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Klimawandel in der Liebe

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Dr. Monika Wogrolly

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Zwischen Wolfgang und Theresa herrscht dicke Luft. Ihr Beziehungsklima war schon einmal deutlich besser. Entweder schweigen die beiden oder löchern einander mit bohrenden Fragen, auf die sie zumeist abweisende oder gar keine Antworten bekommen.

Wann immer Wolfgang seiner Frau vorwirft, „schon wieder seine Fernbedienung verlegt“ zu haben, könnte Theresa laut aufschreien: „Warum bin immer ich an allem schuld?“ Wolfgangs hauptsächliche Kommunikationsart mit ihr sei vorwurfsvoll. Als ein Urlaub als Liebesbooster dienen soll, schöpft Wolfgang wieder Hoffnung. Seine Frau bricht nachts ihr eisiges Schweigen und spricht ihn mit seinem Vornamen an. Und Wolfgang? Hatte so auf ein Revival erotischer Liebe gehofft, wie das Ehepaar sie zuletzt vor 20 Jahren in ihren Flitterwochen erlebt hatte. Aber denkste. Theresa tönt: „Wolfgang, gibst du mir bitte die Nagelschere.“ Dann wird ihr Ton schärfer, er möge sich beeilen, was los sei, warum er ihr nie zuhöre.

Sie wissen bestimmt, dass man das nicht soll. Was nicht soll? Ich zähle sie Ihnen nochmals in Anlehnung an den amerikanischen Paartherapeuten John Gottman auf, meine Variante der von ihm so genannten apokalyptischen Reiter; Vorzeichen eines sich anbahnenden Beziehungsendes, wenn, ja wenn Sie nicht aufwachen und alles tun, um das Beziehungsklima zu verbessern.

1. Verallgemeinerungen, Schuldzuweisungen, Vorwürfe. Auch wenn es sich momentan wie ein Ventil anfühlt, bitte tun Sie das sich und Ihrer Beziehung nicht an: Jene Person, die Sie irgendwann idealisierten, auf einmal nur noch abzuwerten, indem Sie pausenlos Fehler an ihr finden. Sie kritisieren mit „Immer“- und „Nie“-Aussagen. Damit vergiften Sie das Beziehungsklima.

2. Resignative oder genervte Körpersprache. Sobald Sie Ihre vormals Lieblingsperson sehen, fällt Ihnen innerlich gleichsam alles herunter? Sie fühlen sich matt, leer oder wütend und angefeindet? Dann haben Sie den Anschluss zu einem guten Betriebsklima Ihres Liebeshaushalts verloren. Und müssen wieder einen Draht zueinander bekommen, sodass die Funken sprühen. Sie erreichen das mit viel gutem Willen, Selbstdisziplin und dem Vorstoß zu wertschätzenden Gesten. Indem Sie einander zuhören und einander ausreden lassen. Und sich buchstäblich die Hand reichen.

3. Stimme. Sollten Sie nur noch vor sich brummen, knurren, seufzen oder stöhnen und es kaum noch ertragen, die eigentlich ja wertgeschätzte Person sich bewegen oder gar essen zu sehen, herrscht höchste Alarmstufe. Hier hilft oft nur noch der Weg in eine Paartherapie, um wieder eine Kultur des liebevollen Umgangs zu entwickeln, was in diesem Stadium der Entfremdung kaum noch ohne Anleitung gelingt.

4. Spott. Sobald Ihr Partner über Sie lästert, wo und wann es nur geht, bedeutet das ebenso Notfallmodus: Die Beziehung krankt. Das Klima ist untragbar und lässt kein angenehmes Zusammenleben zu. Was Sie noch tun können? Sich entschuldigen, die Partnerin oder den Partner vor anderen Menschen schlecht gemacht zu haben. Und das aus dem niedrigen Motiv heraus, sich selbst besser dastehen zu lassen, dem Partner die ganze Schuld zu geben. Das ist doch nur unwürdig und kindisch.

Fazit: Halten Sie sich lieber an den Ehrenkodex in der Liebe. Wie heißt es noch im „Kleinen Prinzen“: Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Bleiben Sie im Gespräch, anstatt sich zu vereinzeln und die andere Person zum Täter, sich selbst zum Opfer zu stilisieren. Aus Liebe kann durchaus Freundschaft werden, aber auch Hass und Feindseligkeit, wenn das Beziehungsklima unerträglich wird.

Auch Sie möchten ein Thema vorschlagen? Dann schreiben Sie mir: praxis@wogrollymonika.at

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