News Logo
ABO

Die Eiserne Lady 2.0: Sanae Takaichi ist Japans erste Frau an der Regierungsspitze

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
3 min
Artikelbild

Sanae Takaichi

©IMAGO / Anadolu Agency

Sanae Takaichi schreibt Geschichte: Erstmals steht eine Frau an der Spitze der japanischen Regierung. Die 64-Jährige gilt als Bewunderin Margaret Thatchers und positioniert sich politisch als nationalkonservative Hardlinerin. Mit wirtschaftspolitischem Fokus, scharfer China-Kritik und traditionellem Familienbild will sie Japan durch eine Phase politischer Unsicherheit führen – feministische Reformen sind von ihr jedoch kaum zu erwarten.

von

Die erste Frau an der Spitze der japanischen Regierung nennt die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher ihr Vorbild. Eine feministische Politikwende ist mit der am Dienstag zur neuen Ministerpräsidentin ernannten Politikerin Sanae Takaichi allerdings nicht zu erwarten. Stattdessen positionierte sich die 64-Jährige zuletzt als nationalistische Hardlinerin, deren politische Schwerpunkte bei Wirtschaft und Verteidigung liegen.

Erste Ministerpräsidentin Japans

Die Chefin der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) wurde vom Parlament zur ersten Ministerpräsidentin Japans gewählt. Mit der Unterzeichnung eines Koalitionsvertrags mit der rechtsgerichteten Oppositionspartei JIP (Ishin) hatte Takaichi am Montag den Weg freigemacht für ihre Wahl zur Regierungschefin.

An der Spitze einer Minderheitsregierung stehen ihr einige Herausforderungen bevor: Zuletzt hatten sich aufgrund der Inflation im Land und eines Bestechungsskandals innerhalb der LDP zahlreiche Wählerinnen und Wähler von der Partei abgewandt. Um die Stimmen zurückzugewinnen, vertrat Takaichi im Wahlkampf eine harte Haltung gegenüber Einwanderung und ausländischen Touristen.

Takaichi wird vom konservativen Flügel der LDP unterstützt, insbesondere von Anhängerinnen und Anhängern des im Juli 2022 ermordeten ehemaligen Ministerpräsidenten Shinzo Abe. Sie werde die Wirtschaft stärken und "Japan zu einem Land umgestalten, das Verantwortung für künftige Generationen übernehmen kann", erklärte Takaichi am Vortag der Wahl.

Lautstarke Kritikerin Chinas

In ihrem vorherigen Amt als Ministerin für wirtschaftliche Sicherheit trat Takaichi zudem als lautstarke Kritikerin Chinas auf. Sie kritisierte wiederholt die militärische Aufrüstung Pekings im asiatischen Pazifikraum und verstärkte die Zusammenarbeit mit Taiwan. Regelmäßig besuchte sie außerdem den umstrittenen Yasukuni-Schrein, der japanischen Kriegstoten gewidmet ist.

Obwohl Takaichis Wahl als erste Ministerpräsidentin in der Geschichte Japans "einen Fortschritt für die Beteiligung von Frauen in der Politik" darstelle, habe sie bisher wenig Neigung gezeigt, patriarchale Normen zu bekämpfen, sagte der Politikwissenschaftler Sadafumi Kawato der Nachrichtenagentur AFP.

Konservative Ansichten in puncto Geschlechterrollen

Mit ihren Ansichten zum Thema Geschlechterrollen stehe Takaichi rechts von der ohnehin schon konservativen LDP. So lehnt sie eine Revision eines Gesetzes aus dem 19. Jahrhundert ab, wonach Ehepaare denselben Nachnamen tragen müssen. In den meisten Fällen führt diese Regel dazu, dass Frauen den Namen ihres Mannes annehmen. Takaichi selbst war zweimal mit demselben Mann verheiratet, einem ehemaligen Parlamentsabgeordneten. In ihrer ersten Ehe nahm sie seinen Namen an, in der zweiten Ehe übernahm er ihren.

In ihrer Wahlkampfrede versprach die Politikerin eine Erhöhung des Frauenanteils im Kabinett auf "nordisches Niveau". Nach ihrer Wahl berief sie jedoch lediglich zwei Frauen in ihr 19-köpfiges Kabinett. Japan belegte im Gender Gap Bericht des Weltwirtschaftsforums 2025 Platz 118 von 148, vor allem wegen der Unterrepräsentation von Frauen in der Regierung. Island, Finnland und Norwegen belegen dabei die ersten drei Plätze.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER