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Ehrenpreis des Buchhandels an Eva Menasse verliehen

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Menasse übte bei Preisverleihung auch Gesellschaftskritik
©APA, ROLAND SCHLAGER
Im Rahmen der Europäischen Literaturtage in Krems ist am Sonntagvormittag der mit 10.000 Euro dotierte Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an die österreichische Autorin Eva Menasse verliehen worden. In ihrer Dankesrede meinte Menasse: "Etwas ist grundsätzlich faul geworden im gesellschaftlichen Gebälk."

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"In Zeiten wachsender Polarisierung, politischer Vereinfachung und aggressiver Diskurse erhebt Eva Menasse ihre unverkennbare Stimme - differenziert, unbequem und präzise", erläuterte Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, die Entscheidung der Jury. Dem schloss sich auch der Politologe und Politikberater Ivan Krastev in seiner Laudatio an.

Eva Menasse zeigte sich "sehr gerührt" von der Auszeichnung, gerade vor dem Hintergrund einer Gegenwart, in der "Debatten immer feindseliger geführt" würden. Anhand der 2023 nicht zustande gekommenen Verleihung des Literaturpreises bei der Frankfurter Buchmesse an die palästinensische Autorin Adania Shibli und weiters am Beispiel des Berliner Journalisten Fabian Wolf zeigte Menasse konkrete Fälle von "Diffamierung, Propaganda und Hetze" in deutschen Medien auf. Insbesondere die damalige Stellungnahme von Carsten Otte nannte sie einen "Tiefpunkt des Kulturjournalismus".

In Deutschland herrsche ein "merkwürdiger moralischer Hochmut bei politischen und intellektuellen Eliten", merkte Menasse an. Das Klima sei in den letzten Jahren "sehr unangenehm" geworden, die Welt insgesamt "sehr binär und intolerant". Außerdem kritisierte Menasse einmal mehr das Vorgehen Israels in Gaza, aber auch jene, "die sich für die nazistische, mörderische Regierung in Israel in die Bresche werfen", um ihr schlechtes Gewissen angesichts der NS-Vergangenheit reinzuwaschen.

Auf die Frage von Moderatorin Katja Gasser (ORF) nach den Grenzen der Meinungsfreiheit antwortete Menasse, derzeit würde zu viel über Grenzen und zu wenig über Freiheit gesprochen: "Es soll und darf alles gesagt werden in der Kultur, was nicht unter das Strafgesetzbuch fällt." Abweichende Meinungen sollten zugelassen werden, eine Atmosphäre der "Hyperskandalisierung" sei hingegen abzulehnen. "Ungeheuerlich" findet Menasse die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Politikern: "Das ist eine brandgefährliche Entwicklung." Als Beispiel für gelingende Politik in Österreich nannte Menasse die Wohnbaupolitik der KPÖ in Graz.

Im literarischen Bereich plädiert Menasse für die literarische Gattung der Erzählung, die hierzulande von den Verlagen wenig geschätzt werde, im Gegensatz zum angelsächsischen Sprachraum. Bei der Erzählung müsse man viel genauer arbeiten als im Roman, Fehler würden deutlicher und schneller sichtbar.

Eva Menasse, geboren 1970, zählt zu den Mitbegründerinnen des PEN Berlin. Sie wurde bisher u.a. mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Friedrich-Hölderlin-Preis, dem Jonathan-Swift-Preis, dem Österreichischen Buchpreis, dem Bruno-Kreisky-Preis und dem Jakob-Wassermann-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien "Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne" (2023).

(S E R V I C E - Europäische Literaturtage, www.europaeischeliteraturtage.at. Hauptverband des Österreichischen Buchhandels, www.hvb.at)

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