Lord Louis Mountbatten, prägend für Prinz Philip und dessen Sohn Prinz Charles. Ein populärer Lord von "monströser Eitelkeit".
Steckbrief Lord Louis Mountbatten
Geburtsdatum: 25. Juni 1900
Gestorben am: 27. August 1979
Geburtsort: Frogmore House, Windsor, Vereinigtes Königreich
voller Name: Louis Francis Albert Victor Nicholas Mountbatten
Beruf: Ehemaliger Generalgouverneur und Vizekönig von Indien
Eltern: Viktoria von Hessen-Darmstad, Ludwig von Battenberg
Geschwister: Alice von Battenberg, George Mountbatten, Louise Mountbatten
Ehepartnerin: Edwina Ashley (verh. 1922–1960)
Kinder: Patricia Knatchbull, 2.Gräfin Mountbatten von Burma, Pamela Hicks, Lady Pamela Carmen Louise Mountbatten
Nationaler Kriegsheld, Glamourfigur des Hochadels und "Liquidator des Imperiums". Auf Lord Louis Mountbatten traf eine Vielzahl von glorifizierenden bis vernichtenden Bezeichnungen zu. Vor 50 Jahren, am 20. Februar 1947 erhielt der Urenkel der Kaiserin Victoria die seinem Ego schmeichelnde Ernennung zum Vizekönig von Indien, in Verbindung mit dem äußerst schwierigen und undankbaren Auftrag, diese "Perle des Empire" nach fast zwei Jahrhunderten britischer Präsenz in die Unabhängigkeit zu führen.
In Indien, damals größter und reichster Teil des weltumspannenden britischen Machtbereichs, tobte längst Bürgerkrieg zwischen Moslems, Sikhs und Hindus. Blutiger Protest richtete sich auch gegen die Kolonialherren, ungeachtet der eindringlich gepredigten Aufforderung Mahatma Gandhis zum gewaltlosen Widerstand. Bis spätestens Juni 1948 sollte der Problembesitz mit rund 400 Millionen Menschen als Staat auf eigenen Füßen stehen. Mountbatten, den eine enge Freundschaft mit dem späteren ersten Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru verband, setzte die Unabhängigkeit des Subkontinents quasi im Eilverfahren bis zum 15. August 1947 durch und blieb dann noch ein knappes Jahr Generalgouverneur in Neu Delhi.
Die mit der Unabhängigkeit erfolgte Teilung der "Perle" in das hinduistische Indien und das moslemische Pakistan führte zu Massenflucht und einer Welle der Gewalt mit unzähligen Toten. Mountbattens Kritiker und Feinde machten den Vizekönig für das Blutbad verantwortlich, da er die Herrschaft der Krone zu schnell beendet hatte. Doch in Indien erreichte der Lord eine ungeahnte Popularität. Über die Richtigkeit seiner politischen Entscheidungen streiten Historiker bis heute.
Woher kommt der Namen "Mountbatten"?
Ohne Zweifel trat Lord Mountbatten als Vizekönig in Indien als der letzte große Repräsentant der Weltmacht Großbritannien auf. Er stellte den Aristokraten aus dem Bilderbuch dar. Verwandt mit praktisch allen Herrscherhäusern Europas, lebte er seine Rolle als extrovertierter, lächeld-arroganter Lord, dessen Menge an Orden und Auszeichnungen alle Rekorde schlug. Mountbatten kam am 25. Juni 1900 in Windsor als Ludwig Franz von Battenberg, Sohn eines aus Hessen stammenden Prinzen, zur Welt. Sein Vater, von 1912 bis 1917 Erster Seelord (Chef des Admiralstabs), verlor sein Amt wegen seines deutschen Namens während des Ersten Weltkriegs, die Familie nannte sich fortan Mountbatten.
Der junge Adelige begann mit 13 Jahren als Seekadett in der Royal Navy seine steile Marinelaufbahn - obwohl, wie Kritiker anmerkten, er im Zweiten Weltkrieg keine entscheidende Schlacht gewonnen, dafür aber einige Schiffe unter seinem Kommando verloren hatte. Von 1943 bis 1946 war Mountbatten Oberkommandierender der Alliierten in Südostasien, in diesen Zeitraum fiel die Rückeroberung Burmas von den Japanern. Nach Ende seines Indienauftrages 1948 übernahm er verschiedene hohe Marinekommandos, war Chef der britischen Flotte im Mittelmeer und dann NATO-Befehlshaber in diesem Gebiet (11952-54), dann wie sein Vater Erster Seelord (1955-59) und Stabchef der britischen Flotte, 1959-65 Chef des britischen Verteidigungsstabes. 1965 übertrug ihm die Krone das Ehrenamt des Gouverneurs der Insel Wight.
Lord Mountbattens Beziehung zu Prinz Philip und Prinz Charles
Eine besonders enge Beziehung hatte Lord Louis Mountbatten sowohl zu seinem Neffen Prinz Philip als auch zu dessen Sohn, Prinz Charles. Er war maßgeblich an der Anbahnung der Ehe des ersteren mit der Thronfolgerin Elisabeth beteiligt und stellte dem Paar seinen Landsitz Broadlands für die Flitterwochen zur Verfügung. Seinem Großneffen Charles war Mountbatten über viele Jahre hinweg Mentor, Freund und Ersatzvater. Auch Charles suchte in Beziehungsfragen Rat bei seinem Großonkel. Der soll ihm, bezüglich dieses Themas folgenden Rat übermittelt haben: "Ich glaube, in einem Fall wie dem deinen, sollte ein Mann seine Hörner abstoßen und so viele Liebschaften wie möglich haben." Wie viel Einfluss der Lord schlussendlich auf Charles und seine Damenwahl hatte, bleibt ungewiss. Es wird spekuliert, dass Louis Mountbatten, aktiv daran mitgewirkt hätte, dass die Ehe zwischen Prinz Charles und Camilla Shand nicht zustande kommt. Camilla Shand heiratete daraufhin Andrew Parker Bowles, bevor sie 2005 schlussendlich den Thronfolger Charles ehelichte.
Spitzname "Dickie"
Innerhalb der königlichen Familie wurde Mounbatten auch "Onkel Dickie" genannt. Der Name rührt daher, als dass seine Urgroßmutter Königin Victoria vorschlug, er solle den Spitznamen "Nicky" tragen. Um jedoch Verwechselungen mit den zahlreichen "Nickys" in der russischen Zarenfamilie zu vermeiden, entschied man sich für "Dickie".
Attentatsopfer der IRA
Der letzte britische Vizekönig fiel einem Anschlag der erbittersten Gegner der Krone zum Opfer. Vor dem westirischen Hafenort Mullaghmore jagten irische Terroristen am 27. August 1979 die Jacht Mountbattens in die Luft. Großbritannien nahm in einem Staatsbegräbnis von dem populären Lord Abschied.
Fünfeinhalb Jahre nach Mountbattens Tod erschien eine offizielle Biographie. Autor Philip Ziegler* konnte zahlreiche Unterlagen einsehen - und kratzte am Lack der Glorie. Seine Pannen als See-Offizier wurden darin ebenso offenbart wie die Hintergründe seiner 1922 geschlossenen Ehe mit der ein Jahr jüngeren millionenschweren und schönen Edwina. Die Affären der Lady nährten wildeste Gerüchte im ganzen Empire. Mountbattens Biograph traf nach dem Quellenstudium aber auch Feststellungen über den Charakter des Lords. Er beschreibt ihn von "monströser Eitelkeit" und "rücksichtslosem Ehrgeiz", attestiert ihm aber auch "sehr große Toleranz".
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