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"Das Ergebnis der COP30 bleibt weit hinter dem zurück, was nötig wäre, um die Klimakrise wirksam zu bremsen. Positiv ist, dass es bei der Klimawandelanpassung Fortschritte in Solidarität mit den am stärksten Betroffenen gab. Doch die Hauptursache der Krise bleibt ungelöst", bilanzierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Sonntag in einem Beitrag auf X. Die Welt entferne sich vom 1,5-Grad-Ziel und die fehlenden Beschlüsse seien "ernüchternd - eine verpasste Chance".
Die aus Sicht der EU wohl größte Niederlage ist der fehlende Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien, nachdem sie den zukünftigen Umgang mit Öl, Gas und Kohle zusammen mit rund 80 Staaten zu ihrem zentralen Thema gemacht hatte. Auch Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva stand am Anfang der Konferenz hinter einer solchen "Roadmap", doch die COP-Präsidentschaft überraschte dann am vergangenen Freitag mit einem neuen Beschlussentwurf, in dem dieser Punkt völlig fehlen sollte. Hier waren Ölstaaten wie Saudi-Arabien zu keinem Kompromiss bereit und EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra musste am Ende den Schritt zur Seite machen, um einen Abschluss doch noch zu ermöglichen.
Rückhalt von der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen gab es zu diesem Streitfall keinen, im Gegenteil: Sie ließ am Wochenende mit einem relativierenden Statement über die Abkehr von Fossilen aufhorchen und vollzog damit eine Art Kehrtwende von ihrer früheren Klimapolitik. "Ich möchte deutlich sein: Wir bekämpfen nicht fossile Energieträger. Wir bekämpfen die Emissionen. Das ist wichtig", sagte sie auf dem G20-Gipfel in Südafrika. Die Entwicklungsorganisation Oxfam lobte am Samstag indes die Ankündigung der brasilianischen Präsidentschaft, außerhalb des formalen Verhandlungsprozesses mit interessierten Ländern an einem weltweiten, fossilen Ausstiegsplan zu arbeiten.
Einen kleinen Fortschritt gab es hingegen auf der UNO-Klimakonferenz im Bereich der Klimawandelanpassung. So enthält das Abschlussdokument das Ziel, bis 2035 die Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel in den Entwicklungsländern zu verdreifachen. Ärgerlich sei hier laut Oxfam allerdings, dass das Ziel kein Basisjahr für die Verdreifachung und keinen konkreten Betrag nennt. "Nach Lage der Dinge wird diese Verdreifachung deutlich unter den von den Entwicklungsländern geforderten jährlich 120 Milliarden US-Dollar liegen, und das, obwohl der tatsächliche Bedarf der Länder noch einmal vielfach höher ist." Die Entwicklungsorganisation CARE vermisste zudem die "klaren Zusagen der Industrieländer" in diesem Punkt. Aus jetziger Sicht werden für die Anpassung wohl keine neuen Gelder fließen, sondern aus den auf der COP29 beschlossenen 300 Milliarden Dollar (260,42 Mrd. Euro) pro Jahr für Klimafinanzierung stammen.
Gestartet wurde von Brasilien ein neuer Fonds zum Schutz des Regenwalds namens "TFFF", der Tropenländer finanziell belohnen soll, die ihre Regenwälder bewahren. Doch wie der "TFFF" (Tropical Forest Forever Facility) am Ende tatsächlich ausgestaltet ist, ist unklar. "Viele Einzelheiten zur Organisation des Fonds, den die Weltbank als Treuhänderin und vorläufiges Sekretariat führen wird, sind noch nicht geklärt", es sei deshalb offen, ob der TFFF zu einem Erfolg wird oder lautlos verpufft. Das stellte etwa das "Handelsblatt" in einem Artikel am Dienstag der vergangenen Woche fest und warnte gleichzeitig vor den Risiken der geplanten Schwellenmarktanleihen mit ihrem höheren Ausfallrisiko.
Einen konkreten "Waldaktionsplan", um die Zerstörung von Wald einzudämmen, beschloss die Konferenz hingegen nicht. Es wurde lediglich an einen früheren Beschluss erinnert, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Und die Aufweichungen der EU-Entwaldungsverordnung werden ebenso wenig zum Waldschutz beitragen.
UNO-Generalsekretär António Guterres sagte zum Ende der COP30, viele seien wohl enttäuscht, insbesondere junge Menschen, indigene Völker und alle, die unter den Folgen des Klimawandels leiden. "An alle, die demonstriert, verhandelt, beraten, berichtet und mobilisiert haben: Gebt nicht auf! Die Geschichte ist auf eurer Seite!", ermutigte Guterres.
Brasilien hatte eine "Konferenz der Wahrheit" versprochen und auf einen großen Erfolg gehofft. Stattdessen ist nun eher die Wahrheit über die mäßige Entschlossenheit der Weltgemeinschaft bei der Krisenbekämpfung ans Licht gekommen. Die Konferenz sei nicht von wegweisenden Beschlüssen geprägt, bemängelte der Direktor des deutschen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, gegenüber der dpa. "Die Staaten versprechen zu wenig und selbst diese Zusagen werden nicht eingelöst."
(S E R V I C E - COP-Abschlusserklärung unter https://dpaq.de/zF0qQix)
Activists perform the death of fossil fuels at the so-called "Great People's March" in the sidelines of the COP30 UN Climate Change Conference in Belem, Para State, Brazil on November 15, 2025. Thousands of people attended the march to demand "real solutions" to human-caused global warming , and which comes at the halfway point of contentious COP30 negotiations following two Indigenous-led protests that disrupted proceedings earlier in the week. (Photo by Pablo PORCIUNCULA / AFP)






