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"Idealerweise merkt das Publikum möglichst wenig davon, denn wir werden unsere Angebotspalette im Wesentlichen so erhalten." Weiter stärken will man den Österreich-Aspekt dabei - inklusive einiger Wiedersehen mit Hits von einst. "Ich freue mich besonders auf das Comeback von 'Kommissar Rex'", versicherte Weißmann, der u.a. auch neue Folgen der Serien "Braunschlag" und "MA 2412" ankündigte, bereits eine Folge der nächsten "Biester"-Staffel gesehen hat und auch weiß, welches Pärchen auf das derzeitige Austro-"Tatort"-Ermittlerduo Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser folgt - es aber noch nicht verrät.
Ob man bei der Senkung der Personalkosten mit dem "strikten Nicht-Nachbesetzungskurs" und dem laufenden Handshake-Programm auskommen wird, weiß Weißmann allerdings noch nicht: "Ich schließe nichts aus!" Das geltende Ausstiegs-Angebot "könnte noch mehr angenommen werden. Etwas Potenzial wäre noch vorhanden. Aber es ist wichtig, einen Braindrain zu verhindern." Genauso wichtig sei es, für die ORF-Mitarbeiter wie in den vergangenen drei Jahren zu einem moderaten Gehaltsabschluss unter der Inflationsrate zu kommen. "Wir müssen schauen, dass wir hier so weitertun." Eine erste Verhandlungsrunde habe es bereits im Sommer gegeben - auf rund 15 solcher Runden habe man es im vergangenen Jahr gebracht, ehe eine Einigung erzielt wurde.
Das von der Bundesregierung beschlossene Einfrieren der derzeit 15,30 Euro pro Haushalt und Monat betragenden Haushaltsabgabe bis 2029 setze das Unternehmen budgetär unter Druck, so Weißmann, der sich aber mit der Situation am Markt grundsätzlich zufrieden zeigte. Im Fernsehen habe man die besten Marketingwerte seit zehn Jahren ("TV funktioniert sehr gut."), ORF On sei weiterhin "die mit Abstand am meisten genutzte Themenplattform". Dazu habe in der Anfangsphase "als Trägerrakete" auch eine Kooperation mit der Streamingplattform Joyn beigetragen, gab er zu. Diese sei befristet. Falls aber der Verkauf der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe, zu der auch Joyn gehört, an den Berlusconi-Konzern Media for Europe (MFE) im Stiftungsrat am 11. September problematisiert werden sollte, "werden wir das diskutieren", sagte Weißmann. Ob durch das neue Informationsfreiheitsgesetz ("Ich sehe das positiv!") künftig die Stiftungsratsprotokolle auf Verlangen für die Öffentlichkeit zugänglich sein werden, "muss man sich anschauen".
2026 werde "ein tolles Jahr im TV", versicherte der ORF-Generaldirektor. Dazu zählten Sport-Großereignisse wie die Fußball-WM und die Olympischen Winterspiele, aber auch der in Wien ausgetragene Eurovision Song Contest (ESC). Im Sommer gab es einen Offenen Brief von Kulturschaffenden, in denen vor einem "Wegsparen von ORF-Kulturnachrichten und ORF-Kulturprogrammen" gewarnt und appelliert wurde, "keine Mittel aus dem Kunst- und Kulturbereich zur Finanzierung der Austragung des Song Contests heranzuziehen". Er habe den Brief beantwortet, verstehe diese Diskussion innerhalb der Kulturszene aber überhaupt nicht. "Man soll sich doch freuen, dass Österreich für die Welt wieder zur Bühne wird!" Als Gastgeber würde er es begrüßen, wenn Israel am ESC teilnehmen würde. Die Entscheidung über eine Teilnahme liege aber zunächst bei Israels öffentlich-rechtlichem Fernsehsender Kan und solle gegen Jahresende fallen.
Während bereits Anfang Oktober eine neue Initiative für mehr Medienkompetenz bei jungen Menschen gestartet wird, mit der pro Jahr rund 3.000 Schülerinnen und Schüler im ORF-Zentrum, viel mehr jedoch mit kurzen Videos erreicht werden sollen, werden alle einst im Paket beschlossenen und genehmigten Umbauarbeiten am Standort Küniglberg mit Jahresende 2025 beendet. Dies gelinge zeitgerecht und unter dem genehmigten Budget von 304 Mio. Euro, so Weißmann. Das bedeutet aber nicht, dass die Bauarbeiten am ORF-Zentrum mit diesem Datum Geschichte sind. Zusätzliche Maßnahmen (wie etwa der Neubau des Eingangsbereiches, der im Stiftungsrat für Aufregung gesorgt hatte), die später hinzugenommen worden seien, um auf der Baustelle Synergien zu heben, "werden verschoben, bis es uns finanziell wieder besser geht. Da warten wir noch ein paar Jahre - wie jeder normale Häuslbauer."
Warten will der 56-jährige Unternehmenschef auch noch mit der Bekanntgabe, ob er sich bei der nächsten Wahl 2026 für eine neue fünfjährige Funktionsperiode bewerben möchte. "Jetzt ist nicht die Zeit, einen Wahlkampf zu beginnen. Frühstart ist Fehlstart. Ich hab noch genug zu tun."