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Clara Luzia packt für neue Band ihre "deutschen Hadern" aus

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Aktualisiert
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7 min
Clara Luzia ist eigentlich kein großer Fan von Sitzkonzerten
©APA, HANS KLAUS TECHT
Clara Luzia und ihre Band sind eigentlich nicht für wilde Rock'n'Roll-Exzesse bekannt. Trotzdem wollte die Wiener Sängerin und Songwriterin die Lautstärkeregler noch ein paar Stufen runterdrehen und hat vor ein paar Monaten - nomen est omen - die Formation The Quiet Version gegründet. Nun erscheint das Debütalbum "Horelia" mit "Sachen, die ich für meine Stammband nie geschrieben hätte", wie die Musikerin im APA-Interview sagt. Erstmals singt sie darauf auch auf Deutsch.

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Die Idee für The Quiet Version kam Luzia, weil Veranstalter bei ihr immer wieder Interesse für Sitzkonzerte bekundet hätten. "Es kamen so viele Anfragen von Venues, wo ich das Gefühl hatte, da passt meine Band nicht hin", denn selbige - seit zwei Jahrzehnten im weiten Feld des Indiepop erfolgreich - sei inzwischen "ein bisschen lauter geworden", verweist die Frontfrau auf "ausufernde Soundinfernos". Das bisherige Repertoire an infrage kommenden Locations einfach leiser zu spielen, war nie eine Option. "Unplugged? Da sträubt es sich bei mir ein bissl", schmunzelt die 1978 als Clara Luzia Humpel im niederösterreichischen Oberretzbach geborene Künstlerin.

Also musste eine neue Truppe her. An den Drums sitzt - wie bei der Stammband - Luzias Ehefrau Catharina Priemer-Humpel, wobei sie für The Quiet Version vorwiegend das Beserlschlagzeug auspackt. Sie ist neben der Sängerin das einzige Mitglied, das in beiden Bands spielt. Dazu kommen noch Keyboardklänge von Claudia Kottal, die hier ihre musikalische statt schauspielerische Seite auslebt, und - wichtiger für den Grundton der Platte - die Trompete von Kaya Meller sowie der Kontrabass von Judith Ferstl. Schon ist die weiche Sounddecke gestrickt, die sich über weite Strecken wie eine wärmende Hülle über die angeraute Stimme der Sängerin und zugleich über die Ohren der Hörerschaft legt.

Man kann sich die meisten "Horelia"-Songs live sehr gut in intimen Jazzclubs vorstellen. "Ich finde es nicht wahnsinnig jazzig", hakt Luzia ein. Die Instrumentierung verbreite vielleicht ein entsprechendes Flair, aber Puristinnen und Puristen hätten wohl keine Freude: "Die Jazz-Polizei würde schnell aufmarschieren", lacht sie. Interessant ist auch, dass Clara Luzia selbst "nicht so ein Fan" von Sitzkonzerten ist. "Als Performerin mag ich es nicht so gern, gegen einen unbeweglichen Monolithen anzuspielen, aber mit zunehmendem Alter passt es", weil man da auch mehr zu den einzelnen Liedern erzählen könne. Auch als Teil des Publikums steht sie als "Fluchttier" lieber "am Rand und in der Nähe einer Tür". "Die Cathi hat mich manchmal zu Sitzkonzerten mitgeschleppt - z.B. zu Nine Inch Nails. Zuerst habe ich mir gedacht: Das geht sich nicht aus. Aber: Im Sessel sitzen und schreien geht!"

Für "Horelia" hat Clara Luzia einerseits gut abgelegene Songs aus der Schublade geholt, "aber das meiste habe ich für diese Formation neu geschrieben". Das Auffälligste: Die Hälfte der Lieder hat deutsche Texte - sprachliches Neuland in der Karriere der Musikerin, die bisher stets auf Englisch gesungen hat. "Geschrieben habe ich immer schon auch auf Deutsch, aber nicht veröffentlicht. Jetzt habe ich mir gedacht: neue Band, neues Glück. Da kann ich jetzt meine deutschen Hadern auspacken, das geht sich aus." Freilich zensuriere sie sich viel mehr in ihrer Alltags- und Muttersprache als im Englischen: "Da denk' ich mir schon öfter: Das kann man so eigentlich nicht sagen." Bei den bisherigen Live-Terminen habe sie jedenfalls gemerkt, dass die Leute an deutsche Texte "mehr andocken" können: "Das fühlt sich gut an." Die Singer-Songwriterin kann sich sogar vorstellen, in mittlerer Zukunft bei The Quiet Version nur noch Deutsch zu singen.

Inhaltlich will Clara Luzia keinen roten Faden durch das neue Album erkennen. "Thematisch bin ich sowieso recht eintönig", findet sie. Wie lässt sich diese vermeintliche Eintönigkeit beschreiben? "Ich kann das schwer sagen ... Unser Sein in der Welt ... die kleinen Problemchen halt", lacht sie. Das Stück "Dinosaur" lässt an alte weiße Männer denken. Im Song "bla bla bla" über das Gerede der Leute, wenn man nicht so ganz den Vorstellungen der Allgemeinheit entspricht, kippt die gebürtige Oberretzbacherin verhalten, aber doch ein wenig in den Dialekt. "Das ist jetzt nicht mein Lieblingslied", betont sie: "Die anderen wollten, dass das unbedingt drauf kommt. Aber im Dialekt fühl ich mich nicht so wohl." Und was heißt das titelgebende "Horelia" - Betonung auf dem i - eigentlich? "Ich habe das Wort irgendwann plötzlich vor mich hin gesungen. In dem Lied selber geht es eigentlich um das Artensterben, aber ich wollte mich da nicht zensurieren und habe mir gedacht: Wird schon einen Grund haben, warum ich das singe. Und ich fand es vom Klang her schön."

Der Song, der vielleicht am ehesten nach aktueller Bestandsaufnahme der Weltlage klingt, ist "Utopie". Er dreht sich um Hoffnung in hoffnungslosen Zeiten. "Ich habe ihn eigentlich schon 2018 oder noch früher geschrieben. Da war er noch ziemlich schiach", erinnert sich die Musikerin. Der Refrain blieb mehr oder weniger unverändert, die Strophen habe sie jetzt anlässlich des Bandprojekts noch einmal komplett neu geschrieben. "Und ich finde auch, dass der Text leider sehr gut zur Gegenwart passt."

(Das Gespräch führte Thomas Rieder/APA)

(S E R V I C E - Clara Luzia & The Quiet Version im März 2026 live u.a. in Linz (5.3., Posthof), Salzburg (6.3., Arge), Wien (23./24.3., Stadtsaal); https://claraluzia.com/)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT

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