Casinos Austria steht wie kaum ein anderes Unternehmen für Glücksspiel. Kultur wiederum gilt als tiefgründig, planvoll, sinnstiftend. Wie lässt sich beides glaubhaft verbinden? Ein Gespräch mit Thomas Lichtblau, Managing Director von Casinos Austria, über gesellschaftliche Verantwortung, moralische Fragen und warum Sponsoring mehr ist als Imagepflege.
Herr Lichtblau, Casinos und Kultur – das klingt zunächst wie ein Widerspruch. Was verbindet diese beiden Welten?
Das kann natürlich als Gegensatz wahrgenommen werden, ist aber keiner. Zunächst einmal ist unsere Marke seit 1968 am Markt etabliert und steht für Qualität, Vertrauen und Nachhaltigkeit. Als verlässlicher Konzessionsnehmer tragen wir die Verantwortung, Glücksspiel in geordnete, sichere Bahnen zu lenken – ein Auftrag, den wir sehr ernst nehmen. Aber darüber hinaus verstehen wir uns als gesellschaftlicher Akteur, der Menschen zusammenbringt. Kultur ist in diesem Sinne keine PR-Maßnahme, sondern ein Dialogfeld. Sie steht für Kreativität, Innovation, Austausch. Und darin gibt es sehr wohl Überschneidungen – beides spricht die Sinne an und lebt vom Erleben, vom Perspektivwechsel sowie vom Miteinander. Unsere Casinos sind Orte der Begegnung – und Kultur gehört für uns ganz selbstverständlich dazu.
Also doch Imagepflege – nur eleganter verpackt?
Ich finde, es geht um Kohärenz. Unser Engagement muss zu unserer Haltung passen. Viele unserer Casinos sind beispielsweise in denkmalgeschützten Gebäuden untergebracht, unsere Unternehmensgeschichte ist eng mit regionaler Verankerung und gesellschaftlichem Beitrag verbunden. Das zeigt sich auch in der Breite unserer Kultursponsorships und sozialen Partnerschaften – vom Burgtheater bis zu kleineren regionalen Organisationen. Wir fördern nicht, um gut dazustehen, sondern weil es unserer inneren Überzeugung entspricht, dass wirtschaftlicher Erfolg mit gesellschaftlichem Nutzen einhergehen muss. Wir zeigen Einsatz, weil wir es wollen, nicht weil wir müssen.
Ein großes Wort in diesem Zusammenhang ist „Verantwortung“. Wie definieren Sie Ein großes Wort in diesem Zusammenhang diese für ein Glücksspielunternehmen?
Verantwortung bedeutet für uns, Glücksspiel so anzubieten, dass es seriös, sicher und verantwortungsvoll bleibt. Natürlich ist Spielen ein menschliches Bedürfnis. Aber unsere Aufgabe ist es, einen verantwortungsvollen Rahmen zu schaffen – etwa mit sozialer Kontrolle, geschultem Personal und dem Einsatz von Technologie zur Prävention und zum Monitoring. Wir haben lückenlose Informationen über das Spielverhalten unserer Gäste. Wenn sich auffälliges Verhalten zeigt, greifen automatische Prüfprozesse: Screenings, Informationsund Beratungsgespräche, Bonitätsabfragen, im Ernstfall eine Spielverhinderung. Ja, es braucht Eigenverantwortung. Aber unser System schützt – so gut wie kein anderes in Europa.
Es ist unsere innere Überzeugung, dass wirtschaftlicher Erfolg mit gesellschaftlichem Nutzen einhergehen muss
Sie sind mittlerweile vier Jahre im Unternehmen. Wie hat sich Ihr Blick auf diese Branche verändert?
Anfangs war ich, das gebe ich offen zu, noch ein wenig im Rechtfertigungsmodus. Ich kam aus der Konsumgüterbranche bzw. dem Einzelhandel. Glücksspiel schien moralisch schwieriger zu kommunizieren. Heute sehe ich: Wir betreiben dieses Geschäft maximal verantwortungsvoll, transparenter und gewissenhafter als viele Branchen. Niemand bei uns will, dass der Besuch eines Casinos problematisch vom Individuum empfunden wird. Unser Interesse ist eine lebenslange, gesunde Beziehung zu unseren Gästen.
Ein Beispiel für langfristige Beziehung ist Ihre Partnerschaft mit den Bregenzer Festspielen – seit 1980. Wie bleibt so eine Kooperation über Jahrzehnte stabil?
Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe, getragen von gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamen Werten. Uns verbindet mehr als nur die räumliche Nähe zwischen Casino und Festspielhaus in Bregenz. Es geht um Einzigartigkeit, Haltung, um Verlässlichkeit – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Trotzdem stehen Sponsorships immer wieder als Erstes auf der Kürzungsliste, wenn es wirtschaftlich eng wird. Wie gehen Sie damit um?
Natürlich schauen wir genau hin, welche Partnerschaften strategisch am besten zu unserem Markenkern passen und auch leistbar sind. Aber Sponsoring ist für uns kein „niceto-have“. Wer Verlässlichkeit als Markenwert kommuniziert, muss sie auch leben. In guten wie in schlechten Zeiten. Deshalb setzen wir auf langfristige Kooperationen, die über reines Logo-Placement hinausgehen. Wenn es schwieriger wird, versuchen wir gemeinsam mit unseren Partnern, neue Modelle zu finden – finanziell wie inhaltlich.
Wie messen Sie den gesellschaftlichen Wert solcher Engagements?
Es gibt klassische KPIs: Bekanntheit, Markenwahrnehmung, Besucher:innenzahlen, Marktforschung. Aber vieles läuft auch über Haltung und Wirkung, die sich nicht unmittelbar in Zahlen fassen lassen. Mit unserem Programm „Unser Einsatz für Österreich“ kombinieren wir beispielsweise Sponsoring mit Corporate Volunteering und direkter sozialer Unterstützung. Das erzeugt Resonanz, Vertrauen, berührt und wirkt genau dort, wo Unterstützung am dringendsten benötigt wird.
Wer trifft bei Ihnen die Entscheidung, ob ein Projekt unterstützt wird oder nicht?
Am Anfang steht immer die Strategie: Passt es zur Marke, zur Ausrichtung, zu unseren Werten? Gleichzeitig braucht es Menschen, die mit Herz und Überzeugung dabei sind. Sponsoring ist nie rein rational. Es ist ein Commitment. Deshalb hat bei uns auch niemand ein Interesse an „Pflichtsponsorships“, die bloß der Bilanz oder dem Reputationsmanagement dienen.
Wenn Sie Ihr Kultursponsoring als Spiel beschreiben müssten – welches wäre es?
Schöne Frage. Es wäre auf jeden Fall ein Livegame. Also eines, bei dem es um Kommunikation, Interaktion, Atmosphäre und Erlebnis geht. Ein Spiel, das verschiedene Perspektiven zulässt, Beobachtung und Handlung verlangt – genau wie ein guter Theaterabend oder ein klug kuratiertes Festival.
Casinos Austria: Verantwortung zeigen
Seit der Unternehmensgründung 1968 ist gesellschaftliche Verantwortung in der Satzung verankert. Die Casinos Austria AG und die Österreichischen Lotterien GmbH engagieren sich für ein breites kulturelles und soziales Angebot. Sie sind etwa bereits seit 1980 Hauptsponsor der Bregenzer Festspiele und seit 2004 Hauptsponsor von Burg- & Akademietheater. Partnerschaften gibt es mit der Volksoper Wien und den Vereinigten Bühnen Wien.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche regionale Kultursponsorships und Inklusionsprojekte. Dazu gehören Angebote für blinde und sehbehinderte Menschen in Form von Audiodeskriptionen, Braille-Programmen und Tastführungen. Das soziale Engagement reicht von der Österreichischen Krebshilfe, Die Tafel Österreich oder „Unser Einsatz für Österreich“. Seit 2015 wurden zudem rund eine Million Euro für karitative Zwecke gespendet.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.35/2025 erschienen.