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Die Ermittlerinnen und Ermittler konzentrierten sich auch am Wochenende auf die Befragung der über 100 Zeugen. Außerdem werden die Daten aus der Hausdurchsuchung in der Wohnung des Täters ausgewertet. Das gelte auch für jene von der Plattform des Innenministeriums, auf der Videos und Fotos für die Polizei hochgeladen werden können. Freitagvormittag waren es 683 Dateien, davon 371 Videos. Am späten Samstagvormittag waren es bereits 790 Dateien, davon 378 Videos, sagte Polizeisprecher Sabri Yorgun zur APA. Die Plattform bleibt weiter online und Zeugen können Dateien weiterhin unter https://upload.bmi.gv.at/ hochladen.
Untersucht werden auch die Profile des 21-jährigen Schützen "in der virtuellen Welt", so die Polizei. Man screene Profile, über die er bei Egoshooter-Spielen eventuell mit anderen in Kontakt gestanden sei. Dies geschehe in Hinblick auf mögliche Mitwisser. Über etwaige Kontakte, die der 21-Jährige während der Morde eventuell über das von ihm getragene Headset hatte, wollte man nichts kommunizieren. In jener Siedlung in Kalsdorf im Bezirk Graz-Umgebung, in der der Täter gelebt hat, sei es mittlerweile ruhig. Nachbarn hatten sich u. a. von zahlreichen Medienvertretern bedrängt gefühlt, weshalb Polizisten für Ordnung sorgen mussten.
Die Oppositionsparteien im steirischen Landtag - SPÖ, Grüne, NEOS und KPÖ - übten am Samstag geschlossen Kritik an geplanten Kürzungen im Sozial- und vor allem im Gewaltpräventionsbereich sowie der Extremismusbekämpfung. Dies sei speziell nach dem Amoklauf von Graz gefährlich. Die Parteien wollen die Angelegenheit im Landtag thematisieren. Die Regierungspartei FPÖ wies die Kritik als "maßlose und faktenbefreite Empörung der Oppositionsparteien" zurück. Die Landesregierung habe sichergestellt, dass besonders sensible Bereiche - wie Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenwesen, Seniorenverbände sowie der Gewaltschutz - so wenig wie möglich von Kürzungen betroffen seien, so Klubobmann Marco Triller.
Aus der steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) hieß es am Samstag auf Anfrage, dass die elf Verletzten des Amoklaufs medizinisch stabil seien. Im LKH-Uniklinikum Graz seien mittlerweile alle sechs Patienten auf der Normalstation. Im UKH Graz seien von den fünf Patienten drei noch auf der Intensivstation und zwei auf der Normalstation. Man gehe aber nicht von Rückfällen bzw. Verschlechterungen des Gesundheitszustandes aus, so eine Sprecherin zur APA.
Die Stadt Graz hat ein Spendenkonto eingerichtet, um den Betroffenen des Amoklaufs "mit voller Solidarität" zur Seite zu stehen. Das Spendenkonto sei durch Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und im Einvernehmen mit der Schuldirektorin ins Leben gerufen worden. Der Empfänger lautet: Graz - Zusammenhalten Spenden BORG Dreierschützengasse. IBAN: AT59 1400 0009 1026 0197. Die Stadt wird auch die Begräbniskosten für die Opfer des Amoklaufs übernehmen.
Zehn Menschen - neun Schülerinnen und Schüler und eine Lehrerin - waren bei dem Amoklauf des 21-jährigen Ex-Schülers des BORG Dreierschützengasse am Dienstagvormittag mit zwei Schusswaffen getötet worden. Der Täter beging danach Suizid. Am Sonntagabend wird am Grazer Hauptplatz eine Trauerkundgebung für die Opfer angehalten. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Christian Stocker (ÖVP), Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) werden kurze Ansprachen halten.