Beste Voraussetzungen für eine Karriere in der Politik attestiert Erwin Pröll seinem Großneffen Alexander Pröll (35). Der hat sich still vom Mann im Hintergrund zum Strippenzieher in der Koalition hochgedient
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Hemdsärmelig, manchmal polternd, das Bad in der Menge genießend – so hat man die Politiker Erwin und Josef Pröll in Erinnerung. Der jüngste Pröll in der österreichischen Politik ist von einem anderen Schlag. Ruhig, zurückhaltend, vor seinem Wechsel in die Bundesregierung geradezu unauffällig. Unterschätzen sollte man ihn deswegen aber nicht. „Er macht auf seine Art und Weise eine bodenständige, nachvollziehbare, realistisch einschätzbare Politik“, sagt sein Großonkel der Langzeit-Landeshauptmann.
In die Politik hineingewachsen
Den Beruf der Eltern tagtäglich aus nächster Nähe zu erleben, Höhenflüge einerseits, aber auch die Belastungen – das kann das Interesse wecken oder Distanz anstreben lassen. Alexander Pröll erlebte als Teenager und junger Erwachsener mit, wie es seinem Vater in der Spitzenpolitik erging, einschließlich kränkender Episoden, als dieser auf der Straße von fremden Menschen beschimpft wurde. Als Josef Pröll aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Vizekanzlers und Finanzministers zurücklegte, war Alexander 20 Jahre alt.
In die Politik gezogen hat es ihn zunächst nicht. Die Nachwuchsorganisation der Schwarzen, die Junge ÖVP, ließ er aus. Auch zu Zeiten, als diese unter der Ägide von Sebastian Kurz zur Kaderschmiede geworden war. Gekreuzt haben sich ihre Wege später dann trotzdem.
Pröll studiert in Wien Wirtschaftsrecht. Er hilft 2017 im Nationalratswahlkampf der ÖVP mit, Spitzenkandidat war Kurz, und leitet danach in der Parteizentrale das Büro des damaligen Generalsekretärs Karl Nehammer und des Bundesgeschäftsführers Axel Melchior. 2020 wechselt er ins Kanzleramt in den Mitarbeiterstab von Kurz. 2021 wird Nehammer Bundeskanzler und ÖVP-Chef. Unter ihm ist Pröll Bundesgeschäftsführer der ÖVP. Eine Rolle im Hintergrund der Tagespolitik, Seite an Seite mit dem damaligen Generalsekretär Christian Stocker.
Als Nehammer im Jänner 2025 überraschend die Politik verlässt und Stocker Parteichef wird, bittet dieser Pröll, in die Funktion des Generals zu wechseln. Kaum jemand in der politischen Szene kennt da den Mann, der künftig für die Schwarzen tagespolitische Scharmützel austragen soll. Lange hat er den Job ohnehin nicht: Er wird einer der wichtigsten Regierungsverhandler. Stocker ist so zufrieden mit seiner Performance, dass er ihn gleich mit ins Kanzleramt nimmt: als Staatssekretär für Digitalisierung, Verfassung, öffentlicher Dienst und Kampf gegen Antisemitismus. Pröll sitzt zudem im Maschinenraum der Koalition. Er koordiniert mit Michaela Schmidt von der SPÖ und Armin Hübner von NEOS das geschlossene Bild, das die Regierung nach außen abgeben will.
„Es macht es nicht einfacher, dass diese Namen immer mit mir assoziiert werden“, sagt Alexander Pröll in den Oberösterreichischen Nachrichten. Seinen Weg machen, muss er aber ohnehin allein.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 25/25 erschienen.