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"Sorrows" ist ein spannendes, abwechslungsreiches Album von emotionaler Intensität, das eine stilistische Bandbreite auslotet. "Ich versuche, bei meinen Songs und meinem Leben nicht allzu viel Unterschied zu machen", sagt Lechner im Interview mit der APA. "Ich lebe durch meine Songs und meine Songs leben durch mich. Ich transformiere mit der Musik die Art und Weise, wie ich die Welt empfinde und wie ich sie sehe bzw. höre. Immer auf der Suche nach Sounds zu sein, ist eine wichtige Sache."
Alte Resonanz-Gitarren aus den 20er- und 30er-Jahren verpassen "Sorrows" einen ganz eigenen Charakter, tief im Westcoast-Sound verwurzelt. "Das sind Metallgitarren mit einem eingebauten Lautsprecher", erklärt der Sänger und Musiker. Auch ohne Anschluss an einen Verstärker klingen sie sehr laut: "Sie wurden für Straßensänger und Bigband-Gitarristen gebaut", führt Lechner weiter aus. "Ich stimme sie auf eine ganz spezielle Art." Aber auch Gibson-Gitarren aus den 30ern verwendete er bei den Aufnahmen: "Das sind alles Gitarren mit einem starken Charakter. Ich steh auf alte Instrumente, weil mir das einen geschichtlichen Vibe und eine gute Inspiration gibt."
Der Wiener Singer-Songwriter mit steirischen Wurzeln hat bei Charlie Ratzer Jazzgitarre studiert, vertonte Stummfilme, ist als Sessionmusiker gefragt und stand auf der Bühne im Burgtheater. "In einer Inszenierung von 'Kasimir und Karoline' war ich mit Hirschlederhose und Gamsbart ein Banjo-Spieler", erzählt Lechner. 2013 hob er The Ghost and the Machine aus der Taufe, vier Alben kamen vor "Sorrows" heraus. Letzteres vereint herausfordernde Stücke mit "auf spannende Weise instrumentierten" Indie-Pop.
"Wenn ich das machen würde, was ich wirklich will, würden alle schreiend aus dem Saal laufen. Denn das wäre eine Mischung aus Zwölftonmusik, Tom Waits und Garagenrock", lacht Lechner. Ein herausragender Track auf dem Album, die geisterhafte Ballade "Ghost Romance", geht "stark in diese Richtung", nickt er. "Da habe ich mich ausgelebt. Wir haben diesen Song komplett live im Studio aufgenommen. Man kann teilweise Geräusche vom Raum heraushören. Es sollte möglichst imperfekt klingen."
Eine ganz andere Stimmung vermittelt etwa "Last Day of Summer": "Der Song ist tatsächlich an einem letzten Sommertag entstanden. Da war ich mit der Gitarre auf der Donauinsel. Ich trete stark mit meinem Umfeld in Resonanz, wenn ich Lieder schreibe. Ich saß also in einer Bucht, die Sonne schien, ich wusste, es ist das letzte schöne Sommerwetter. Darum hat dieses Lied einen lieblicheren Sound. Diese Wah-Wah-Gitarre, die man hört, simuliert das Plätschern des Wassers."
"Sorrows" versteht sich auch als Antwort auf die digitale Welt, betont Lechner. "In sozialen Medien wimmelt es nur so von Gewinnertypen. Dabei sind wir Menschen, die nach wie vor unsere Sorgen und Ängste haben. Es ist nicht alles cool und immer alles Butterblume. Besser, wie stellen uns dem. Das ist authentischer und gesünder. Ich wollte mit dem Album ein Statement setzen: trauen wir uns! Vielleicht löst meine Musik etwas Positives aus, damit die Hörer einen Halt darin finden."
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - www.the-ghost-and-the-machine.com; am 13.11. präsentieren The Ghost and the Machine das neue Album live im Wiener Club Chelsea)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Fullmax Recordings/Christoph Griesser/Christoph Griesser






