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Karl Bushby: In 27 Jahren zu Fuß um die Welt

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Karl Bushby

©IMAGO / Anadolu Agency

Seit 1998 ist Karl Bushby unterwegs – zu Fuß, ohne Unterbrechung. Die sogenannte Goliath Expedition führte den Briten durch 25 Länder, über 47.000 Kilometer weit. Jetzt steht der letzte Abschnitt seiner ungewöhnlichen Weltumrundung bevor.

Ein Mann, ein Ziel, ein halbes Leben zu Fuß

Am 1. November 1998 startete Karl Bushby seine Reise im südlichsten Zipfel Chiles. Sein Plan: Die Welt zu Fuß umrunden – ohne dabei ein einziges Mal ein Transportmittel zu benutzen oder vorzeitig in die Heimat zurückzukehren. Heute, rund 27 Jahre später, ist das Ziel endlich greifbar nahe: seine Heimatstadt Hull in England, die er frühestens im September 2026 erreichen möchte.

Bushby, ein ehemaliger Fallschirmjäger, nannte seine Unternehmung Goliath Expedition. Der Name ist nicht zufällig gewählt. Die Route umfasst über 58.000 Kilometer und durchquert 25 Länder – von Südamerika über Nordamerika, Russland, Zentralasien und den Kaukasus bis nach Europa. Immer zu Fuß, mit einem umgebauten Golfwagen – seinem „Biest“ – im Schlepptau, das bis zu 90 Kilogramm Ausrüstung trägt.

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Die geplante Route

 © Wikimedia Commons

Extrembedingungen statt Komfort

Bushbys Weg war nicht nur lang, sondern auch geprägt von physischen und politischen Herausforderungen. In Alaska angekommen, stellte sich ihm 2006 die Beringstraße in den Weg – 85 Kilometer Packeis und eiskaltes Wasser. Mit Neoprenanzug, Schlitten und einem russischen Begleiter wagte er die Überquerung. Zwei Wochen dauerte die Passage – am Ende wurden beide wegen illegalen Grenzübertritts festgenommen und für 58 Tage inhaftiert.

Ex-Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, damals Gouverneur der russischen Region Tschukotka, setzte sich schließlich für Bushby ein. Dennoch folgten Jahre voller Visa-Probleme, Zwangspausen und Rückschläge – etwa durch die Finanzkrise 2008 oder den russischen Angriff auf die Ukraine, der eine geplante Route verhinderte. Um von Kasachstan nach Aserbaidschan zu gelangen, schwamm Bushby 2023 über das Kaspische Meer – 259 Kilometer in 31 Tagen, begleitet von einem Boot.

Ich mag das Gehen überhaupt nicht. Es schmerzt, ist zermürbend und langweilig wie die Hölle.

Karl Bushby

Routine als Überlebensstrategie

Gegenüber dem Schweizer Tages-Anzeiger hat Bushby offen zugegeben: „Ich mag das Gehen überhaupt nicht. Es schmerzt, ist zermürbend und langweilig wie die Hölle.“ Dennoch half ihm eine tägliche Routine aus 30 Kilometern Marsch dabei, den Fokus nicht zu verlieren. Seine Beweggründe blieben über die Jahre konstant: keine Abkürzungen, keine Rückkehr, bevor der letzte Schritt getan ist.

Finanziell startete er mit lediglich 500 US-Dollar. Über weite Strecken lebte er von dem, was Menschen ihm gaben: Essen, ein Bett, Unterstützung. Auch eine Filmproduktion über sein Leben wurde zum finanziellen Anker.

Karl Bushby 1998-2017 Highlights

Nähe und Distanz

So konsequent Bushby seinen Weg verfolgte, so deutlich sind die persönlichen Kosten: langjährige Trennung von Familie und Freunden, kaum Kontakt zu seinem Sohn, keine dauerhaften Beziehungen.

Dass sich seine Weltreise dem Ende zuneigt, bereitet ihm gemischte Gefühle. Nach fast drei Jahrzehnten nomadischen Lebens wird die Rückkehr zur Normalität zur nächsten Herausforderung. Um dem entgegenzuwirken, gründete er eine Non-Profit-Organisation zur Wissenschaftsvermittlung – als möglichen neuen Lebensinhalt.

Die letzten 3.000 Kilometer

Rund 3.000 Kilometer trennen Bushby noch von Hull. Der Ärmelkanal könnte noch ein diplomatisches Hindernis darstellen: Er möchte durch den Eurotunnel, die Zustimmung der Behörden steht jedoch noch aus.

Auch wenn der letzte Schritt noch aussteht – eines ist klar: Karl Bushby hat eine der ungewöhnlichsten Langzeitexpeditionen unserer Zeit vollzogen. Und trotz aller Strapazen bleibt für ihn laut Tages-Anzeiger ein zentraler Gedanke: „Wenn du dein Leben ändern willst, mach den ersten Schritt. Dann den nächsten. Dann den nächsten.“

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