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Israel weist Kritik der USA an Angriffen in Katar zurück

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Rauch nach Explosionen in Doha
©AFPTV, JACQUELINE PENNEY, APA
Israel hat Kritik der USA an seinen Angriffen auf die Führungsebene der radikalislamischen Hamas in Katar zurückgewiesen. US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag jegliche Beteiligung der USA an den Angriffen dementiert. Washington bedauere, dass der Angriff im verbündeten Staat Katar stattgefunden habe, teilte er mit. Israels Verteidigungsminister Israel Katz rechtfertigte den Angriff.

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"Diese Entscheidung wurde von (Israels) Ministerpräsident (Benjamin) Netanyahu getroffen, nicht von mir", schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Katar sei ein "starker Verbündeter und Freund der USA" und er bedauere den "Ort des Angriffs" sehr, fügte der US-Präsident hinzu. Er ergänzte aber, die Bekämpfung der Hamas sei weiter ein "lohnendes Ziel".

Zuvor hatte bereits die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, erklärt, Trump sehe Katar "als starken Verbündeten und Freund der Vereinigten Staaten". Der Golfstaat habe sich gemeinsam mit den USA sehr engagiert und mutig für Frieden im Nahen Osten eingesetzt, der Luftangriff in der Hauptstadt Doha diene daher "weder Israels noch Amerikas Zielen".

"Wir handeln nicht immer im Interesse der Vereinigten Staaten", betonte dazu Israels UNO-Botschafter Danny Danon am Mittwoch gegenüber einem israelischen Radiosender. "Wir stimmen uns eng miteinander ab und sind dankbar für ihre unglaubliche Unterstützung, aber manchmal treffen wir Entscheidungen und informieren die USA nur", fügte Danon hinzu.

Der israelische Verteidigungsminister Katz hat den Angriff auf die Führung der Hamas in Katar gerechtfertigt. Israel werde alle, die am Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 beteiligt waren, zur Rechenschaft ziehen, sagte Katz. "Israels Sicherheitspolitik ist klar: Israels langer Arm wird überall gegen seine Feinde vorgehen. Es gibt keinen Ort, an dem sie sich verstecken können." Viele hochrangige Hamas-Funktionäre leben in Katar. Er drohte der Terrororganisation erneut damit, sie zu vernichten und den Gazastreifen zu zerstören, sollten die Islamisten Israels Bedingungen für ein Kriegsende nicht akzeptieren. Israel fordere vor allem die Freilassung aller Geiseln sowie die Entwaffnung der Hamas.

"Diese Personen sind keine Verhandlungsführer, sondern Terroristen, die Israelis und die ganze Welt terrorisiert haben", betonte dazu auch die israelische Botschaft in Österreich in einer Presseaussendung vom Mittwoch. "Jahrelang hatten sie jede Gelegenheit, die Schreckensherrschaft der Hamas zu beenden, doch stattdessen entschieden sie sich dafür, sie aufrechtzuerhalten und auszuweiten. Sie tragen die volle Verantwortung nicht nur für das Schicksal der Geiseln, sondern auch für das Leiden der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen."

Nach dem israelischen Angriff in Katar könnte das Land an seiner Rolle als Vermittler im Gaza-Krieg festhalten. "Vermittlung und Diplomatie ist Teil der katarischen Identität", sagte Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani am Dienstagabend vor Journalisten. "Sie wird weitergehen, und nichts wird uns davon abhalten, diese Rolle bei allen Themen (...) in der Region fortzusetzen, bis wir Stabilität für unsere Region und unser Volk erreicht haben."

Eigentlich vermittelt Katar zusammen mit den USA und Ägypten im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Nach Israels Angriff in Doha auf die Hamas-Führungsspitze gab es Berichte, dass Katar sich als Vermittler zurückziehen könnte. Die "Times of Israel" berichtete unter Berufung auf Diplomaten, dass Katar seine Rolle als Vermittler aussetzen werde. Doha habe die US-Regierung über den Schritt informiert.

Das Golfemirat behält sich laut Al-Thani eine Reaktion auf den Angriff vor. Er forderte eine "Antwort aus der gesamten Region auf solch barbarische Handlungen". Die palästinensische Terrororganisation Hamas bezeichnete den israelischen Angriff als "gescheitert".

Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas stocken seit Monaten. Katar hatte dabei schon zuvor widersprüchliche Signale über seine Rolle gesendet. Ende 2024 informierte das Land die Konfliktparteien im Gaza-Krieg, dass es seine Rolle als Vermittler aussetzen werde, falls es keine Einigung gebe. Zeitgleich erklärte sich Katar aber bereit, auch weiterhin einen Beitrag zu einer Einigung zu leisten.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschäftigt sich am Mittwoch (21.00 Uhr MESZ) mit dem Angriff. Beantragt habe die Dringlichkeitssitzung unter anderem Algerien.

Bei dem israelischen Überraschungsangriff waren am Dienstag nach Hamas-Angaben sechs Menschen ums Leben gekommen, darunter der Sohn des ranghöchsten Hamas-Anführers im Ausland, Khalil al-Hayya, sowie dessen Büroleiter. Al-Hayya ist der höchste Hamas-Führer im Ausland, der auch die Hamas-Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit Israel um eine Waffenruhe leitet. Al-Hayya hielt sich die meiste Zeit in Katar auf. Andere höhere Hamas-Funktionäre im Ausland leben ebenfalls zumeist in Katar oder in der Türkei. Israel hatte zuletzt mit Angriffen auf Hamas-Führer im Ausland gedroht.

Der israelische Ministerpräsident Netanyahu nannte den Luftangriff, an dem nach Medienberichten mehrere Kampfjets und Drohnen beteiligt waren, "optimal und präzise". Es sei eine Reaktion auf den tödlichen Anschlag zweier Hamas-Mitglieder in Jerusalem, bei dem am Montag sechs Menschen getötet worden waren, und einen tödlichen Hamas-Angriff auf Soldaten im Gazastreifen.

Das Außenministerium in Wien zeigte sich auf X und Bluesky "zutiefst besorgt". Diese Attacken "verletzen die territoriale Integrität und Souveränität von Katar". "Sie gefährden die Geiseln und untergraben die Verhandlungen über einen dringend notwendigen Waffenstillstand in Gaza. Wir rufen alle dazu auf, von weiteren Maßnahmen abzusehen, die die regionale Stabilität gefährden", postete das Ministerium.

Der französische Präsident Emmanuel Macron kritisierte die israelischen Luftangriffe scharf. Diese seien "inakzeptabel, unabhängig vom Grund", schrieb Macron am Abend im Onlinedienst X. "Der Krieg darf sich in keinem Fall in der Region ausbreiten", betonte der französische Präsident und drückte seine "Solidarität mit Katar und seinem Emir, Scheich Tamim Al-Thani" aus. Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz nannte die Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Katars in einem Telefonat mit dem Emir "nicht akzeptabel", wie Regierungssprecher Stefan Kornelius mitteilte.

Der britische Premierminister Keir Starmer äußerte sich ähnlich kritisch. "Ich verurteile die Angriffe Israels auf Doha", schrieb er auf X und fügte an: "Priorität müssen ein sofortiger Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln und eine massive Aufstockung der Hilfsleistungen für den Gazastreifen sein." Dies sei "die einzige Lösung für einen dauerhaften Frieden".

This frame grab taken from an AFPTV footage shows a man looking at smoke billowing after explosions in Doha's capital Qatar on September 9, 2025. An Israeli military official told AFP that the military had carried out air strikes on Doha on September 9 in an operation targeting senior leaders of Palestinian militant group Hamas. (Photo by Jacqueline PENNEY / AFPTV / AFP)

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