Karl Habsburg: "Das ist so spießig, so kleinlich "

Der Kaiserenkel Karl Habsburg hadert mit seiner Geltung im heutigen Österreich. Verneint, verteufelt und doch verklärt - in diesem Spannungsfeld verortet er seinen ehemaligen Herrscherclan

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Interview - Karl Habsburg: "Das ist so spießig, so kleinlich "
© Bild: Ricardo Herrgott

News: Herr von Habsburg, gibt es heute noch Menschen, die Sie mit "Kaiserliche Hoheit" ansprechen?
Karl Habsburg:
Ja, natürlich gibt es die.

Ist das nicht doch ein wenig spooky?
Nein, es ist ganz und gar nicht spooky. Denn ich beziehe das nicht auf mich persönlich, sondern gehe davon aus, dass die Menschen das aus Respekt vor meinen Vorfahren tun. Diese Dinge widerfahren mir ja schon mein ganzes Leben hindurch, und ich habe bereits als Kind miterlebt, wie das bei meinem Vater der Fall war. Ich sage mir in solchen Situationen: Da hat eben jemand Kenntnis von der Geschichte und Respekt vor der Geschichte und reagiert entsprechend. Warum denn auch nicht?

Es gibt sie also noch, diese Habsburger-Wehmut, dieses Gefühl der Heimatlosigkeit, aus dem heraus Menschen - wie Franz Ferdinand Trotta in Joseph Roths "Kapuzinergruft" - am Sarkophag des Kaisers Halt suchen?
Das ist eine komplexe Frage, die ich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten kann. Ich tendiere aber dazu, sie mit Ja zu beantworten. Es gibt Menschen, die sagen, dass die Geschichte meiner Familie viel Positives gebracht hat und dass man dieses Positive auch in der Jetztzeit umsetzen sollte. Natürlich gibt es unter ihnen auch reine Nostalgiker, das ist doch klar. Aber das kommt gerade in Österreich sehr stark zur Geltung, weil es hier auch genau das Gegenteil gibt - die Leute, die zwar in den alten Palais leben, aber alles, was mit der Geschichte zu tun hat, verneinen und verteufeln.

Sie meinen die Bürgerlichkeit, die Einzug in die prunkvollen Palais gehalten hat?
Nein, ich meine die Berufsrepublikaner, diese Strömung ist in Österreich besonders stark ausgeprägt. Das sind Menschen, die glauben: Weil etwa beim Spaziergang durch Wien die habsburgische Geschichte doch relativ übermächtig präsent ist, müssen wir deren exaktes Gegenteil entsprechend stark heraushängen lassen. Daraus ergibt sich natürlich ein gewisses Spannungsfeld. Der Name Habsburg kann Türöffner sein, aber er ist auch Türverschließer; und man spürt schon, dass es nicht übermäßig viele Leute gibt, die dem Namen komplett wertneutral gegenüberstehen.

Die Nachkommen der Habsburger

Das Buch, das nun im Vorfeld Ihres 60. Geburtstags in Österreich erscheint, trägt den Titel "Karl von Habsburg". Es trägt also einen Namen als Titel, den Sie in Österreich aufgrund des "von" gar nicht führen dürften. Warum?
Der Buchtitel soll keine Provokation sein, aber ich stehe dennoch unverrückbar auf dem Standpunkt: Mein Vater war Otto von Habsburg, und daran besteht kein Zweifel, nicht einmal in Österreich. Das war sein Name, das war, wenn Sie so wollen, seine Brand. Und ich bin nun einmal sein Sohn, auch daran besteht hoffentlich kein wirklicher Zweifel. Nun, und aus alldem schließe ich automatisch, dass ich Karl von Habsburg bin. Das bin ich auf der ganzen Welt, nur in Österreich nicht, und auf der ganzen Welt ist das völlig normal, da würde niemand auf die Idee kommen, das in Zweifel zu ziehen. Nur in Österreich werde ich anonym angezeigt, wenn ich diesen Namen verwende.

© 2020 Luc Castel/Getty Images Habsburg mit Kindern und Exfrau: Tochter Eleonore (3. v. l.) hat im Sommer des Vorjahres in Monaco den Rennfahrer Jérome d'Ambrosio geheiratet

Und das scheint Sie trotz Ihres Lächelns zu kränken.
Ach nein, ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Das nehme ich bewusst auf die leichte Schulter, denn das ist so spießig, so kleinlich, dass ich es wirklich nur noch unter dem humoristischen Aspekt sehen kann. Es amüsiert mich, dass sich Menschen darüber derart aufregen. Verzeihen Sie, aber es ist mir völlig wurscht, wie ich genannt werde, weil ich da mittlerweile wirklich schon alles gehört habe.

Was denn noch alles?
Karl Habsburg, Karl von Habsburg, Herr Doktor, und das, obwohl ich nur einen Ehrendoktor habe. Der Bruno Kreisky nannte mich aufgrund meiner damaligen Charge beim Bundesheer einmal Herr Fähnrich.

Und das ist für einen Offizier eine ziemlich niedrige Charge. Worauf führen Sie Österreichs problematisches Verhältnis zu Titeln zurück?
Wenn ich jetzt als Kinderpsychologe Doktor Prügelpeitsch auftreten würde, würde ich sagen: Es hängt damit zusammen, dass Adelsprädikate in Österreich verboten wurden, und was verboten ist, wird sofort viel interessanter. Wahrscheinlich interpretieren das andere anders, aber ich glaube, das ist schon so.

Sie bemerkten einmal in einem "Spiegel"-Interview, in Deutschland herrsche nicht so ein "Komplex gegenüber Titeln" ...
...und hier herrscht er, dabei bleibe ich. Diese skurrile Einstellung gegenüber Titeln, akademischen wie Adelsprädikaten, fällt auch jedem auf, der aus dem Ausland kommt, das ist eine Sache, die den Österreicher wesentlich mehr bewegt als den Rest Europas.

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Sie sagen, der "Sissi-und-Franz-Trubel" gehe Ihnen auf die Nerven und Sie hätten noch nie einen "Sissi"-Film gesehen. Kaiserliche Hoheit, ist das nicht ein klein wenig kokett?
Vielleicht ja, vielleicht ist das von der Aussage her etwas kokett, ich bekenne mich schuldig. Aber gesehen habe ich trotzdem noch keinen.

Dabei ist der Mythos von "Franzl und Sissi", der Mythos vom "alten Kaiser", doch der massentaugliche Teil der Brand Habsburg. Warum diese ostentative Abgrenzung?
Weil man da zwei Dinge auseinanderhalten muss - das eine: Um zu sehen, wie viel Kitsch in Verbindung mit verklärten Geschichtsbildern sich um unseren Namen entwickelt hat, muss man nur in eines der unzähligen Souvenirgeschäfte gehen. Das andere, wesentlich wichtigere: Mit dem Namen Habsburg sind komplett andere Dinge verbunden, nämlich - nicht zuletzt durch unsere Paneuropa-Tätigkeit - ein modernes Mitteleuropabild und eine Reihe von festen Wertvorstellungen, die mit diesen leicht operettenhaften, zuckersüßen Torten und Franzl-Häferln nichts zu tun haben.

Aber all diese Dinge, ob man sie nun mag oder nicht, stehen in Summe für "gute alte Zeit". Warum wehren Sie sich so vehement gegen diese Assoziation?
Aber ich wehre mich nicht gegen sie, überhaupt nicht, ich stelle sie nur fest -und ich stelle auch fest, dass es zu jener Bipolarität des Namens Habsburg beiträgt, über die wir vorher sprachen. Auf der einen Seite gibt es diese seichte, touristische Seite, von der hier viele leben -auf der anderen Seite darf hier ein Habsburger praktisch nichts machen und unterliegt noch immer speziellen Gesetzen. Es gibt Verfassungsgesetze gegen uns, unsere Familie wurde enteignet. Aber ganz ehrlich: Auch dieses ewige Spannungsfeld amüsiert mich heute schon fast.

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Zugespitzt formuliert: "Man hat unsere Familie schäbig behandelt, wie kommen die jetzt dazu, mit uns den großen Reibach zu machen." Ist es das?
Ja, das hat man. Und nein, in dem Fall geht es mir nicht um den Reibach. Es geht darum, dass man einerseits die Geschichte völlig verklärt und andererseits die Konsequenzen dieser Geschichte verdammt. Und das kann so nicht funktionieren, das funktioniert so auch in keinem anderen Land. Da sind wir bei einem Punkt, wo ich sage: Österreich ist anders. Egal, ob nun in Deutschland, der Westukraine, in Italien oder Kroatien, um nur einige Regionen zu nennen: überall konstatiere ich eine viel normalere, völlig ungezwungene Einstellung gegenüber unserer Familie. Wenn ich die letzten zehn, fünfzehn Jahre jetzt einmal ausklammere, so wurde der Habsburg-Bezug ja auch im österreichischen Geschichtsunterricht oft als dezidiert negativ dargestellt.

»Die Berufsrepublikaner - diese Strömung ist in Österreich besonders stark ausgeprägt«

Wenn wir Sisi und Franzl und den Glam der Ringstraße einmal beiseite lassen, so stehen die Habsburger in der öffentlichen Wahrnehmung für "erzkonservativ" und "erzkatholisch". Empfinden Sie diese Zuschreibungen als despektierlich?
Ja, denn ich bin keinesfalls "erz-", ich bin kein Radikaler. Ich bin gewiss wertekonservativ, aber sicher nicht verhaltenskonservativ, das kann mir keiner vorwerfen. Und -ich bin weder links noch rechts.

Nur fürs Protokoll: Ein Linker sind Sie definitiv nicht.
Historisch betrachtet würde ich mich nicht unbedingt als links bezeichnen, das stimmt. Aber ich würde mich auch nicht als Rechten bezeichnen, dieser ganze braun-nationale Einheitsgatsch ist für mich ebenso abzulehnen wie die Linke.

Haben Sie Angst vor dem Tod?
Nein, überhaupt nicht.

Karl von Habsburg: Kaiserenkel zwischen den Zeiten gibt es hier*

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In dem neuen Buch werden sie wie folgt zitiert: "Ich bin der Überzeugung, dass ich lange im Fegefeuer rösten werde." Ist das nicht irgendwie angsteinflößend?
Das hat nichts mit Angst vor dem Tod zu tun. Er ist unsere einzige Gewissheit, und vor diesem Fixum Angst zu haben, ist eine völlig vergeudete Kraftanstrengung. Was danach passiert: Ich bin der Überzeugung, dass wir alle die Möglichkeit haben, in den Himmel zu kommen, das ist Fixbestandteil meines Glaubens. Und dass man möglicherweise für seine Verfehlungen eine entsprechende Sühne auf sich nehmen muss, gehört für mich natürlich auch dazu.

Beichten Sie oft?
Ich beichte regelmäßig.

»Ich bete mit dem seligen Kaiser Karl, in ihm habe ich einen Fürsprecher im Himmel«

Nun haben Sie, und das haben wenige, mit Kaiser Karl den Luxus eines seliggesprochenen Großvaters. Beten Sie auch zu ihm?
Ich versuche, mit ihm zu beten, weil ich weiß, dass ich in ihm einen Fürsprecher im Himmel habe. Ich kann ihn bitten, mich in meinem Gebet in meinen Anliegen zu unterstützen. Aber beten tue ich dennoch ausschließlich zu Gott.

Sie stehen dem Orden vom Goldenen Vlies vor, dem St. Georgs-Orden. Leitmotivisch geht es da um "die Pflege der Ritterlichkeit" und "einer ritterlichen Lebensauffassung". Worin besteht denn nun Ihre angewandte Ritterlichkeit?
Darin, für die eigenen Grundprinzipien auch einzustehen. Was vielen Menschen abhandengekommen ist, ist die Bereitschaft, sich im Rahmen eines gesellschaftlichen Konfliktes zu exponieren und auch bereit zu sein, dafür Kritik einzustecken. Das ist für mich einer der wesentlichsten ritterlichen Grundwerte - auch wenn ritterlich jetzt vielleicht etwas abgehoben klingen mag.

Sie sagen, Sie erwarten einen Konflikt zwischen den großen Religionen auf der einen Seite und der "entmenschlichten Vorstellung einer völlig wertefreien Welt" auf der anderen Seite. Erklären Sie das bitte.
Jeder spricht vom Konflikt Christentum gegen Islam, das ist Mainstream. Ich sehe das anders: Die Wertegrundlagen unserer Gesellschaften stammen allesamt aus den Religionen, die sind nicht selbstständig aus sich gewachsen. Wenn man nun die Religion, welche auch immer, aus dem Leben herausrevidiert, führt das zwangsläufig zu einem Werteverlust.

Nennen Sie bitte ein Beispiel. Wofür lohnt es sich, einen Wertestreit zu führen?
Etwa für den umfassenden Schutz des Lebens in der gesamten Diskussion über Sterbehilfe, die ich komplett ablehne, und natürlich auch in der Frage der Abtreibung. Der Wert und der Schutz des Lebens wurde über die Religion in unseren Wertekanon aufgenommen, nun droht er verloren zu gehen.

Sie verglichen das Abtreibungsmedikament Mifegyne einmal mit der Todesstrafe. Würden Sie das heute anders formulieren?
Das weiß ich nicht, darüber müsste ich länger nachdenken. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Wenn man sich die Diskussionen in den USA anschaut und dabei die letzten drei, vier Jahre überblickt, so sieht man, dass das nach wie vor ein Thema ist, das von breiten Teilen der Bevölkerung aktiv diskutiert wird. Man tut ein komplexes Thema zu leicht ab, wenn man sagt, das Recht jeder Frau auf Abtreibung bestehe ganz automatisch. Aber bitte akzeptieren Sie, dass ich mich zu dieser Frage sehr ungern äußere, denn sie kann zu sehr missverständlichen Diskussionen führen.

Ihrem Glauben zufolge ist die Ehe ein heiliges Sakrament. Vor diesem Hintergrund erscheint nicht relevant, weshalb Sie sich scheiden ließen, in Österreich wird jede dritte Ehe geschieden. Die Frage ist vielmehr: Wie ist das vor dem Hintergrund Ihres Wertekanons überhaupt nur denkmöglich?
Indem ich zur Kenntnis nehmen muss, dass wir als Menschen nicht perfekt sind. Und dass wir Fehler haben und machen. Und dass die zu Problemen und Konsequenzen führen, die man ursprünglich niemals haben wollte -das ist nun einmal so.

Es gibt also trotz des starken Wertefundaments gewisse Ausnahmen?
Das ist sehr traurig, aber ich habe es zu akzeptieren. Ich bin weit davon entfernt, perfekt zu sein. Wenn ich behaupten würde, mein Leben wäre perfekt, dann wäre das eine völlig unglaubhafte Lüge.

Laut Wikipedia lebten Sie seit 2003 von Ihrer Frau getrennt. Dieser Tage haben Sie nun eingeräumt, bereits seit zwei Jahren geschieden zu sein. Wieso durfte die Öffentlichkeit das nicht eher erfahren?
Auf eine Sache lege ich großen Wert: Ich habe in absoluter Übereinstimmung mit Francesca noch nie, auch nicht in den besten Zeiten unserer Ehe, mein reines Familienleben an die Öffentlichkeit getragen und ich machte es auch nicht in den schlechteren. Ich habe noch nie eine Homestory gemacht, das ist eine prinzipielle Frage zum Schutze unseres Privatlebens.

© Privatarchiv Karl Habsburg Ein Schnappschuss mit den Kindern Gloria, 21, Eleonore, 26, und Ferdinand, 23

Und nun sind Sie mit der Geschichte Ihrer Scheidung und Ihrer neuen Partnerin, der aus Portugal stammenden Christian Reid, plötzlich auf dem Titelblatt der "Sonntagskrone".
Ach, schauen Sie, ich weiß doch, dass rund um meinen 60. Geburtstag ohnedies Storys rund um meine Person aufbrechen. Auch wenn ich das bedaure, so ist das wirklich keine Überraschung. Nun habe ich eben versucht, durch inhaltliche Kontrolle eine gewisse Dramatisierung zu vermeiden.

Es heißt, Sie hätten ausgerechnet in der Kapuzinergruft vor dem Sarkophag Ihrer kaiserlichen Großmutter Zita um die Hand Ihrer Frau angehalten, indem Sie fragten: "Würde es dir gefallen, hier begraben zu werden?"
Und jetzt werfen Sie mir den Kitsch vor.

Nein, ich frage Sie: Ist diese Form des Heiratsantrags nicht doch ein klein wenig überspannt?
Also dazu muss man wissen: Die Frage an sich war für Francesca ja keine echte Überraschung, wir waren uns ohnedies bereits im Klaren. Offen war nur, wann ich die Frage auch formal stelle, und ich fand das auf diesem Wege fast unterhaltsam. Ich habe da nicht versucht, sehr tiefgründig und Erwin-Ringel-haft zu erscheinen. Aber ja, selbstverständlich, ich habe dabei schon ein wenig mit der Geschichte kokettiert.

Wenn die Frage für Ihre Braut überraschend gekommen wäre...
...dann hätte ich es als normale und positive Reaktion empfunden, wenn sie davongelaufen wäre, gar keine Frage.

© Privatarchiv Karl Habsburg Mit der neuen Partnerin, der Portugiesin Christian Reid, entspannt am Nil

Stichwort Kapuzinergruft: Werden auch Sie dereinst dort zur letzten Ruhe gebettet?
Das müssen Sie irgendwann einmal meine Kinder fragen, das kann ich nicht beantworten. Prinzipiell ist die Kapuzinergruft die bedeutendste Grablege der Habsburger - und sie ist eine aktive Gruft, keine rein historische Stätte. Dabei würde ich es gerne belassen.

Aber wenn ja, dann mit oder ohne Herz?
Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen: Wenn man in einer Gruft wie der Kapuzinergruft beigesetzt wird, werden die sterblichen Überreste automatisch nach gewissen Maßgaben behandelt. Deswegen wäre es in dem Fall wahrscheinlicher, dass mein Herz woanders beigesetzt würde. Aber nochmals: Ich spreche hier im reinen Konjunktiv.

Sie hatten bereits vor ein paar Monaten Corona, war das für Sie etwas Gravierendes?
Überhaupt nicht, ich habe das kaum gespürt. Ich hatte Fieber und habe ein bisserl gehustet, hatte aber keinerlei Schmerzen. Ich wurde getestet, war positiv und bin eben zwei Wochen daheim geblieben, fertig.

»Ob Präsident Van der Bellen derzeit einen kaiserlichen Sendeauftrag hat? Aber sicher!«

Was wäre denn in schwierigen Zeiten wie diesen der gesellschaftspolitische Sendeauftrag eines Monarchen? Und hat Präsident Van der Bellen derzeit eine Art kaiserlichen Sendeauftrag?
Aber sicher, da sehe ich momentan keinen sehr großen Unterschied. Ich glaube, der Auftrag des Kaisers wäre in dieser Situation derselbe: Er müsste Zuversicht geben und Zusammenhalt vermitteln, aber auch eine gewisse Disziplin -und das macht heute auch der Bundespräsident.

Macht er das gut?
Ich habe keine Kritik an ihm. Zumindest nicht in dieser Frage.

Kaiser Karl, Ihr Großvater, argumentierte, vereinfacht gesagt, wie folgt: "Sorry, ich kann ja gar nicht abdanken, denn mein Herrschaftsauftrag kommt direkt von Gott." Heißt: Der Verzicht auf eine politische Funktion ist dem obersten Habsburger zwar möglich, nicht aber jener auf die Kaiserwürde. Sind damit nicht zwangsläufig auch Sie mit einer gewissen Kaiserwürde ausgestattet?
Zunächst ja, so kann man die Gedankenwelt meines Großvaters zusammenfassen -aber es war nicht nur seine, es war jene der damaligen Zeit, die sich in der langen Geschichte bis zu ihm hinauf erhalten hat. Dieser klare Bezug zu einem göttlichen Auftrag ist mit der Funktion des Kaisers einhergegangen -und die habe ich nicht mehr. Natürlich habe ich als Familienchef gewisse Aufgaben, aber die sind rein pragmatisch, nicht esoterisch. Ich will einer Familie vorstehen, die für unumstößliche Werte steht, nicht für uneingeschränkte Macht.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Ausgabe Nr. 49/20