News Logo
ABO

Innsbrucker Medientag stellte Vertrauen in Medien auf den Prüfstand

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
++ ARCHIVBILD ++ Junger Medienkonsum ist "radikal anders"
©APA, dpa, Sebastian Kahnert
Beim diesjährigen Medientag der Universität Innsbruck ist am Donnerstag das Vertrauen in Medien auf den Prüfstand gestellt worden. Unter der Leitfrage "Vertrauen ist gut, Medien sind besser?" ging es um einen etwaigen Vertrauensverlust etablierter Medien, aber auch Chancen in einem sich wandelnden Medienmarkt. Auf wissenschaftlicher und praktischer Ebene erörterten ExpertInnen aus universitärer Ebene und der Praxis, wie sich Medien in diesem neuen Umfeld behaupten können.

von

"Vertrauen ist ein essenzieller Wert, der unsere Gesellschaft zusammenhält", sagte eingangs Janette Walde, Vizerektorin der Universität Innsbruck für Lehre und Studierende. "Die Geschwindigkeit, mit der Informationen verbreitet werden, hat eine neue Realität geschaffen". Nun sei es wichtig, diese "Dynamik der neuen Medienlandschaft zu verstehen".

Moser Holding-CEO Silvia Lieb stellte die wichtige Rolle von Qualitätsmedien auch in Zeiten von "KI-generierten Inhalten und Fake News" in den Vordergrund. Die Frage von Vertrauen in Medien sei eine universelle. Qualitätsmedien würden demnach durch das Einordnen von Informationen und "sorgfältige Recherche" auch "Orientierung bieten". Medien müssten indes auch ein breites Publikum ansprechen und mit Leserinnen und Lesern in den Austausch gehen, so Lieb.

Stefan Gadringer (Paris Lodron Universität Salzburg) warf die Frage auf: "Wer wird gehört, wenn jeder sprechen kann?". Eine immer größere werdende Personengruppe habe Bedenken bei Online-Inhalten und deren Vertrauenswürdigkeit, meinte der Forscher mit Verweis auf entsprechende Daten. Verantwortlich gemacht dafür würden vor allem sogenannte Online-Persönlichkeiten, skeptisch betrachtet würden vorwiegend soziale Medien oder Video-Plattformen. Im Zweifel würden wiederum verstärkt Nachrichtenmedien konsultiert - diese seien demnach weiterhin "wichtige Referenz für vertrauenswürdige Inhalte".

Das Vertrauen junger Menschen könne man im Grund recht einfach zurückgewinnen, resümierte Stefan Apfl vom Digitalverlag hashtag.jetzt: "Indem wir Journalismus für junge Menschen machen." Das Medienkonsumverhalten sei, vereinfacht gesagt, bei Personen unter 30 "radikal anders". Dementsprechend müsse Journalismus von CreatorInnen lernen und dementsprechende Formate entwickeln. Man müsse etwa "dorthin gehen, wo die Zielgruppen sind", sich für "neue Formen öffnen" und jungen Talenten vertrauen.

Medienvertrauen sei immer auf einer Beziehung zwischen den Medien und den jeweiligen NutzerInnen begründet, erläuterte Ilka Jakobs von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Fundamentales Misstrauen könne zu seltener Mediennutzung, weniger Information über das politische Geschehen und in weiterer Folge geringeres Vertrauen in die Demokratie führen. "Vertrauensentscheidungen laufen meist unbewusst ab", betonte die Wissenschafterin. Daten aus Langzeitstudien würden durchaus Grund zu Optimismus bieten, so Jakobs - etwa wenn es um als besonders wichtig eingeschätzte Themen gehe.

Bei einer abschließenden Podiumsdiskussion stand schlussendlich wiederum unter anderem Künstliche Intelligenz (KI) im Fokus. "KI wird nicht vor Ort gehen können oder mit Menschen sprechen können", sagte APA-Chefredakteurin Maria Scholl zur Frage nach deren Einsatz im Journalismus. Dieser müsse sich auf seinen Kern besinnen und klar machen, was Journalismus unterscheide vom reinen "Erstellen von Content". Es gehe aber auch darum, Wege zu finden, KI für Medien sinnvoll nutzbar zu machen. Matthias Krapf, Chefredakteur der "Tiroler Tageszeitung", schloss wiederum mit Beispielen für neue Wege im Journalismus, die Grund zu Optimismus böten: So sei die "TT" etwa mit ihrer intensiven Berichterstattung über das Fußball-Unterhaus seit mehreren Monaten äußerst erfolgreich. Auch Scholl meinte abschließend mit einem Blick in die Zukunft: "Es gibt keinen Grund, mehr Angst als Zuversicht zu haben".

Der jährliche Medientag an der Universität Innsbruck stellt eine Zusammenarbeit der Universität Innsbruck mit der "Tiroler Tageszeitung" und der APA-Austria Presse Agentur dar, als Medienpartner war Radio Freirad mit an Bord. Er fand heuer zum 20. Mal statt.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER