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Auf seiner Parte soll dereinst jener Spruch stehen, den er - auf Latein - einmal auf einem Grabstein in Apulien entdeckt hat, beginnt Gauß: "Er liebte die einsamen und die geselligen Stunden." Geselligkeit setze aber Gemeinsamkeit voraus, das Zusammensein von Gleichgesinnten, die sich am gegenseitigen Austausch erfreuen. Einer allein kann schlecht gesellig sein.
Kann man aber auch mit Familie oder mit Fremden gesellig sein, oder setzt das Freundschaft voraus, fragt Gauß. Und unterscheidet sich Gemütlichkeit von Geselligkeit? Was haben wir von organisierter Geselligkeit etwa im Vereinswesen zu halten? Solche Überlegungen ergänzt Gauß mit historischen Fundstücken wie der 1940, also mitten im Krieg, erschienenen Publikation "Wir haben Besuch. Kleines Handbuch der Geselligkeit".
Geselligkeit klinge ein wenig nach Biedermeier, könne aber auch im digitalen Chatroom ausgeübt werden, schließt Gauß, doch "gesellig verhalten wir uns erst, wenn wir beides achten, die Kunst des Gesprächs und den Respekt vor der persönlichen Sphäre, Nähe und Distanz, Neugier und Nachsicht, Ungezwungenheit und Formbewusstsein: auf dass wir uns als Gleiche daran erfreuen, verschieden zu sein".
(S E R V I C E - Karl-Markus Gauß: "Gedankenspiele über die Geselligkeit", Droschl Verlag, 48 Seiten, 12 Euro, ISBN: 978-3-99059-190-1)






