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Kabarett-Shootingstar Dr.Bohl: "Völlig irre!"

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Dr.Bohl gibt der Stadt Zoomania einen Wiener Touch
©Starpix, Tuma, APA, Disney
Paulus Bohl, besser bekannt als kabarettistischer Shootingstar Dr.Bohl, leiht im neuen Disney-Animationsfilm "Zoomania 2" zwei Charakteren seine Stimme und verpasst ihnen einen wienerischen Einschlag. Aus Anlass des Kinostarts am 26. November sprach die APA mit dem 1996 geborenen Wiener, der einem breiten Publikum spätestens mit seiner Teilnahme bei "Dancing Stars" ein Begriff ist, über das Wienerische, Humor als Schutzmechanismus und die Frage, welches Tier er gerne wäre.

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APA: Schauen Sie Filme lieber im Originalton oder synchronisiert?

Paulus Bohl: Im Originalton. Eine lustige, gute Synchronisation ist aber ein Kunstwerk. Das gelingt spannenderweise vielen. Aber wenn man einen Film einmal in einer Sprache gesehen hat, prägen einen diese Begriffe und dann wird es schwer zu switchen. Und die Akustik, also die ganzen anderen Geräusche, werden schon ein bisschen eingespart in der Synchronvariante. Das ist im Original leiwander.

APA: Wie funktioniert das bei der Aufnahme, bekommen Sie da Regieanweisungen?

Bohl: Genau. Ich hatte den Regisseur in München im Ohr und der hat gemeint: "Mach einfach mal, wie du's spürst." Ich hab versucht, ein bisserl Wienerisch reinzubringen, aber meine Rolle ist ja sehr kurz. Dementsprechend ist es schwierig, das prägnant zu machen. Dann nimmt man verschiedene Varianten auf und die Regisseure wissen ja, was sie hören wollen und geben konkrete Anweisungen. Zum Beispiel "werde nach hinten raus ein bisschen höher, ein bisschen breiter", damit es sich richtig gut anhört. Das war spannend, weil ich noch nie im Stimmbereich gearbeitet habe.

APA: Kam das Wienerische aus Ihrer künstlerischen Freiheit oder war das Vorgabe?

Bohl: Das habe ich einfach so gemacht. Wenn ich in eine Rolle gehe, dann schwingt das meistens mit und der Einschlag war dann auch hier sehr willkommen. Das ist doch cool, oder? Dass ein Disney-Film sich jetzt ein bisschen wienerisch anhört - und das wegen mir. Völlig irre!

APA: Wann sind Sie zum ersten Mal auf die Idee gekommen, Ihre Stimme als Werkzeug zu verwenden?

Bohl: Der Kern von Dr.Bohl waren unterschiedliche Rollen. Da ist die Stimme essenziell, also die Art und Weise, wie du sprichst - hoch, tief, mit irgendwelchen kleinen Fehlern, Signatures, oder mit Wörtern, die du oft wiederholst. Das ist das Um und Auf, wenn du in einer Rolle bist. Ich komme auch über die Stimme in eine Rolle hinein. Erst wenn ich die Stimme mache, kommen die Körperbewegungen dazu. Über die Stimme passiert echt viel. Ich kann Leute ganz gut nachmachen - angenehmerweise. Das kommt immer gut an. Auch wenn ich privat etwas Witziges sage, gehe ich ganz oft ins Wienerische rein, obwohl ich im Alltag eher Hochdeutsch spreche.

APA: Im Film fällt einmal der Satz "Witze und Humor sind ein klassischer Schutzmechanismus"...

Bohl: Es stimmt sicher, dass man über ernste Sachen lachen kann, wenn man nicht wirklich darüber reden möchte. Ich glaube auch, dass das etwas ist, was uns Wienern oder uns Österreichern generell sehr liegt. Sich über alles lustig machen zu können, ist vielleicht so ein bisschen unsere Superpower. Egal, wie schwarz das auch sein mag. In meinem Fall war ich glücklicherweise immer witzig, wenn es eine gute Zeit war, und nicht, wenn es eine schlechte Zeit war. Also assoziiere ich das nur mit sehr positiven Gefühlen. Grundsätzlich versuche ich, mit so viel Leichtigkeit wie möglich durchs Leben zu gehen. Ich glaube, da tut man sich einen Gefallen.

APA: Der englische Originaltitel der Filme ist ja "Zootopia", wobei die klangliche Ähnlichkeit zur Utopie leider in der deutschen Übersetzung verloren geht. Worin besteht in Ihren Augen das utopische Potenzial dieser Filme im Sinne einer gesellschaftspolitischen Vision?

Bohl: In dem Film wird auf jeden Fall darauf Wert gelegt, dass die Unterschiedlichkeit uns als Gesellschaft stärker macht und dass viele Leute aus verschiedenen Bereichen am besten zum Ziel kommen, wenn sie es gemeinsam machen und zusammenarbeiten. Auch Freundschaft ist ein wichtiges Thema: Den Leuten beizustehen, die man sich ausgesucht hat, auch wenn es vielleicht mal nicht so rosig läuft - und auf deren Unterstützung auch umgekehrt zählen zu können. Und dieses Nicht-alles-so-hinnehmen, wie es einem von oben gesagt wird. Sondern sich selbst zuzutrauen, einen zweiten Blick zu riskieren, hinter den Vorhang zu schauen und auf sich selbst zu hören.

APA: Wenn Sie für den Rest Ihres Lebens ein Tier sein müssten, welches würden Sie sich aussuchen?

Paulus Bohl: Boah, für den Rest meines Lebens! Da muss ich mir überlegen, was praktikabel wäre. Kann ich dann reden? Oder bin ich auf meine tierischen Fähigkeiten beschränkt? Also aus dem Film am coolsten finde ich den Bürgermeister, diesen Hengst, mit der g'schissenen Frisur und dieser breiten Brust. Der taugt mir sehr, muss ich sagen. Die Marionette der Investoren, alles wurscht: Nur Showbusiness! Aber ich glaube, ich wäre eher ein Fuchs, nur die Wiener Variante. Ein bisschen abgefuckt, ein bisschen "was macht der da, wieso ist der so nah an den Menschen?". Aber lieb eigentlich, der bellt nur.

(Das Gespräch führte Cosma Kremser/APA)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Disney/Starpix/Tuma

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