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Liebes Leben: Welchen Einfluss die Jahreszeiten auf die Libido haben

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Monika Wogrolly

©Bild: Matt Observe

Paarungszeiten: Wenn alles ringsum knospt und keimt, nimmt die Paarungsbereitschaft oder einfach nur die Flirtlaune zu. Wann aber ist die beste Zeit für die Liebe, und wann läuft es wohl eher nur auf einen kurzen Verliebtheitsrausch hinaus?

Frühling

Mehr Licht im Frühling regt unvermittelt die körpereigene Produktion der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin an. Nach der Kälte fühlt es sich wieder richtig gut an, draußen zu sein, die soziale Winterruhe zu beenden. Endlich raus aus den eigenen vier Wänden und unter Menschen sein. Das Bedürfnis nach sozialen Kontakten, neuen Bekanntschaften, Aktivitäten, aber auch nach Flirten, Sex, Kuscheln und Körperkontakt steigt. Bei angenehmen Außentemperaturen sind wir schlichtweg offener und schauen nach möglichen Partnerinnen oder Partnern aus, auch wenn das nicht sofort das Ende einer bestehenden Beziehung und echte Bindungsbereitschaft bedeutet.

Sommer

Im Sommer neigen wir zu einer durch Leichtigkeit gekennzeichneten, naiven, spielerischen Haltung gegenüber unseren Mitmenschen, und auch gegenüber „Fremden“. Knall auf Fall können visuelle Reize in uns Begehren, Sehnsucht, ja Verliebtheit wecken: Nicht umsonst spricht man von einer Sommerliebe und vom Urlaubsflirt. Und von mehr Nähe, einem tieferen Empfinden von Sexualität und dem Bedürfnis nach Berührung und Hautkontakt durch weniger Textil auf der Haut. Blanke Tatsachen wirken auch verlockender als winterlich vermummte Silhouetten. Der Rückgang von Melatonin sorgt für mehr Wachheit, eine gelöste Stimmung und auch ein unkritischeres Paarungsverhalten. Das Fremdgehrisiko und Kurzaffären nehmen zu.

Herbst

Im Herbst kommt es je nach Wettersituation schnell wieder zum sozialem Rückzug. Und einer kritischeren Haltung in der Liebe, wobei man das freilich nicht standardisiert betrachten sollte. Wir neigen allenthalben durch die „äußere Abkühlung“ vermehrt dazu, in einer Partnerschaft nach Wärme und Halt zu suchen. Die Bindungsbereitschaft steigt mit diesem Bedürfnis: So kann aus einem Flirt bei niedrigeren Außentemperaturen viel eher etwas Festes werden. Die Zweisamkeit und das Vertrauen werden durch das Zusammensein forciert. Erwiesenermaßen werden im Herbst Dating-Apps forciert genutzt, um der drohenden Winterstarre, der Einsamkeit und Isolation vorzubeugen.

Winter

In der kalten Jahreszeit möchte der „Innere-Kind-Anteil“ wieder auf seine Rechnung kommen: Kuschelseminare werden von Singles besucht oder fokussiert nach Mr. oder Mrs. Right gesucht, um gemeinsam über die Eiszeit zu kommen. Wenn die Dämmerung früher anbricht, der Melatonin-Spiegel steigt, wird durch Kuscheln und Sex Oxytocin im Körper produziert, was die Sehnsucht nach Geborgenheit ankurbelt sowie die Bindungsbereitschaft verstärkt. Gleichzeitig geht oft der Antrieb zum Flirten zurück, Glühweinstände und Après-Ski ausgenommen.

Fazit: Die wahre Liebe ist eine Entscheidung

Im Sommer verliebt man sich wohl schneller. Verantwortlich dafür ist ein hormoneller Mix aus Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und Oxytocin – Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen: Auf Idealisierung folgt oft Abwertung.

Man entliebt sich ebenso schnell wie man sein Herz verlor. Verliebtheit kann Bindung möglich machen, nicht garantieren. Tiefe Gefühle wachsen wie Frühlingsblumen. Daher ist die wahre Liebe eine Entscheidung – unabhängig von Botenstoffen und dem Wechsel der Jahreszeiten.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 42/25 erschienen.

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