Medienkompetenz stärken: Die To-Do-Liste ist lang, die Zeit, diese abzuarbeiten dagegen knapp bemessen. "2026 muss eine Trendwende stattfinden, sonst ist es einfach zu spät", sagte ORF-Stiftungsratsvorsitzender Heinz Lederer angesichts des stark kriselnden Medienmarkts, der durch Big-Tech-Unternehmen zusehends unter Druck gerät. "Wir tun, was in unserer Macht steht, brauchen aber auch die Unterstützung der Politik", sagte VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm und hielt fest: "Es gibt keinen Plan B, es ist alternativlos, dass der Gesetzgeber schnell ins Tun kommt." Dabei könne mitnichten nur auf EU-Ebene regulierend eingegriffen werden. "Auch auf nationaler Ebene kann viel erreicht werden - etwa bei Steuergerechtigkeit, Jugendschutz oder der Auffindbarkeit von österreichischen Inhalten auf Online-Plattformen. Wir kümmern uns um unseren Garten und rundherum ist extremer Wildwuchs", ärgerte sich Drumm.
Von traditionellen Medienhäusern werde durch Gesetze Verantwortung eingefordert, bei internationalen Plattformen sei das weit weniger der Fall, stellte auch VÖZ-Präsident Maximilian Dasch fest. "Es ist mehr als das Gebot der Stunde, hier schärfer reinzugehen", sagte er u.a. mit Blick auf die lasche Handhabung des Jugendschutzes im Onlineraum. Dass man junge Zielgruppen nicht mehr erreiche, stimme so nicht, sagte Dasch mit Verweis auf diverse Marktstudien. "Wir sollten näher zusammenrücken, um die Ist-Situation zu verteidigen", regte er an. Beim Thema Medienkompetenz wolle man künftig stärker kooperieren. Mit einem gemeinsamen Kraftakt müssten junge Zielgruppen über "unser Handwerk" aufgeklärt werden, so der VÖZ-Präsident.
Lederer monierte, dass Big-Tech-Unternehmen für ihre KI-Modelle ohne Rücksicht auf Urheberrechte die Archive von Medienhäusern plündern. Dabei dürfe man nicht länger tatenlos zusehen. "Wir werden unsere Positionen zusammenführen, um eine klarere rechtliche Kompetenz zu entwickeln", so der ORF-Stiftungsratsvorsitzende. Großes Problem sind "AI-Overviews", die nach Suchanfragen angezeigt werden und für weniger Klicks auf Links sorgen, die auf Onlineseiten von Medienhäusern führen würden. Studien aus dem Ausland würden zeigen, dass dadurch bis zu 50 Prozent weniger Zugriffe auf Onlineseiten erfolgen, warnte Dasch vor einem Rückschlag für digitale Geschäftsmodelle.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann will weiterhin auf "Kooperation statt Konkurrenz" setzen - etwa bei Medienkompetenzinitiativen, dem (Sport-)Rechteeinkauf oder auch Vermarktungskampagnen wie "Made in Austria - Made for Austria", die Werbetreibenden dazu animieren soll, wieder verstärkt bei heimischen Medien zu werben - und nicht bei internationalen Plattformen. Dorthin seien im 3. Quartal 2025 bereits 63 Prozent der Werbemittel geflossen, sagte der stellvertretende ORF-Stiftungsratsvorsitzende Gregor Schütze. Man werde es nicht schaffen, diesen Trend komplett zu drehen, aber wenn man nicht gegensteuere, "ist es vorbei mit Qualitätsjournalismus und regionaler Berichterstattung", warnte Weißmann. "Wir müssen Werbetreibenden klar machen, dass ihre Unternehmen nur in einer stabilen Demokratie gedeihen. Es ist daher in ihrem ureigensten Interesse, ihre Werbebotschaften stärker über österreichische Medien zu kommunizieren", sagte Drumm.
Der ORF-Stiftungsrat will den Austausch zur Medienbranche weiterführen. Zumindest zwei "Future Days" seien pro Jahr geplant, sagte Schütze. Der nächste Schwerpunkt werde noch diskutiert. Bis dahin sei aber klar: "Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Jetzt zögerlich zu sein, ist die falsche Haltung zum falschen Zeitpunkt", merkte Schütze an.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/ORF/Roman Zach-Kiesling






