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In der finalen Auswahl waren außerdem Nathacha Appanah (52) für "La nuit au cœur" (Gallimard), die tags zuvor für dieses Buch mit dem Prix Femina ausgezeichnet worden war, sowie der lange als Favorit gehandelte 67-jährige prominente Autor Emmanuel Carrère ("Kolkhoze", erschienen bei P.O.L) gewesen. Die prestigeträchtigste französische Literaturauszeichnung wird seit 1903 vergeben. Sie ist zwar nur mit symbolischen 10 Euro dotiert, kurbelt aber die Verkaufszahlen im Weihnachtsgeschäft enorm an. Im vergangenen Jahr gewannt Kamel Daoud für seinen Roman "Houris" - und verkaufte von seinem Buch schließlich 450.000 Exemplare.
Mauvignier wurde 1967 in Tours geboren, wo er ein Kunststudium an der École des Beaux-Arts absolvierte. Seit 1999 hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter die Romane "Des hommes" (2009, Deutsch: "Die Wunde"), "Autour du monde" (2014, Deutsch: "Mit leichtem Gepäck") und "Histoires der la nuit (2020, Deutsch: "Geschichten der Nacht"). In dem von der Kritik hochgelobten Roman "La maison vide" versucht Mauvigniers auf 750 Seiten seine eigene, über fünf Generationen führende Familiengeschichte über alle Leerstellen hinweg zu rekonstruieren. Im Zentrum steht dabei ein über zwei Jahrzehnte verschlossen gewesenes Landhaus in der Tourraine, das nach einer Erbschaft erstmals wieder aufgesperrt wird und über einzelne Objekte seine Geheimnisse preisgibt. Die deutsche Übersetzung von Claudia Kalscheuer soll 2027 erscheinen, gab der Verlag Matthes & Seitz Berlin bekannt.
"Wir würdigen einen Autor, der bereits ein bedeutendes Werk vorzuweisen hat und der uns dieses Jahr nicht nur die Summe seines Oeuvres, sondern einen Roman von grundlegender Bedeutung geschenkt hat", erklärte Philippe Claudel vor der Presse. Der Präsident der Académie Goncourt trug wie die anderen Mitglieder der Jury ein Abzeichen zur Unterstützung des französisch-algerischen Schriftstellers Boualem Sansal, der nach wie vor in Algerien inhaftiert ist.
"Ich bin überglücklich", sagte Mauvignier laut französischen Medien bei seiner Ankunft in dem Restaurant in der Nähe der Pariser Oper, in dem traditionell die Jury tagt. "Es ist eine enorme Auszeichnung, denn dieses Buch handelt von der Kindheit und mehreren Generationen."
Der zeitgleich vergebene Prix Renaudot ging an Adélaïde de Clermont-Tonnerre für "Je voulais vivre". Sie setzte sich am Ende gegen Feurat Alani ("Le ciel est immense"), Anne Berest ("Finistère"), Justine Lévy ("Une drôle de peine") und Louis-Henri de La Rochefoucauld ("L'amour moderne") durch. Abgeschlossen wird die französische Literaturpreissaison am Mittwoch (5. November) mit dem Prix Médicis.





